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Eine garantierte Rente zu bekommen, wird schwieriger.
© Gina Sanders - Fotolia

Garantiert teuer: Riesterprodukte rentieren sich weniger

Anbieter von Riester-Produkten versprechen Sparern eine lebenslange Rente. Doch die ist teuer und geht zulasten der Rendite. Deshalb fordern die Finanzinstitute, das Garantie-Modell zu überdenken.

Garantien sind beliebt in Deutschland. Lebensversicherungen locken mit einem lebenslang garantierten Mindestzins. Die Riester-Rente verspricht, dass eingezahltes Gelder und staatliche Zulagen am Ende der Sparphase zu 100 Prozent noch da sind. Beide garantieren in der Rentenphase schließlich eine lebenslange Rente – auch wenn der Sparer 110 Jahre alt werden sollte und das Kapital längst aufgebraucht ist.

Doch in Zeiten niedriger Zinsen fällt den Anbietern ein solches Versprechen immer schwerer. Das Garantiemodell wackelt. Manche Riester-Anbieter und Lebensversicherer fordern bereits Abstriche oder wollen die Kapital- beziehungsweise Zinsgarantie sogar komplett abschaffen. Und die Finanzwissenschaft gibt ihnen recht. „Garantien sind teuer und zehren bei den aktuellen Zinsniveaus nach Abzug der Kosten die Rendite wohl oft komplett auf“, sagt Uwe Wystup, Honorarprofessor für Finanzmathematik an der Frankfurt School of Management.

Die Anbieter müssen verstärkt in Anleihen investieren

Das Problem: Wenn ein Anleger 100 Euro in ein Riester-Papier legt, muss der Anbieter einen Teil des Geldes in sichere, festverzinsliche Papiere stecken, um eine Garantie gewährleisten zu können. Je älter der Sparer und je niedriger die Verzinsung, desto mehr Geld muss also in Anleihen deponiert werden – desto weniger Geld steht für einen Risikoteil, der Rendite bringt, zur Verfügung.

Im Schnitt, so hat Wystup für verschiedene Anlagezeiträume, Absicherungsmethoden und Marktszenarien ausgerechnet, kostet die Garantie den Anleger grob die Hälfte der Rendite – „manchmal mehr, manchmal weniger, manchmal alles“. Wie ernst das ist, zeigt ein Beispiel: Wer 25 Jahre lang 150 Euro pro Monat spart und fünf Prozent pro Jahr erwirtschaftet, hat am Ende 88 235 Euro. Bei der halben Rendite, also 2,5 Prozent, wären es nur 62 316 Euro. Wegen des Zinseszinseffektes schrumpft der Gewinnanteil des Endguthabens damit von 43 235 auf 17 300 Euro. In der aktuellen Zinssituation sorgt die Garantie sogar dafür, dass der Gewinnanteil zumindest zeitweise auf null schrumpft.

Erste Experten fordern, die Garantiesumme zu senken

„Im Sinne des Verbraucherschutzes sind Garantien nicht besser, sondern schlechter“, sagt Frank Breiting, Leiter Altersvorsorge und Versicherungen bei der Deutsche Asset & Wealth Management, der Fondstochter der Deutschen Bank. In der Schweiz, wo die Zinsen schon länger sehr niedrig seien, habe man bei sicherheitsorientierten Anlagen die Garantie auf 80 Prozent gesenkt. Es würde „völlig ausreichen“, sagt Breiting, „wenn Riester-Papiere auch in Deutschland nur 75 bis 80 Prozent des eingezahlten Geldes garantieren müssten“. Um sicherheitsorientierten Anlegern entgegenzukommen, könnte man die Höhe der Absicherung auch dem Kunden selbst überlassen oder flexibel gestalten, schlägt der Altersvorsorge-Experte vor. Denkbar sei auch, dass Kunden erst bei näherrückender Rente eine hohe Sicherung einbauen können. Am Ende würde dies, so Breiting, den Kunden höhere Erträge bringen, trotz geringerer Absicherung.

