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Thomas Middelhoff hält sich für unschuldig.
© dpa

Landgericht sieht Fluchtgefahr: Thomas Middelhoff bleibt in Haft

Thomas Middelhoff muss im Gefängnis bleiben. Der Haftbefehl gegen den 61-jährigen Ex-Manager wird nicht ausgesetzt. Die Liste seiner juristischen Auseindersetzungen ist lang.

Der wegen Untreue und Steuerhinterziehung zu drei Jahren Gefängnis verurteile Ex-Manager Thomas Middelhoff bleibt in Untersuchungshaft. Das bestätigte ein Sprecher des Landgerichts Essen.

Das Landgericht Essen hat Middelhoff wegen Untreue und Steuerhinterziehung zu drei Jahren Haft verurteilt. Im Mittelpunkt des Prozesses standen Flüge mit Charterjets und Hubschraubern, die er über die Firma abgerechnet hatte. Zudem ging es um eine Festschrift für einen ehemaligen Mentor Middelhoffs. Sein Anwalt Winfried Holtermüller hat angekündigt, gegen den Richterspruch vorzugehen. Er dürfte damit vor dem Bundesgerichtshof landen. Middelhoff selbst sitzt derzeit in Untersuchungshaft - das Gericht sieht Fluchtgefahr.

Middelhoff stand oder steht in mehrerer juristischen Auseinandersetzungen im Zentrum. Das Oberlandesgericht Hamm beschäftigt sich derzeit mit zwei Fällen: Im Rechtsstreit um Sonderzahlungen und Abfindungen für den ehemaligen Arcandor-Chef Middelhoff steht einem Gerichtssprecher zufolge am 10. Dezember eine Entscheidung an. Das Landgericht Essen hatte Middelhoff zu einer Zahlung von 3,4 Millionen Euro an den Arcandor-Insolvenzverwalter verurteilt - es ging dabei um Sonderzahlungen. Beide Seiten gingen gegen das Urteil vor, es landete beim OLG Hamm.

In einem zweiten Rechtsstreit läuft dem Gerichtssprecher zufolge noch die Beweisaufnahme vor dem OLG Hamm. Hier hat der Arcandor-Insolvenzverwalter ehemalige Vorstände und Aufsichtsräte auf Schadenersatz verklagt - insgesamt geht es aus seiner Sicht um rund 175 Millionen Euro. Er argumentiert, es sei zu Pflichtverletzungen beim Verkauf und der anschließenden Rückanmietung von Karstadt-Warenhäusern gekommen. Das Landgericht Essen hatte hier 2012 entschieden, Middelhoff und andere ehemalige Arcandor-Vorstände hätten beim Verkauf eines Warenhauses Pflichten verletzt. Middelhoff weist die Vorwürfe zurück.

Ermittlungen laufen auch bei der Staatsanwaltschaft Bochum, unter anderem war vom Verdacht der Insolvenzverschleppung die Rede. Die Behörde war nach der Pleite des Karstadt-Mutterkonzerns auf den Plan getreten und hatte unter anderem auch Wohn- und Geschäftsräume Middelhoffs durchsuchen lassen. Middelhoffs Anwalt Sven Thomas hatte dies als "Aktion für die Galerie" kritisiert. "Dieser Komplex ist noch offen", sagte ein Sprecher der Bochumer Anklagebehörde.

Middelhoff selbst hat vor dem Landgericht Köln das Bankhaus Sal. Oppenheim in einem Zivilprozess verklagt. Middelhoff hatte in acht Immobilien-Fonds investiert, unter anderem auch in Karstadt-Warenhausimmobilien. Er sieht sich vom Bankhaus und dem Immobilien-Unternehmer Josef Esch als falsch beraten an und will sein Geld zurück. Die Chancen dafür stehen nicht allzu gut: Der zuständige Richter Stefan Singbartl hat gesagt, in einer ersten Einschätzung sehe er "recht ungünstige Aussichten für die Klage". Mit Esch laufen Middelhoffs Anwalt Holtermüller zufolge noch Gespräche.

Vor dem Landgericht Köln hat die Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz zudem das Bankhaus Sal.Oppenheim und ihren einstigen Vermögensberater Esch in einem Zivilverfahren auf Schadenersatz von rund 1,9 Milliarden Euro verklagt. Ihr Vermögen sei gegen ihren ausdrücklichen Willen riskant in Arcandor-Aktien angelegt worden, sie sei falsch beraten worden. Die Beklagten weisen die Vorwürfe entschieden zurück. Richter ist auch hier Singbartl. Ex-Arcandor-Chef Middelhoff trat in dem Prozess als Zeuge auf.

Eine Rolle spielt die Arcandor-Pleite auch im Untreue-Prozess gegen Mitglieder der ehemaligen Führungsspitze des mittlerweile zur Deutschen Bank gehörenden Bankhauses Sal. Oppenheim sowie Esch. Im Zentrum stehen hier aber strittige Immobilien-Transaktionen. Middelhoff trat auch hier als Zeuge auf.

Unabhängig von Arcandor ist Middelhoff vor einiger Zeit auch ins Visier der Staatsanwaltschaft München geraten. Gemeinsam mit mehreren Deutsche-Bank-Managern wird er verdächtigt, als Zeuge im Prozess um die Pleite des Kirch-Medienkonzerns nicht die Wahrheit gesagt zu haben. Deutsche-Bank-Co-Chef Jürgen Fitschen wurde deswegen bereits angeklagt, die Ermittlungen gegen Middelhoff dauern der Ermittlungsbehörde zufolge an. (rtr)

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