Affäre Kirch: Rolf Breuer zahlt 3,2 Millionen Euro
Vor 14 Jahren hatte Rolf Breuer die Kreditwürdigkeit des Medienunternehmers Leo Kirch bezweifelt. Der ehemalige Chef der Deutschen Bank haftet für die Schadensersatzforderungen nun zum Teil mit seinem Privatvermögen.
3,2 Millionen Euro muss Ex-Deutsche Bank-Chef Rolf Breuer für einen fatalen Satz zahlen. Vor 14 Jahren hatte er in einem Interview die Kreditwürdigkeit des Medienunternehmers Leo Kirch bezweifelt. Die Bank musste daraufhin rund 930 Millionen Euro Schadensersatz leisten. Einen Teil des Geldes holt sie sich jetzt bei Breuer zurück. Anfang März hat sie sich mit ihm auf einen Vergleich geeinigt, wie jetzt aus der Einladung zur Hauptversammlung am 19. Mai in Frankfurt hervorgeht. Die Aktionäre müssen dann der Vereinbarung zustimmen. Zudem zahlen die Haftpflichtversicherungen für die Manager der Bank im Rahmen eines weiteren Vergleichs rund 90 Millionen Euro.
Unter dem Strich bleibt der Bank trotz der Vereinbarungen damit ein Schaden von 835 Millionen Euro zuzüglich von Anwaltskosten in vermutlich erheblicher zweistelliger Millionenhöhe. Im Februar 2014 hatte das Geldhaus exakt 927.852.739,72 Euro als Entschädigung an Kirch überwiesen, nachdem das Oberlandesgericht München Breuer und die Bank im Dezember 2012 zu Zahlungen verpflichtet hatte. Den mittlerweile 78-jährigen Breuer kosten die Äußerungen rund das Dreifache seines Jahresgrundgehalts, das er in seiner Zeit als Vorstandssprecher der Bank von 1997 bis 2002 erhalten hatte.
Danach stand der gebürtige Bonner noch bis 2006 an der Spitze des Aufsichtsrates. „Was alles man darüber lesen und hören kann, ist ja, dass der Finanzsektor nicht mehr bereit ist, auf unveränderter Basis noch weitere Fremd- oder gar Eigenmittel zur Verfügung zu stellen“, hatte Breuer im Blick auf die Lage der Kirch-Mediengruppe am 3. Februar 2002 gegenüber dem Fernsehsender Bloomberg gesagt. Im April war Kirch tatsächlich pleite, im Mai 2002 erhob Leo Kirch Schadensersatz-Klage gegen Breuer und die Bank und machte sie für den Zusammenbruch seiner Firma verantwortlich. „Der Rolf hat mich erschossen“, behauptete der 2011 verstorbene Unternehmer immer wieder. Die Prozesse zwischen ihm und seinen Erben und der Bank zogen sich begleitet von Durchsuchungen und Razzien über zehn Jahre bis Dezember 2012 hin.
3,6 Milliarden Euro Schadensersatz
Damals entschied das Oberlandesgericht in München, dass Breuer und die Bank tatsächlich zahlen müssten. Zeitweise hatte Kirch bis zu 3,6 Milliarden Euro Schadensersatz gefordert. Im Frühjahr 2012 hatte sich der damalige Vorstandschef Josef Ackermann mit der Witwe Kirchs auf einen Vergleich in Höhe von 812 Millionen Euro geeinigt, doch der Vorstand der Deutschen Bank lehnte die Vereinbarung ab. Ackermann reagierte sichtlich verärgert. Breuer hatte zuvor in einem Zivilverfahren bereits eine Geldbuße von 350000 Euro an die Staatskasse und an gemeinnützige Einrichtungen gezahlt. Mit den diversen Manager-Haftpflichtversicherungen, unter anderem Zurich, die Allianz und Axa, verständigte sich die Deutsche Bank jetzt auf eine Vergleichszahlung von 100,3 Millionen Euro, abzüglich eines Selbstbehaltes der Bank von 10,2 Millionen.
Die Versicherungen hatten zuvor schon Anwaltskosten von Breuer in Höhe von rund 9,4 Millionen Euro übernommen. Während die Bank das Thema Kirch endgültig ad acta legen kann, muss sich Breuer weiter mit der Materie befassen. In München steht er gemeinsam mit Ackermann, dem derzeitigen Co-Chef Jürgen Fitschen und weiteren Ex-Vorstandsmitgliedern seit knapp einem Jahr vor dem Landgericht München. Angeblich sollen sie sich im Kirch-Prozess abgesprochen und falsch ausgesagt haben. Die Banker bestreiten die Vorwürfe. Auch das Gericht hält die Beweislage offenbar für eher dünn. Beobachter rechnen mit einem Freispruch – möglicherweise noch im April.