Energiewende: Strom wird teurer – vermutlich im nächsten Frühjahr
Ökostromumlage und Netzgebühren steigen auch in Berlin. Vattenfall hat zuletzt im April 2014 die Preise erhöht, im zweiten Quartal 2016 könnte der nächste Schritt kommen.
Höhere Gebühren für die Nutzung der Stromnetze sowie eine höhere Förderung der erneuerbaren Energien führen womöglich zu einem weiteren Anstieg des Strompreises. In Berlin dürfte das aber voraussichtlich nicht vor dem zweiten Quartal 2016 passieren. Marktführer Vattenfall hatte hier zuletzt zum 1. April 2014 die Preise in der Grundversorgung um 2,36 Prozent angehoben. Am Donnerstag teilte die Vattenfall-Tochter Stromnetz Berlin mit, dass die Gebühren für die Netznutzung um acht Prozent auf 5,79 Cent/Kilowattstunde steigen werden. Ursächlich dafür ist eine Preiserhöhung um 26 Prozent, die der Betreiber des Übertragungsnetzes (50 Hertz) dem Betreiber des Verteilnetzes (Vattenfall) in Rechnung stellt. Die höheren Kosten für den Betrieb des Übertragungsnetzes ergeben sich wiederum aus dem hohen Regelungsbedarf, der sich durch die zunehmende Einspeisung von Strom aus Wind und Sonne im Netz ergibt.
Die Ökoumlage steigt auf 6,354 Cent
Der höhere Anteil der Erneuerbaren, die inzwischen mehr als ein Viertel des Stroms liefern, lässt auch die Ökostromförderung steigen. Im kommenden Jahr erhöht sich die Umlage, wie berichtet, von 6,17 auf 6,354 Cent je Kilowattstunde. Die Verbraucher werden dann insgesamt 22,9 Milliarden Euro an Fördermitteln für den grünen Strom aufwenden müssen.
„Die Energiepreise werden für die Wirtschaft in Berlin immer mehr zum Bremsklotz“, kommentierte das Christian Amsinck von den Unternehmensverbänden in Berlin-Brandenburg. Und Ulrich Grillo, Präsident des Bundesverbandes der Industrie (BDI), prophezeite weitere Strompreisanstiege, „wenn die Politik nicht endlich beherzt gegensteuert“. Im vergangenen Jahr hatte Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) reformiert, um mit weniger Förderung und mehr Marktmechanismen die Kosten des Ökostroms in den Griff zu bekommen. Für Grillo entlarvt sich das nun als „Wunschdenken“. Auch deshalb, weil die Erdverkabelung von Hochspannungsnetzen die Endverbraucher zusätzliche Milliarden kosten werde.
Die Grünen schimpfen über die Kohle
Der Bundesverband Erneuerbare Energie hält trotz höherer Ökoumlage und Netzentgelten sinkende Strompreise für möglich. Nach Berechnungen des Verbandes könnte ein Haushalt mit einem Stromverbrauch von 3500 Kilowattstunden um 8,40 Euro plus Mehrwertsteuer im nächsten Jahr entlastet werden, wenn die fallenden Börsenstrompreise von den Stromhändlern an die Kunden weitergegeben würden. Eine eigene Erklärung für den Anstieg der Ökostromabgabe haben die Grünen: Da es „keine angemessenen Abgaben für Umwelt- und Klimaschäden auf Kohlestrom gibt, können die Kraftwerke ihren Strom zu Dumpingpreisen auf den Markt schmeißen“, meinte die Bundestagsabgeordnete Julia Verlinden. Durch das Überangebot an Strom falle der Börsenpreis. Der wäre damit weitaus niedriger als die garantierte Einspeisevergütung, die die Produzenten von Ökostrom bekommen. Eine Lücke, die immer größer werde und von einer entsprechenden größeren Ökostromabgabe gedeckt werden müsse. Und: Große Teile der Industrie würden nach wie vor von der Abgabe freigestellt. Trotzdem, so argumentiert wiederum Industriechef Grillo, seien die Industriestrompreise hierzulande mit die höchsten in Europa.
Wer über einen generellen Wechsel des Stromanbieters nachdenkt, seine Versorgung auf Ökostrom umstellen möchte oder langfristig Geld sparen will, der kann sich über den folgenden Stromrechner informieren.