Sorge vor Konsequenzen: Firmen bereiten Brexit-Notfallpläne vor
Wegen des bevorstehenden Brexits will Easyjet britische Aktionäre loswerden. Andere Firmen wie Dyson oder Sony verlegen ihren Firmensitz.
Der britische Billigflieger Easyjet treibt seine Vorbereitungen für den bevorstehenden Brexit voran. Ziel ist es, den paneuropäischen Flugbetrieb für den Fall eines ungeregelten Austritt Großbritanniens aus der EU zu sichern. Wie die Rivalin Ryanair aus Irland versucht das Unternehmen, einen Teil seiner Aktionäre aus Großbritannien und anderen Ländern außerhalb des Europäischen Wirtschaftsraums loszuwerden.
Easyjet-Chef Johan Lundgren will damit sicherstellen, dass die Fluggesellschaft spätestens am 29. März mehrheitlich Eignern aus dem EU-Wirtschaftsraum gehört. Dies gilt als Voraussetzung dafür, dass eine Airline auf Strecken innerhalb der EU fliegen darf.
Andere Branchen reagieren auf das Risiko eines ungeregelten Brexits. Der japanische Elektronikkonzern Sony verlegte seinen Europasitz von Großbritannien in die Niederlande. Der Verwaltungssitz von Sony Europe werde bis Ende März von London nach Amsterdam verlagert, sagte ein Sprecher des Unternehmens am Mittwoch. Ziel sei es, "umständliche Zollprozeduren zu vermeiden", sollte Großbritannien ohne ein Abkommen zu den künftigen Beziehungen aus der EU austreten.
Sony hatte im vergangenen Jahr eine neue Firma in den Niederlanden registrieren lassen und will seinen europäischen Sitz nun dort integrieren. Dabei handelt es sich um einen rechtlichen Schritt, um die europäische Vertretung von Sony "in der EU" zu belassen. Das in Großbritannien für Sony arbeitende Personal und das tägliche Geschäft sollen nicht verlagert werden.
Sonys Konkurrent Panasonic hatte bereits im vergangenen Jahr seinen Europasitz von Großbritannien in die Niederlande verlegt - aus Sorge vor Steuerproblemen rund um den Brexit. Großbritannien soll die EU Ende März verlassen. Zuletzt war im britischen Parlament ein mit der EU ausgehandelter Ausstiegsplan gescheitert, damit droht nun ein ungeregelter Brexit.
Auch die für ihre beutellosen Staubsauger bekannte Firma Dyson verlagert ihren Firmensitz. Das Hauptquartier zieht von Großbritannien nach Singapur um. Der Grund sei die zunehmende Bedeutung Asiens für das Dyson-Geschäft, erklärte das Unternehmen am Dienstag wenige Wochen vor Ablauf der Brexit-Frist. Dyson arbeitet gerade an einem Elektroauto, das ebenfalls in Singapur gebaut werden soll.
Brexit könnte Bentley Sprung in Gewinnzone verderben
Firmengründer James Dyson, der das Unternehmen nach wie vor kontrolliert, gehörte zu den prominenten Befürwortern des Austritts Großbritanniens aus der Europäischen Union.
Von britischen Oppositionspolitikern kam heftige Kritik an dem Umzug der Firmenzentrale. So warf der Labour-Abgeordnete Wes Streeting James Dyson „Heuchelei“ vor: Er habe kein Gefühl der Verantwortung gegenüber seinen Arbeitern oder seinem Land. Sir James selbst äußerte sich nicht zu den Plänen.
Im vergangenen Geschäftsjahr steigerte Dyson den Umsatz um 28 Prozent auf 4,4 Milliarden Pfund (gut 5 Mrd Euro). Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) wuchs um rund ein Drittel auf 1,1 Milliarden Pfund, wie Dyson ebenfalls am Dienstag mitteilte.
Die britische Reederei P&O kündigt an, ihre noch in Großbritannien registrierten vier Fähren vor dem Brexit nach Zypern umzuflaggen. Als Grund wird genannt, dadurch die EU-Steuerregeln weiter anwenden zu können. Im Dezember hatte P&O schon angekündigt, zwei zwischen Frankreich und Großbritannien verkehrende Fähren in Zypern registrieren zu lassen. Sie sind inzwischen im zyprischen Limassol eingetragen.
Dem britischen Autobauer Bentley könnte ein ungeregelter Brexit dieses Jahr den Sprung in die Gewinnzone verderben. Bentley sei auf dem Weg zurück in die schwarzen Zahlen, sagt dessen Chef Adrian Hallmark der Nachrichtenagentur Reuters. "Der Brexit ist der Killer. (...) Wenn wir einen harten Brexit bekommen, würde uns das dieses Jahr treffen, weil wir wirklich eine Chance haben, über eine schwarze Null hinaus die Trendwende zu schaffen." (Reuters, dpa, AFP)