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Geladen. 17 Elektro- oder Hybrid-Modelle deutscher Hersteller gibt es. Doch die Nachfrage fehlt. Statt 100 000 werden Ende 2014 nur rund 25 000 E-Autos unterwegs sein.
© dpa-tmn

Sonderabschreibungen: Starthilfe für Elektroautos

Statt der geplanten 100.000 Elektroautos fahren nur 25.000 auf deutschen Straßen. Nun bereitet die Bundesregierung Sonderabschreibungen für gewerbliche Nutzer vor.

Die Bundesregierung will offenbar der Forderung nach einer stärkeren finanziellen Förderung der Elektromobilität nachgeben. Insbesondere gewerblich Käufer sollen dem Vernehmen nach künftig durch Sonderabschreibungen (Sonder-Afa) Anreize erhalten, Elektrofahrzeuge anzuschaffen. 50 Prozent der Anschaffungskosten sollen im ersten Investitionsjahr abgeschrieben werden können. Wirtschafts-, Verkehrs- und Umweltministerium hatten eine entsprechende Förderung angeregt oder in die Diskussion gebracht. Auch Wissenschaftler und die Automobilindustrie forderten eine Sonder-Afa. Der Finanzminister hatte sie als direkte Kaufprämie abgelehnt.

Im Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz (Nape) des Wirtschaftsministeriums wird die Einführung einer Sonderabschreibung für 2015 vorgeschlagen. „Die Chancen für eine Realisierung wurden vorher abgeklopft“, sagte ein Insider dem Tagesspiegel. Am Freitag berieten im Finanzministerium die Staatssekretäre über den Aktionsplan. Am Mittwoch soll er vom Kabinett verabschiedet werden.

"Deutschland liegt im Mittelfeld"

Hintergrund der stärkeren Förderung ist der schleppende Absatz von E-Autos. Statt der für Ende des Jahres geplanten 100 000 Fahrzeuge werden nur rund 25 000 auf der Straße sein. „Im internationalen Vergleich der Leitmärkte liegt Deutschland derzeit im Mittelfeld“, heißt es im Fortschrittsbericht der Nationalen Plattform Elektromobilität (NPE), der dem Tagesspiegel vorliegt. Er soll am Dienstag Angela Merkel (CDU) im Bundeskanzleramt übergeben werden.

Die Regierung verfolgt das Ziel, bis 2020 eine Million batteriebetriebene und extern aufladbare Elektroautos auf die Straße zu bringen. „Nur wenn zusätzliche Maßnahmen ergriffen werden, kann Deutschland nach heutigem Kenntnisstand das Eine-Million-Ziel erreichen“, schreibt die NPE – und bekräftigt ihre schon 2013 formulierte Forderung nach einer Sonder-Afa. Dies sei ein „kosteneffizientes und zielführendes Förderinstrument“, heißt es mit Verweis auf eine Fraunhofer-Studie. Die Maßnahme werde zu jährlichen Steuermindereinnahmen von rund 200 Millionen Euro führen.Etwa 60 Prozent aller Neuwagen in Deutschland werden von gewerblichen Nutzern zugelassen. 2013 waren dies rund 1,8 Millionen Fahrzeuge. Die Förderung von Elektroautos setzt also nach Einschätzung von Experten an der richtigen Stelle an. Viele Dienst- und Flottenwagen landen zudem anschließend auf dem privaten Gebrauchtwagenmarkt. Eine Sonder-Afa würde somit mittelbar auf dem gesamten Automarkt Wirkung entfalten.

Im kommenden Jahr soll der Massenmarkt hochlaufen

Gleichwohl bleibt beim Thema Elektromobilität nach Ansicht der NPE, an der 150 Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gewerkschaften zusammenarbeiten, noch viel zu tun. Im Entwicklungsplan der NPE sollte die Phase der „Marktvorbereitung“ Ende 2014 mit 100 000 zugelassenen Fahrzeugen abgeschlossen sein. Tatsächlich liegt man aber weit zurück. Von 2015 bis 2017 ist der „Markthochlauf“ vorgesehen, an dessen Ende 500 000 E-Autos auf deutschen Straßen fahren sollen. Erst danach sollen sich der Massenmarkt und tragfähige Geschäftsmodelle entwickeln – mit dem Ziel von einer Million E-Mobile im Jahr 2020.

Die Bundesregierung hat bislang 1,5 Milliarden Euro und die Wirtschaft rund 17 Milliarden Euro in den vergangenen vier Jahren in die Entwicklung der Elektromobilität investiert. Bis Ende des Jahres sollen 17 Serienmodelle deutscher Hersteller auf den Markt kommen.

Bis Ende 2017 rund 720 Millionen Euro Förderbedarf

Die NPE identifiziert in ihrem Bericht bis Ende 2017 ein zusätzliches Gesamtprojektvolumen für Forschung und Entwicklung in Höhe von rund 2,2 Milliarden Euro. Dies entspreche einem Bedarf an öffentlicher Förderung von 360 Millionen Euro pro Jahr. Zusätzlich sei auch eine private und öffentliche Beschaffungsinitiative nötig. Das vom Verkehrsminister erarbeitete Elektromobilitätsgesetz müsse „Anfang 2015“ in Kraft treten. Für den Aufbau einer bedarfsgerechten Ladeinfrastruktur sieht die NPE bis 2020 einen Finanzierungsbedarf von 550 Millionen Euro. Weil sich die öffentlich zugänglichen Ladepunkte aber wirtschaftlich nicht rechneten, plädieren die Experten für eine öffentliche Kofinanzierung. Die Plattform empfiehlt, das Maßnahmenpaket „prioritär und zügig umzusetzen“.

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