Lebensversicherungen: Garantiert weniger
Eine neue Studie zeigt, wie sich die Reform der Lebensversicherung auf die Verträge auswirkt: Die Renditen sind gesunken, aber auch die Kosten. Für die Kunden hätte es schlimmer kommen können.
Es war ein großes Paket, das die große Koalition im vergangenen Sommer geschnürt hatte, um die Lebensversicherung zu retten. Um die Versicherer durch die Niedrigzinsphase zu bringen und Pleiten zu verhindern, mussten die Kunden Federn lassen: Der Garantiezins, den die Versicherten für die gesamte Laufzeit ihres Vertrags sicher haben, ist von 1,75 Prozent auf 1,25 Prozent gesunken. Die Beteiligung der Versicherten an den Bewertungsreserven – den Kursgewinnen – von festverzinslichen Wertpapieren, die die Versicherer einst mit Kundengeld angeschafft haben, haben viele Versicherer infolge der Reform eingeschränkt oder ganz gestrichen. Aber auch die Unternehmen und die Vertreter sollten ihren Beitrag zur Gesundung der Branche leisten. Zwar hat der Gesetzgeber darauf verzichtet, die Vertreterprovisionen zu deckeln, seit Anfang dieses Jahres dürfen die Versicherungsgesellschaften aber nur noch einen Teil der Abschlussprovisionen in ihrer Bilanz berücksichtigen. Statt vier Prozent sind es nun nur noch 2,5 Prozent. Um den Kunden die Auswahl kostengünstiger Produkte zu erleichtern, müssen die Versicherer ebenfalls seit dem 1. Januar 2015 eine Effektivkostenquote angeben, die darüber informiert, um wie viele Prozentpunkte die Kosten die Rendite der eingezahlten Beiträge drücken.
Kunden können Kosten nicht vergleichen
So weit die Theorie. Doch wirkt die Reform? Das hat das Berliner Institut für Transparenz (ITA) jetzt im Auftrag des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA), das der Deutschen Bank nahesteht, untersucht. Greifbar sind die Einbußen für die Kunden: Bei klassischen Privat-Rentenversicherungen sind die garantierten Ablaufleistungen um durchschnittlich 7,3 Prozent gesunken, bei klassischen Riester-Renten um 6,7 Prozent – Folge des gesunkenen Garantiezinses. „Damit war zu rechnen“, sagt Axel Kleinlein, Chef des Bundes der Versicherten.
Allerdings hätten die Einbußen rechnerisch noch höher ausfallen müssen, meint ITA-Geschäftsführer Mark Ortmann. Dass es dazu nicht gekommen ist, liegt an sinkenden Gesamtkosten der Unternehmen. Bei klassischen Privat-Renten sind die Effektivkosten im Schnitt um 0,8 Prozent gesunken, bei klassischen Riester-Renten sogar um 4,9 Prozent. Das Problem: Vergleichen können die Kunden das nicht. Weil es keine verbindlichen Vorgaben für die Kostenberechnung gibt, rechneten die Versicherer die Effektivkosten nach Lust und Laune aus, sagt Ortmann: „Viele Kundendokumente sind unzumutbar.“ Die Vertreterprovisionen sind zudem in vielen Fällen nicht gesunken, sondern nur anders verteilt worden. Teile der Provision werden jetzt nicht mehr als Abschlussprovision verbucht, sondern unter den – bilanziell nicht beschränkten – laufenden Kosten.
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