zum Hauptinhalt
Zahlenmeister. Airbus Strategiechef Marwan Lahoud, Konzernchef Tom Enders und Finanzchef Harald Wilhelm in Toulouse.
© dpa

Europäischer Konzern im Umbau: Bei Airbus schlägt zivil militärisch

Die Passagierflugzeuge machen den Airbus-Konzern so groß wie nie. Die Rüstungssparte macht Probleme - nicht zuletzt wegen der Bundesregierung.

Die Airbus Group, die bis Ende vergangenen Jahres noch als EADS firmierte, hat ihren Umsatz im vergangenen Jahr moderat, den Gewinn sogar deutlich steigern können. Treiber der Entwicklung bleibt die starke Verkehrsflugzeugsparte. So hält Airbus an dem Ziel fest, den neuen A350 noch in diesem Jahr zuzulassen und an den Erstkunden Qatar Airways auszuliefern.

Das Programm sei „in die kritischste Phase eingetreten“ und berge weiterhin Herausforderungen, räumte man allerdings am Mittwoch bei der Vorstellung der Jahresergebnisse in Toulouse ein. Der dritte Prototyp des A350 befindet sich in der Flugerprobung. „Jede Änderung des Zeitplans und der Kostenannahmen könnte zunehmend höhere Rückstellungen zur Folge haben“, hieß es. Bereits im vierten Quartal 2013 hatten 434 Millionen Euro nachgeschoben werden müssen aufgrund einer Neubewertung der veranschlagten und tatsächlichen Stückkosten.

Die Flugzeugsparte konnte ihren Umsatz um sieben Prozent auf 42 Milliarden Euro steigern, wobei der Löwenanteil mit 39,8 Milliarden auf den Verkehrsflugzeugbereich entfiel. Der flog einen um 39 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro gesteigerten Vorsteuergewinn ein.

Das Volumen an Neuaufträgen erreichte mit 1619 Bruttobestellungen einen neuen Branchenrekord. Der Netto-Auftragseingang kletterte um 127 Prozent auf ein Volumen von 202,2 Milliarden Euro und ließ den Auftragsbestand von 4682 auf 5559 Verkehrsflugzeuge mit einem Auftragsvolumen von 627 Milliarden Euro steigen. Das entspricht einer rechnerischen Auslastung der Produktion für acht Jahre. Verkaufsrenner ist dabei die Schmalrumpf-Familie A320, deren Produktion bis 2016 auf 46 Flugzeuge pro Monat gesteigert werden soll.

Bundesregierung will Eurofighter nicht abnehmen

Angesichts schrumpfender Verteidigungshaushalte bleibt die bisher unter dem Namen Cassidian agierende Rüstungssparte das Sorgenkind des Konzerns: Der Auftragseingang stagnierte bei rund fünf Milliarden Euro, der Auftragsbestand ging um acht Prozent auf 14,2 Milliarden Euro zurück. Auch die Bundesregierung will die letzte Tranche von 37 Eurofighter-Kampfjets für die Luftwaffe nicht mehr abnehmen. Der Konzern besteht dem Vernehmen nach nun auf Kompensationszahlungen in Höhe von rund 900 Millionen Euro.

Mit dem Abbau von rund 5800 Stellen bei Cassidian und in der Raumfahrtsparte Astrium will der Konzern die beiden Problembereiche gesundschrumpfen. Sie wurden bereits organisatorisch zur neuen Einheit Airbus Defence and Space zusammengeführt. Die ehemalige Astrium hat den Auftragseingang im vergangenen Jahr von 3,8 auf 6,2 Milliarden Euro steigern können, unter anderem durch einen Rahmenauftrag zum Bau von 18 weiteren Schwerlast-Trägerraketen des Typs Ariane 5 ECA und einem Auftrag für die Instandhaltung der internationalen Raumstation ISS.

Enders vorsichtig optimistisch für 2014

Eurocopter (jetzt Airbus Helicopter) verkaufte im vergangenen Jahr 422 Hubschrauber, 47 weniger als 2012. Dagegen konnte die Zahl der Auslieferungen um 22 auf 497 gesteigert werden. Der Auftragsbestand lag zum Jahresende bei 995 Hubschraubern, was einem Volumen von 12,4 Milliarden Euro entspricht. Auch diese Sparte will Airbus neu aufstellen, um Wettbewerbsfähigkeit, Rentabilität, Kundenzufriedenheit, Produktivität und Qualität zu verbessern, wie es heißt.

Zusammengefasst erwirtschaftete der Gesamtkonzern bei einem um fünf Prozent auf 59,3 Milliarden Euro gestiegenen Umsatz einen Vorsteuergewinn von 2,6 Milliarden Euro (plus 24 Prozent). Der Verwaltungsrat schlägt der Hauptversammlung die Ausschüttung einer Dividende in Höhe von 75 Cent pro Aktie (2012: 60 Cent) vor. Nachdem der Free Cash Flow, der 2012 noch 1,4 Milliarden Euro betrug, aufgrund der gestiegenen Investitionen zur Unterstützung aktueller Programme wie dem A350 und dem Militärtransporter A400M in ein Minus von 818 Millionen Euro abgestürzt ist, soll 2014 wieder ein positiver Wert erreicht werden, kündigte Konzernchef Tom Enders nun an.

„2013 war für den Konzern ein wichtiges und ereignisreiches Jahr, nicht zuletzt wegen der weitreichenden Neuausrichtung unserer Unternehmensführung, der Aktionärsstruktur und der Strategie“, sagte Enders in Toulouse. Für 2014 erwartet er eine moderate Steigerung der Umsatzrendite, die 2015 das angestrebte Ziel von sieben bis acht Prozent erreichen soll.

Zur Startseite