Deutsche Post: Streik kostet Post 100 Millionen Euro
Der Ausstand der Brief- und Paketzusteller kostet die Deutsche Post mehr als erwartet: insgesamt 100 Millionen Euro. Das drückt die Gewinnaussichten. Noch dazu gibt es Probleme im Frachtgeschäft.
Der wochenlange Streik bei der Deutschen Post war ärgerlich und teuer. Und zwar nicht nur für die Kunden, sondern auch für den Konzern. 100 Millionen Euro hat der Ausstand die Deutsche Post gekostet, zeigt der Zwischenbericht, den Konzernchef Frank Appel am Donnerstag vorgelegt hat. Seine Gewinnprognose für das Gesamtjahr musste er deshalb deutlich senken: Appel geht nun noch von einem operativen Gewinn von 2,95 bis 3,1 Milliarden Euro aus. Zuvor war noch von 3,05 bis 3,2 Milliarden Euro die Rede gewesen.
Der Streik scheint den Konzern daher härter getroffen zu haben als erwartet. Fast einen Monat lang hatten Brief- und Paketzusteller der Deutschen Post im Juni ihre Arbeit ruhen lassen. Kunden warteten zum Teil wochenlang auf Lieferungen. Selbst heute, gut einen Monat nach Streikende, berichten Onlinehändler, dass noch immer längst nicht alle ihrer Pakete zugestellt worden seien.
Langfristig sollen 10.000 Mitarbeiter in Paketgesellschaften arbeiten
Mit dem Streik hatte die Gewerkschaft Verdi vor allem die Gründung von 49 regionalen Paketgesellschaften verhindern wollen, in denen Mitarbeiter schlechter bezahlt werden sollen als im Mutterkonzern. Durchsetzen konnten sich die Arbeitnehmervertreter damit nicht. „Aktuell sind bereits 6700 Mitarbeiter in den neuen Gesellschaften“, sagt Finanzchef Larry Rosen am Donnerstag. „Das Ziel von 10.000 Mitarbeitern bis 2020 werden wir in jedem Fall erreichen.“
Langfristig könnte das dem Konzern helfen, die Kosten zu senken. Kurzfristig drückt der wochenlange Ausstand kräftig auf den Gewinn. Im zweiten Quartal brach das operative Ergebnis um fast ein Fünftel ein auf 537 Millionen Euro. Experten zeigten sich überrascht. „Die Erwartungen waren schon nicht besonders hoch, aber die Zahlen fielen zum Teil noch schlechter aus als befürchtet“, sagte ein Händler. Ablesen war die Enttäuschung auch prompt am Aktienkurs. Die Papiere der Deutschen Post fielen mit minus 3,6 Prozent am Donnerstag so stark wie sonst kein anderer Wert im Leitindex Dax.
Da half es auch wenig, dass Appel versuchte Zuversicht zu verbreiten. „Wir werden alle unsere über das Jahr 2015 hinaus formulierten Ziele erreichen“, versprach er. So will der Konzern langfristig zum Beispiel vom weiter wachsenden Internethandel profitieren. Appels Ziele sind ambitioniert. Er geht davon aus, den operativen Gewinn bis 2020 um durchschnittlich mehr als acht Prozent jährlich steigern zu können. Dazu sollen die DHL-Sparten mit einem durchschnittlichen Wachstum des operativen Gewinns von zehn Prozent und der Bereich Post, E-Commerce, Parcel – kurz Pep – von etwa drei Prozent beitragen.
Im Frachtgeschäft gibt es Probleme
Dabei gibt es auch nach dem Streikende noch Probleme im Konzern. Zum Beispiel im Frachtgeschäft, das rund ein Viertel zum Konzernumsatz beiträgt und entsprechend wichtig für die Post ist. Doch die Gewinne im internationalen Speditionsgeschäft gehen nun schon seit Oktober 2013 zurück. Im zweiten Quartal diesen Jahres sank der Gewinn dort um mehr als die Hälfte auf 40 Millionen Euro. Die Probleme sind bekannt: Die Konkurrenz im Frachtgeschäft ist groß, der Preisdruck stark. Um darauf zu reagieren, hat der Konzern bereits 300 Millionen Euro in ein neues IT-System investiert: Arbeiteten die Mitarbeiter in der Luft- und Seefracht früher vor allem mit Papierdokumenten, sollen die Daten künftig digital erfasst werden. Noch will diese Umstellung allerdings nicht so recht gelingen. Deshalb musste vermutlich auch Roger Crook Ende April gehen, der die Sparte bis dahin geleitet hat. Mittlerweile hat Post-Chef Appel das Frachtgeschäft und die IT-Umstellung zur Chefsache erklärt. Bis zum Herbst will er nun entscheiden, wie es weiter geht. „Wir prüfen auch Alternativen zur Einführung des bisher entwickelten IT-Systems“, sagte Finanzchef Rosen. Trennen wolle sich der Konzern von dem Krisenbereich allerdings nicht. Dafür sei er zu wichtig für die Deutsche Post.
Besser läuft es hingegen im Express-Geschäft. An den zeitsensiblen und eiligen Sendungen verdient der Konzern gut: Das operative Ergebnis legte in diesem Bereich um 13 Prozent auf 376 Millionen Euro zu. Ausruhen kann sich die Deutsche Post auf diesem Erfolg allerdings nicht. So plant der US-Konkurrent Fedex derzeit, den niederländischen Konkurrenten TNT zu übernehmen. Zusammen könnten sie zum globalen Marktführer aufsteigen – und die Post hart angreifen. Noch prüft allerdings die EU-Kommission den Zusammenschluss. mit dpa, rtr