Neue Berlin Partner: Wirtschaftsförderung fusioniert mit Technologiestiftung
Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie heißt die neue Fördergesellschaft der Hauptstadt. Für Wirtschaftssenatorin Yzer ist das ein "starkes Zeichen". 200 Mitarbeitern beackern sieben Politikfelder.
Cornelia Yzer hat es geschafft. Acht Jahre habe man diskutiert über eine Fusion, die nun in acht Monaten umgesetzt wurde. Acht Monate – das entspricht in etwa der Amtszeit von Yzer, die im vergangenen September von der CDU als Wirtschaftssenatorin geholt worden war, nachdem die unglückliche Sybille von Obernitz aufgeben musste. Dabei hatte noch Obernitz beschlossen, die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Berlin Partner mit der Innovationsagentur der Technologiestiftung TSB zu fusionieren. Beide Einrichtungen leben vor allem von öffentlichem Geld, weshalb der Senat auch das entscheidende Wort hat. Eigentlich. Denn in beiden Institutionen sitzen Firmen- und Verbandsvertreter, Wissenschaftler und Hochschulpräsidenten in diversen Gremien. Entsprechend hoch ist der Abstimmungsbedarf.
Mit seinem ganzen Gewicht hat Günter Stock, Präsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Aufsichtsratschef beider Einrichtungen, den Fusionsprozess gesteuert, 13 Arbeitsgruppen koordiniert, Aufsichtsräte zur Zustimmung bewegt und dem ganzen Gebilde eine Struktur verpasst. Am Montag nun tagte der Fusionsausschuss zum letzten Mal, und im Anschluss informierten Stock und Yzer über die neue Gesellschaft „Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie“. Rund 120 Mitarbeiter der bisherigen Berlin Partner und 80 der Technologiestiftung sollen sich künftig um Hilfestellungen „aus einer Hand“ für die Firmen bemühen und dabei ein „starkes Zeichen für den Technologiestandort Berlin“ setzen, meinte Yzer.
Das Personal verteilt sich dabei auf sieben Bereiche, davon zwei (zentrale Dienste und Hauptstadtmarketing), die eher nicht mit Firmen oder Wissenschaftseinrichtungen zu tun haben. Das übernehmen die fünf Abteilungen, die sich an der bisherigen Clusterverteilung, also den Schwerpunktbereichen der Wirtschaftsförderung orientieren: 1. Energie und Mobilität, 2. Gesundheitswirtschaft, 3. Digitale Wirtschaft und Dienstleistungswirtschaft, 4. Industrielle Produktion und Optik sowie Berliner Bezirke, 5. Operative Services.
Vor zwei Jahre erst hatten sich die Länder Berlin und Brandenburg auf eine gemeinsame Innovationsstrategie (innoBB) verständigt und fünf länderübergreifende Cluster festgelegt (1. Gesundheitswirtschaft, 2. Energietechnik, 3. Informations- und Kommunikationstechnologien, Medien und Kreativwirtschaft, 4. Verkehr, Mobilität und Logistik, 5. Optik). Auf die Frage, was die neue Berliner Fördergesellschaft für innoBB bedeute, antwortete Stock: „Gar nichts.“ Es bleibt also alles wie gehabt. Stock betonte ebenso wie Yzer, dass Brandenburgs Wirtschaftsminister Ralf Christoffers (Linke) im Aufsichtsrat der neuen Organisation willkommen sei. Yzer wiederum will nicht im Potsdamer Pendant der Zukunftsagentur Brandenburg (ZAB) sitzen, da sie die Zahl ihrer Mandate in Grenzen halten möchte. Im Aufsichtsrat der neuen Berlin Partner sitzen künftig zehn Personen, den Vorsitz hat bis auf Weiteres Stock inne, der sich aber spätestens Anfang kommenden Jahres zurückziehen möchte. An der neuen Gesellschaft sind mit jeweils 30 Prozent die landeseigene Investitionsbank Berlin, die Partner für Berlin Holding (ehemals Hauptstadtmarketing) und die Technologiestiftung beteiligt. Die restlichen zehn Prozent liegen bei den Kammern und den Unternehmensverbänden UVB. Die Technologiestiftung, die derzeit acht Mitarbeiter zählt, bleibt bestehen und soll der neuen Fördergesellschaft „strategische Hilfestellung“ (Stock) geben, die Verbindung zur Wissenschaft herstellen sowie internationale Kontakte pflegen.
Die neue Gesellschaft wird zwei Geschäftsführer haben. Melanie Bähr, bislang Chefin der Berlin Partner, ist gesetzt. Dagegen läuft der Vertrag von Adolf Kopp, bislang Chef der Innovationsagentur, Ende des Jahres aus. Die zweite Stelle werde ausgeschrieben, kündigte Stock an, der im Übrigen die Fusionsbereitschaft der Mitarbeiter als „faszinierend“ lobte. Und dennoch: Bis unter dem neuen Dach alles reibungslos funktioniere, werde man wohl „ein bis zwei Jahre“ brauchen, meinte Stock.
Alfons Frese