Militärtransporter vor der Auslieferung: Problem-Jet A400M ist neuer Hoffnungsträger bei Airbus
Ende November will Airbus die ersten A 400 M ausliefern. Die Rüstungssparte des europäischen Konzerns setzt hohe Erwartungen in das Modell. Dabei gibt es auch jetzt noch eine Menge Probleme.
Auf diesen Tag hat Christian Scherrer lange gewartet. Der Vizepräsident und Marketingchef von Airbus Defence & Space und sein Unternehmen haben in den vergangenen Monaten viel Kritik und Schelte über sich ergehen lassen müssen. Weil ein Produkt, das seine Firma in jahrelanger Arbeit entwickelt hat und nun produziert, viel teurer geworden ist und sehr viel später ausgeliefert wird als ursprünglich geplant: das neue Transportflugzeug der Bundeswehr, der A 400 M.
Dass die erste Maschine aller Voraussicht nach Ende November endlich an die deutschen Streitkräfte übergeben werden kann, ist eine Botschaft, die Scherrer an diesem regnerischen Freitag im spanischen Sevilla zu verkünden hat. „Damit bieten wir zum ersten Mal seit der Nachkriegszeit etwas an, was die Amerikaner bei weitem nicht haben, sagt Scherrer. „Wir sind enthusiastisch.“
Noch hält Airbus das Versprechen nicht
Im Airbus-Werk San Pablo unweit des Flughafens von Sevilla fügen Ingenieure und Techniker des Unternehmens in riesigen Hallen die Einzelteile der neuen Transportmaschine zu funktionstüchtigen Militärtransportern zusammen. Rund vier bis fünf Monate benötigen die Mitarbeiter, um Flügel, den vier Meter breiten und knapp 18 Metern hohen Frachtraum und Rumpf und alle anderen Teile des Großraumtransporters zu montieren. Der A 400 M soll künftig nicht nur Deutschlands Soldaten in die Einsatzgebiete ihrer zahlreichen Auslandsmissionen bringen, sondern bei internationalen Militäreinsätzen auch als Tankflugzeug oder Transportmittel für Kranke und Verletzte fungieren. Für seine Einsätze in aller Welt soll das Flugzeug in der Lage sein, auch auf nicht befestigten Pisten zu landen und zu starten. „Damit stößt das Flugzeug in neue Dimensionen vor“, sagt Scherrer.
Genau da gibt es aber neue Probleme: Die ersten Maschinen werden Soldaten und Material eben nicht aus der Luft absetzen können. Und zu längeren Flügen und Landungen auf unbefestigten Pisten werden sie nur eingeschränkt fähig sein. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Berlin bestätigte am Freitag entsprechende Informationen von „Spiegel Online“.
Die Transall soll ausgemustert werden
Auf dem Flugfeld vor der Endfertigungsanlage warten fünf Prototypen auf den nächsten Testflug; neben Deutschland sollen England und andere Nationen in den kommenden Wochen die erste Tranche ihrer Bestellung erhalten. Damit die Abnehmer am Ende auch zufrieden sind mit ihren Militärtransportern, werden Fehler bis zur allerletzten Sekunde ausgemerzt. Die Bundeswehr hat bereits Anfang des Jahrtausends unter dem damaligen Verteidigungsminister Rudolf Scharping 53 neue Transportmaschinen als Ersatz für die in die Jahre gekommenen Transalls bei Airbus bestellt. „Damit ist Deutschland der größte Abnehmer im Programm“, sagt Michael Raadts, der innerhalb der Rüstungssparte von Airbus für das Kundenmanagement verantwortlich ist.
Für Airbus ist der A 400 M ein lukratives Geschäft: Neben der Bundesrepublik haben auch andere Nationen wie Frankreich, die Türkei und asiatische Staaten das Großflugzeug geordert. Christian Scherrer geht davon aus, dass in den kommenden Jahren auch andere Länder nachziehen. „300 bis 400 Maschinen können wir verkaufen, und das ist eine konservative Schätzung.“ Der Markt für Lufttransport sei ein weltweiter Markt mit Potenzial. Mögliche Abnehmer seien die USA, aber auch Länder in Asien, dem Nahen Osten, Osteuropa und Lateinamerika. Wie hoch der Stückpreis, also die reinen Anschaffungskosten des A 400 M sind, darüber bewahrt das Unternehmen Stillschweigen; sie dürften aber laut Kennern der Szene bei mindestens 100 Millionen Euro liegen.
Offenbar sieht man bei Airbus über die militärische Nutzung hinaus im A 400 M auch Potenzial für zivile Lufttransporte. Denkbar wäre zum Beispiel, dass Organisationen der Vereinten Nationen wie das Welternährungsprogramm oder Nichtregierungsorganisationen dem Unternehmen das Transportflugzeug abkaufen.