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Plan für Berlin. Wirtschaftsförderer Franzke will mehr große Unternehmen in die Hauptstadt locken.
© imago/Schöning

Neuer Geschäftsführer bei Berlin Partner: Stefan Franzke will Start-ups und Konzerne unterstützen

Stefan Franzke war Wirtschaftsförderer in Hannover. Jetzt arbeitet er an der Seite von Berlin-Partner-Geschäftsführerin Melanie Bähr und hat viel vor: um Investoren für Start-ups werben und helfen, aus kleinen Firmen große Unternehmen zu machen.

Es sind nur anderthalb Stunden mit dem Zug. Und doch ist es eine weite Reise – vom Agrar- und Industrieland in die Gründerhauptstadt. Von Niedersachsen nach Berlin. Noch bis vor kurzem hat Stefan Franzke sich als Geschäftsführer des Innovationzentrums Niedersachsen um die Industrieunternehmen in dem Flächenland gekümmert. Seit zwei Wochen verstärkt er die Geschäftsführung der Wirtschaftsförderung „Berlin Partner“. „Durch die niedersächsische Brille betrachtet ist Berlin bemerkenswert“, sagte er am Freitag bei seinem ersten öffentlichen  Auftritt im neuen Amt. Vor allem von den vielen Start-ups in der Stadt sei er begeistert. Ihnen will er nun helfen, Investoren zu finden.

In Niedersachsen, sagt Franzke, habe er es vor allem mit Geldgebern aus dem arabischen Raum zu tun gehabt. Aber auch mit Investoren aus China, Japan und Russland pflege er Kontakte. Die will er nun nutzen. Vorerst fliegt Franzke allerdings mit den Berliner Gründern Anfang September an die Ostküste der USA. Das Ziel: „Wir wollen Berlin bei den VCs in New York bekannter machen.“ VCs sind Risikokapitalgeber, die vor allem in junge Firmen investieren. Ihr Kapital könnten den hiesigen Gründer helfen, ihre Geschäftsideen weiterzuentwickeln.

Franzke und Bähr als Doppelspitze

Neben der digitalen Wirtschaft will Franzke sich in Berlin vor allem mit der Industrie, der Optik und den Dienstleistungen beschäftigen. Für die übrigen Berliner Cluster Gesundheit, Energie und Mobilität, die die Wirtschaftsförderung besonders unterstützen will, bleibt Melanie Bähr zuständig. Sie hatte die Geschäfte bei Berlin Partner bislang allein geführt. Doch seit die Wirtschaftsfördergesellschaft im vergangenen Sommer mit der Technologiestiftung Berlin fusioniert ist, war klar, dass es eine Doppelspitze geben sollte. Lange war der Posten unbesetzt geblieben. Bis die Wahl auf den Niedersachsen Franzke fiel. „Zu zweit haben wir eine ganz andere Schlagkraft“, sagt Bähr.

Stefan Franzke.
Stefan Franzke.
© promo

Auf den ersten Blick scheinen sich die Juristin und der promovierte Maschinenbauer gut zu ergänzen. Keiner fällt dem anderen ins Wort, das Redemanuskript haben sie sich an diesem Morgen genau aufgeteilt: Bähr blickt auf das vergangene halbe Jahr zurück, Franzke spricht über Berlins Zukunft.

Franzke will Industrie fördern

So hofft er, dass sich in der Hauptstadt noch mehr Inkubatoren ansiedeln, hinter denen große Unternehmen stehen: Sie unterstützen Startups beim Wachstum – sowohl mit Kapital als auch mit dem Know-how ihrer Mitarbeiter. Bereits jetzt fördern etwa die Telekom, Microsoft oder Bayer in Berlin in eigenen Gründerzentren Start-ups aus ihren Branchen. Franzke sieht darin eine Chance für die Wirtschaft in der Region. Gründer hätten gute Karten, wenn sie auf neue Trends wie Smart City – also die Vernetzung der Stadt – setzen würden.

Doch nicht nur die Gründerszene will Franzke in Berlin fördern. Auch der hiesigen Industrie will er helfen. Und das ist eine Herausforderung. Die Zeiten, in denen Berlin ein bedeutender Produktionsstandort war, sind vorbei. Gerade einmal 16,6 Prozent steuert die Industrie heute zur Bruttowertschöpfung der Hauptstadt bei. Als Vorbild für Berlin nennt Franzke Niedersachsen, wo mit Volkswagen und Continental gleich zwei Dax-Konzerne ihren Sitz haben. Zwar sagt Franzke: „Es wäre naiv zu glauben, man könne heute noch einen Dax-Konzern nach Berlin locken.“ Doch man könne bestehende Unternehmen darin unterstützen, zu einem Konzern heranzuwachsen. „Wir haben viel vor“, sagt Franzke.

Berlin Partner in Zahlen

270  Millionen Euro haben die Unternehmen, die Berlin Partner unterstützt hat, im ersten Halbjahr investiert. Das ist ein deutlicher Zuwachs gegenüber dem Vorjahreszeitraum, als die Investitionen noch bei nur 164 Millionen Euro lagen. Auch die Zahl der neu geschaffenen Arbeitsplätze stieg: von gut 1900 auf 2400. Dabei entstand jeder dritte Arbeitsplatz in der Industrie. An Investitionen flossen in diesem Jahr bislang 171 Millionen Euro in diesen Bereich – vor allem in die Hightech-Industrie. So hat die Firma Hella Aglaia kürzlich 8,3 Millionen Euro in den Ausbau ihrer Forschung und Entwicklung am Standort Berlin gesteckt. Das Unternehmen entwickelt Assistenzsysteme, die das Autofahren sicherer machen. (Tsp)

Mehr zur Wirtschaft in der Hauptstadt lesen Sie in der neuen Serie "Made in Berlin – Berliner Wirtschaft ganz nah". Ab sofort jeden Sonntag.

Carla Neuhaus

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