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Opel gehört jetzt zu Peugeot Citroen PSA - das verschlechtert die CO2-Bilanz der Franzosen.
© Frank Rumpenhorst/dpa

Klimabilanz europäischer Hersteller: SUV-Boom bremst Autobauer aus

Deutsche Hersteller werden nach einer aktuellen Prognose die ab 2021 geltenden CO2-Ziele aus heutiger Sicht nicht erreichen – es drohen milliardenschwere Strafzahlungen.

Der Erfolg großer und leistungsstarker Limousinen und Geländewagen wird sich für deutsche Autobauer in wenigen Jahren rächen. Nach einer aktuellen Prognose können BMW, Daimler und Volkswagen die ab 2021 geltenden CO2-Grenzwerte nicht erreichen – es sei denn, es gelingt ihnen kurzfristig, deutlich mehr Fahrzeuge mit alternativen Antrieben zu verkaufen. Wie anderen europäischen Autokonzernen auch drohen ihnen Strafzahlungen in Milliardenhöhe.

Zu diesem Ergebnis kommt die Londoner Unternehmensberatung PA Consulting in einer bereits zum fünften Mal erstellten Analyse der europäischen Automobilindustrie, die dem Tagesspiegel vorliegt. Demnach werden aus heutiger Sicht nur vier von elf untersuchten Herstellern ihre Grenzwerte für CO2-Emissionen in Europa erreichen. Alle anderen werden mit 95 Euro für jedes Gramm CO2 über dem Zielwert zur Kasse gebeten.

Das klingt wenig, wird in der Summe aber teuer. So würden nach PA-Berechnungen, die auch von den Herstellern genutzt werden, allein für den VW-Konzern rund 1,7 Milliarden Euro an Strafe fällig. Für Opel/PSA etwa 700 Millionen Euro, BMW müsste 600 Millionen Euro zahlen und Daimler etwa 200 Millionen Euro.

Volvo voraus. Der Hersteller mit chinesischem Eigentümer verbannt 2019 den Verbrenner.
Volvo voraus. Der Hersteller mit chinesischem Eigentümer verbannt 2019 den Verbrenner.
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Dagegen wird Volvo das CO2-Ziel wohl klar erreichen, weil der Hersteller ab 2019 keine Autos mit reinem Verbrennungsmotor mehr bauen will. Auch Toyota (hohe Hybrid-Quote), Renault- Nissan (hoher E-Auto-Anteil) und Jaguar Landrover (kein Volumenhersteller) schaffen der Prognose zufolge ihre Ziele.

Ab 2021 dürfen alle neu zugelassenen Pkw in der EU im Schnitt maximal 95 Gramm CO2 pro Kilometer ausstoßen. Dies entspricht einem durchschnittlichen Verbrauch von 3,6 Liter Diesel oder 4,1 Liter Benzin. Für jeden Hersteller gilt dabei ein individuelles CO2-Ziel, das sich vor allem am Durchschnittsgewicht der jeweiligen Fahrzeugflotte bemisst – ein Kompromiss, mit dem die EU den deutschen Herstellern entgegen gekommen ist. Fahrzeuge, die weniger als 50 Gramm CO2 ausstoßen, dürfen außerdem mehrfach in der gesamten Flottenwertung des Herstellers berücksichtig werden („Supercredits“).

„Die Hersteller müssen sich radikal verändern, wenn sie ihre CO2-Emissionsziele noch erreichen wollen“, sagte der Autor der Studie, Thomas Göttle, dem Tagesspiegel. Die drohenden Strafzahlungen seien dabei für die Unternehmen weniger unangenehm als der Imageschaden, der entstehe, wenn sie ihre Umweltziele erneut nicht einhielten. „Deshalb rechne ich damit, dass die Konzerne alles versuchen werden, um die Prognose zu widerlegen und die CO2-Ziele doch noch zu erreichen“, sagte Göttle.

Elektroautos kommen zu spät

Dies dürfte allerdings nicht leicht werden. Zwar haben die Unternehmen jüngst massive Investitionen in die Elektromobilität angekündigt, bis die E-Fahrzeuge auf der Straße sind, werden aber noch etliche Jahre vergehen. „Die Entwicklung kommt zu spät“, sagte Göttle. Stattdessen wird den Autobauern die Diesel-Krise und der wachsende Anteil von SUVs an den Verkaufszahlen zum Verhängnis. Fast jeder vierte verkaufte Neuwagen ist hierzulande ein SUV. Diesel-Motoren stoßen zwar jeweils weniger CO2 als vergleichbare Benziner aus, sie werden aber bevorzugt in großen, PS-starken Geländewagen verbaut. So wird bereits seit Jahren, wie berichtet, der CO2-Vorteil des Diesels im Gesamtmarkt aufgezehrt, weil die Autos im Bestand immer schwerer und leistungsstärker werden. Sinkende Markanteile für den Diesel verhageln den Herstellern zusätzlich die CO2- Bilanz. „Dass es so schnell gehen würde, hätte ich vor zwei Jahren nicht für möglich gehalten“, sagte Göttle.

Aus diesen Gründen ist zum Beispiel auch Peugeot-Citroen (PSA) im Ranking von Platz eins deutlich zurückgefallen. Zum einen reagiert der Hersteller wegen seines hohen Diesel-Anteils besonders sensibel auf die Kaufzurückhaltung, zum anderen ist der SUV-Anteil bei PSA nach dem Kauf von Opel/Vauxhall gestiegen.

Die Londoner PA-Experten erwarten, dass die Hersteller die deutlich strengeren CO2-Grenzwerte nach 2021 (diskutiert werden 67 bis 78 Gramm CO2 pro Kilometer) leichter erreichen werden, weil sich die Elektromobilität Mitte des kommenden Jahrzehnts durchsetzt. „Schon ab 2020 werden Diesel und Elektromodelle bei den Kosten gleichauf liegen“, sagte Thomas Göttle. „Der Diesel ist spätestens dann ein Auslaufmodell.“ Um 2027 werde es dann auch eine Kostenparität von E-Autos und Benzinern geben.

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