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Immer mehr Vermögen wird per Schenkung weitergereicht.
© Jens Büttner/dpa

Wohlstand in Deutschland: Schenkungen erreichen Marke von 40 Milliarden Euro

Es wird immer mehr vererbt und geschenkt. Vor allem Unternehmer haben die jahrelang günstigen Steuerregelungen genutzt: Betriebsvermögen wird zunehmend per Schenkung übertragen.

In Deutschland ist in den letzten Jahren immer mehr Vermögen per Schenkung übertragen worden. Nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes stieg das verschenkte Vermögen hierzulande von 2009 auf 2013 um 27 Milliarden Euro auf 39,9 Milliarden Euro. Das ist ein Plus von mehr als 200 Prozent. Davon entfiel mehr als die Hälfte, nämlich 19,5 Milliarden Euro, auf Schenkungen von mehr als 20 Millionen Euro. Das deutet darauf hin, dass vor allem Unternehmer ihren Kindern oder auch Ehepartnern Teile des Betriebes zu Lebzeiten übertragen haben, um die relativ günstigen Regelungen nach der letzten Erbschaftsteuerreform von 2008 zu nutzen. Das geerbte Vermögen (also nach Todesfällen) stieg von 2009 auf 2013 um knapp 42 Prozent – von 21,5 Milliarden auf 30,5 Milliarden Euro.

Betriebsvermögen war mit Abstand die größte Vermögensart, die 2013 geschenkt wurde. Auch 2014 dürfte die Summe der Schenkungen hoch gewesen sein. Fachleute geben allerdings zu bedenken, dass im Vergleich der untersuchten Jahre 2009 ein Jahr mit einer eher geringen Schenkungssumme gewesen sei. Dennoch ist der Trend eindeutig.

Karlsruhe spielt eine Rolle

Hauptgrund für diese Entwicklung ist das Verfassungsgerichtsverfahren zur Erbschaftsteuer, das mit dem Urteil im vorigen Dezember endete. Das Gericht erachtete das bestehende Erbschaftsteuerrecht (worunter auch Schenkungen fallen) als teilweise verfassungswidrig und verlangte Änderungen. So muss die Bundesregierung die Befreiung von der Erbschaft- und Schenkungsteuer teilweise streichen, auch wenn – so die bisherige Regel – über mehrere Jahre hinweg die Zahl der Arbeitsplätze gesichert wird. Auf größere Mittelständler mit mehr als 250 Mitarbeitern kommen damit ab 2016 höhere Steuerzahlungen zu. Das war von den Unternehmerverbänden durchaus erwartet worden. Steuerberater und Rechtsanwälte rieten den Familien daher wohl häufig, Teile des Betriebsvermögens auf dem Weg der Schenkung vorab zu übertragen.

Umgehen lässt sich die Steuer durch Schenkungen nur schwer. Erst nach Ablauf von zehn Jahren können die geltenden Freibeträge von Neuem in Anspruch genommen werden. Alle Schenkungen innerhalb der Zehnjahresfrist werden dagegen addiert, sodass beim Überschreiten des Freibetrags die Steuer fällig wird.

Staat nahm 2014 vier Prozent mehr Steuern ein

Dass immer mehr vererbt und geschenkt wird, zeigt auch die Steuerstatistik. 2014 nahm das Volumen der Erbschaft- und Schenkungsteuer um 17,7 Prozent zu, der mit Abstand stärkste Zuwachs aller Steuerarten. Insgesamt nahmen die Länder, denen diese Einnahmen zufließen, 5,5 Milliarden Euro ein. Erbschaften und Schenkungen werden in Deutschland, auch dank hoher Freibeträge, relativ niedrig besteuert, weshalb die Einnahmen daraus nicht einmal ein Prozent der Gesamtsteuereinnahmen ausmachten. Die lagen im vorigen Jahr nach Angaben des Bundesfinanzministeriums bei 593 Milliarden Euro, so viel wie nie zuvor. Das Plus gegenüber 2013 betrug vier Prozent.

Die Einnahmen aus der Lohnsteuer nahmen um 6,1 Prozent zu, also deutlich stärker als die Lohneinkommen selbst. Das hat vor allem mit der besseren Beschäftigungslage zu tun. Dass die Abgeltungsteuer um fast zehn Prozent einbrach, hängt mit den niedrigen Zinsen zusammen – der Spareffekt für die öffentlichen Etats durch sinkende Zinslasten wird dadurch also teilweise aufgehoben.

Die Länderfinanzminister profitierten vom Zuwachs etwas stärker als ihr Bundeskollege, denn die Einnahmen aus den reinen Ländersteuern nahmen um fast zwölf Prozent zu (die aus den reinen Bundessteuern dagegen nur um 1,3 Prozent). Das lag neben dem Zuwachs bei der Erbschaftsteuer vor allem daran, dass 2014 mehr Immobilien gebaut und erworben wurden. Die Einnahmen aus der Grunderwerbsteuer legten daher um gut elf Prozent auf 9,3 Milliarden Euro zu. Dieses Plus hat auch damit zu tun, dass einige Länder die Steuersätze erhöht haben.

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