Denn die Folgen der Garantieverpflichtung bei Riester seien gerade aktuell besonders absurd: In Zeiten, in denen man als Anleger wegen extrem niedriger Renditen und nun fallender Kurse eigentlich eher aus Anleihen fliehen beziehungsweise den Aktienanteil erhöhen möchte, seien die Anbieter gezwungen, den Rentenanteil zu erhöhen, um die Garantie darstellen zu können. Breiting sagt: „Wer heute eine Riester-Rente startet, wird in den ersten fünf Jahren kaum vom Aktienmarkt profitieren können.“

Union Investment stellt bereits die Fondsangebote um

Auch die 1,8 Millionen Riester-Kunden von Union Investment, der Fondstochter der Volks- und Raiffeisenbanken, bekommen das Problem ab August zu spüren. Der Marktführer für RiesterFondslösungen muss sein Produkt „UniProfiRente“ komplett umbauen – und zwar nicht nur für Neu- sonder auch für Altkunden. Bisher waren die Riestersparer über den Fonds UniGlobal in Aktien und den UniEuroRenta in Anleihen investiert. Die Gewichtung von Anleihen und Aktien hing vom Alter des Kunden, der Restlaufzeit des Vertrags bis zur Rente und der Marktlage ab.

Der Aktienanteil sinkt weiter - zulasten der Anleger

Eine garantierte Rente zu bekommen, wird schwieriger.
Eine garantierte Rente zu bekommen, wird schwieriger.
© Gina Sanders - Fotolia

Doch weil die Anleihen im Fonds zuletzt im Schnitt nur noch 0,45 Prozent Rendite abwarfen, davon aber Kosten und Garantie erwirtschaftet werden müssen, muss Union nun einen zusätzlichen Puffer einbauen: Der Aktienanteil der Anleger wird deshalb in den neuen Fonds UniGlobal Vorsorge umgeschichtet. Der wesentliche Unterschied: Während der UniGlobal meist voll in Aktien investiert ist, kann der neue Fonds die Aktienquote je nach Marktlage auch auf 51 Prozent herunterfahren – oder, mit Hilfe von Derivaten, kräftig erhöhen. Union baut damit eine zusätzliche, aber flexible Stellschraube zur Umschichtung in Anleihen ein, womit das Papier zu einem Mischfonds wird. Anleger können der Umschichtung binnen zwei Monaten schriftlich widersprechen – und bleiben dann im alten Modell investiert. Sinnvoll sei der Widerspruch unter Umständen für jüngere Sparer: Sie können dann sicher sein, weiter möglichst stark in Aktien investiert zu bleiben, heißt es bei der Stiftung Warentest.

Auch Lebensversicherer rütteln am Garantiezins

Auch Deutschlands größter Versicherer, die Allianz, rüttelt am Garantieversprechen. Sollten Lebensversicherer weiter den Großteil der Kundengelder in Anleihen investieren müssen, sagte Allianz-Vorstandsmitglied Maximilian Zimmerer im Interview mit dem Magazin „Capital“, „dann müssen wir mit den Garantien für die Altersvorsorge runter“. Ob deutsche Kunden an solch abgespeckten Produkten überhaupt interessiert wären, ist allerdings unklar. Allianz-Leben-Chef Markus Faulhaber glaubt jedoch, dass der Garantiezins letztlich „nicht kaufentscheidend“ sei. Dies belege der Erfolg des Vorsorgekonzepts „Perspektive“, das zwar die eingezahlten Beiträge garantiere, aber keinerlei zusätzliche Verzinsung. Mehr als 100 000 Mal hat die Allianz das Vorsorgekonzept bisher verkauft.

Auch Verbraucherschützer halten Garantien für fragwürdig. Entscheidend sei nicht, dass der heute eingezahlte Euro in 40 Jahren tatsächlich noch da sei, sagt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Wichtig sei vielmehr, was sich Kunden für die versprochene Rente in 40 Jahren noch kaufen könnten. Die Garantie senke die Renditen und sei gerade bei langen Zeiträumen nur ein leeres Versprechen. Denn sie berücksichtige nicht die Inflation: Bereits eine Inflationsrate von 1,75 Prozent bewirke, dass eine garantierte Summe für die Rente in 40 Jahren nur noch die halbe Kaufkraft besitze.

„Das ist nicht mehr als eine Bauchgarantie“, sagt auch Breiting. Für sinnvoller als Garantien halten Verbraucherschützer eine andere Methode: die Streuung auf verschiedene Anlagevehikel. Zurückgerechnet hätte dies in den vergangenen 200 Jahren völlig garantiefrei Schwankungen geglättet und Verluste nicht nur nominal, sondern auch real ausgeglichen.

Welche Vorsorge-Möglichkeiten gibt es? Hier mehr dazu.

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