Sorge vor Brexit: Ryanair zieht Ersatzteile aus englischem Lager ab
Welche Folgen würde ein ungeordneter Brexit nach sich ziehen? Dass sich Firmen darüber Gedanken machen, zeigt das Beispiel Ryanair.
Europas größter Billigflieger Ryanair verteilt wegen eines möglichen ungeordneten Brexits Ersatzteile aus dem englischen Zentrallager auf andere EU-Standorte. Das sagte der Chef der Wartungssparte Ryanair Engineering, Karsten Mühlenfeld, der Deutschen Presse-Agentur. Das Ein- und Ausführen von Ersatzteilen könnte demnach bei einem ungeordneten Brexit erschwert werden - etwa durch Zollbeschränkungen. Mühlenfeld betonte: „Wir haben Sorge, dass es länger dauert, die Ersatzteile vom Zentrallager in Stansted an den Flughafen zu bekommen, wo wir sie kurzfristig benötigen.“
Seit Anfang des Jahres werden laut Mühlenfeld, der zeitweise Flughafenchef in Berlin war, Technikteile der irischen Airline auf andere Standorte der EU verlagert. Zu Standardteilen, die bei der Flugzeug-Wartung genutzt werden, gehören demnach Räder, Bremsscheiben und Beleuchtungselemente.
Größere Lager - neben dem Zentrallager in England - gebe es an den Standorten Bergamo, Madrid und Dublin. Daneben existierten kleinere Lager, in Deutschland etwa in Schönefeld und Frankfurt am Main.
In Deutschland ist eine hundertprozentige Tochterfirma für die Wartung der Flugzeuge zuständig - die Ryanair Engineering Germany GmbH. Der Sitz ist in Schönefeld bei Berlin, das Unternehmen wurde nach eigenen Angaben im Herbst gegründet. Es sollen demnach 100 neue Jobs geschaffen und damit die Belegschaft verdoppelt werden. Ryanair will laut Mühlenfeld in Deutschland langfristig komplett selbst warten. Zuvor hatte die Airline mit externen Anbietern gearbeitet.
Ryanair ist nicht der erste Konzern, der mit dem Brexit Folgen für die komplexen Prozesse in der Luftfahrt fürchtet. Der Luftfahrt- und Rüstungskonzern Airbus drohte im Januar mit der Schließung von Fabriken. „Wenn es einen Brexit ohne Abkommen gibt, müssen wir bei Airbus möglicherweise sehr schädliche Entscheidungen für Großbritannien treffen“, sagte Konzern-Chef Tom Enders. Es gebe auf der Welt Länder, die gerne Tragflächen für Airbus bauen würden.
Im Vereinigten Königreich bündelt Airbus fast den gesamten Tragflächen-Bau - was beim Brexit heikel werden könnte. Zulieferer müssen Teile auf die Insel bringen, danach müssen die fertigen Tragflächen zu Werken in Frankreich, Deutschland, China und den USA. (dpa)