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Noch ist die Grillsaison nicht eröffnet, aber wer sparen will, sollte seine Würstchen heute schon kaufen.
© picture alliance / Arifoto Ug/Michael Reichel

Krieg treibt Preise für Lebensmittel in die Höhe: „Preisbewusste kaufen ihr Grillfleisch schon jetzt“

Fleischverband rät zur Vorratshaltung. Vor allem Schweinefleisch wird teurer, Sonnenblumenöl könnte knapp werden.

Schon seit Monaten kennen die Preise für Lebensmittel nur eine Richtung – nach oben. Die Coronakrise, Probleme in den globalen Lieferketten oder schlechte Ernten wie beim Getreide haben dazu geführt, dass die Bundesbürger immer mehr Geld an der Ladenkasse lassen müssen. Der Krieg in der Ukraine wird diese Entwicklung weiter anfachen, betroffen sind Öle und Getreide, aber auch Milch und Fleisch.

„Wir sind in aktuellen Verhandlungen mit dem Handel“, sagt Hubert Kelliger. Der Vertriebsleiter des Fleischkonzerns Westfleisch ist Vorstandsmitglied im Verband der Fleischwirtschaft und spricht so auch für die Branche. Kelliger rechnet mit einem „schnellen Ergebnis“, der Handel zeige sich „sehr verständnisvoll“, betonte der Manager am Montag.

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Schweinefleisch wird teurer

Vor allem die Preise für Schweine ziehen kräftig an. Nachdem die Schweinehalter in den vergangenen zwei Jahren mit Preisen von 1,25 Euro pro Kilo Schwein abgespeist worden waren, zahlen die Schlachthöfe jetzt 1,75 Euro pro Kilo. Hatten die Bauern bei den alten Kursen pro Schwein 50, 60 Euro Verlust gemacht, sind die neuen Konditionen kostendeckend. Noch. Aber die Preise für Futtermittel gehen durch die Decke. Kelliger rechnet daher schon im Frühling mit erneuten Preiserhöhungen auf zwei Euro pro Kilo.

„Preisbewusste sollten jetzt ihr Fleisch für die Grillsaison kaufen und es in die Gefriertruhe legen“, rät Gereon Schulze Althoff, Leiter des Qualitätsmanagements bei Deutschlands größtem Schweineschlachtbetrieb Tönnies. Das gilt nicht nur für die Liebhaber von Bratwürstchen, sondern auch von Burgern. Denn auch Rindfleisch wird teurer. Von 4,20 Euro am Jahresende ist der Preis für ein Kilo Fleisch vom Jungbullen auf 5,30 Euro gestiegen. Hinzu kommt: Es gibt weniger Rinder, vor allem Kühe. Weil der Milchpreis lange im Keller war, haben viele Betriebe aufgegeben. Nun zieht der Preis an - und die Tiere, die noch da sind, werden länger gemolken, berichtet Schulze Althoff.

Einkaufen wird teurer: Der Trend der vergangenen Monate verschärft sich noch.
Einkaufen wird teurer: Der Trend der vergangenen Monate verschärft sich noch.
© dpa/Fabian Sommer

Die Preise für Nahrungsmittel haben sich im Februar um 5,3 Prozent erhöht. Dass es nicht noch mehr sind, hat auch einen einfachen, technischen Grund. Die Handzettel, mit denen Lebensmittelhändler für ihre Sonderangebote werben, werden mit einem Vorlauf von drei bis sechs Woche gedruckt.

Großhandelspreise lassen Schlimmes befürchten

Einen Vorgeschmack auf die Preisentwicklung, die Verbrauchern droht, geben die Großhandelspreise. Der Großhandel ist das Bindeglied zwischen Herstellern und Endkunden. Im Februar – und damit schon vor dem russischen Einmarsch in die Ukraine – hatten die deutschen Großhändler die Preise im Rekordtempo angehoben. Sie stiegen um 16,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Einen stärkeren Anstieg hat es seit Beginn der Berechnungen 1962 nicht gegeben. Im Januar hatte das Plus noch 16,2 Prozent betragen.

Auch der Handelsverband Deutschland (HDE) warnt vor einer „Verteuerung von Produkten“. Verbandsgeschäftsführer Stefan Genth rechnet aber nicht mit Versorgungsengpässen wegen des Ukraine-Kriegs. „Es gibt überhaupt keinen Grund, in Hysterie zu verfallen. Die Supermarktregale sind voll und sie werden es auch bleiben“, sagte er der „Bild am Sonntag“. „Wir sehen derzeit die Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln gewährleistet“, berichtet auch die Geschäftsführerin der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie, Stefanie Sabet. Die Ernährungsindustrie habe schon einmal während der Coronakrise bewiesen, dass sie in der Lage ist, die Versorgungssicherheit sicherzustellen und die Regale voll halten zu können.

Preisverhandlungen mit dem Handel laufen auf Hochtouren

Fragt sich nur, zu welchem Preis. Agrarrohstoffe hätten sich im vergangenen Jahr um ein Drittel erhöht, die Transportkosten vervierfacht, sagte Sabet dem Tagesspiegel. Die Rohölpreise haben sich im vergangenen Jahr um hundert Prozent erhöht, die EU-Erdgaspreise sogar um 534. Prozent. Die Strompreise haben sich in den letzten 20 Jahren in Deutschlandmehr als verdoppelt. „Ob und wie sich diese Kostensteigerungen an den Lebensmitteleinzelhandel und von dort an den Verbraucher weitergeben lassen, müssen die Gespräche zwischen Herstellern und Handel zeigen“, betont Sabet.

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Während Deutschland zumindest beim Weizen Selbstversorger ist, sieht es in anderen Bereichen schlechter aus. Obst und Gemüse kommen zu drei Vierteln aus dem Ausland. Der Krieg in der Ukraine hatte hier allerdings bisher keine Auswirkungen, berichtet Hans-Christoph Behr von der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI).

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Sonnenblumenöl kann knapp werden: Die Ukraine ist die wichtigste Produzentin für die EU.
Sonnenblumenöl kann knapp werden: Die Ukraine ist die wichtigste Produzentin für die EU.
© ZB/Hendrik Schmidt

Im Gegensatz zu Ölsaaten und Sonnenblumenkernen. 50 Prozent der Importe von Raps in die Europäische Union kommen aus der Ukraine, beim Sonnenblumenöl liefert das Land – in normalen Zeiten – sogar 86 Prozent. Sonnenblumenöl könnte wegen des Kriegs schon in einigen Wochen Mangelware werden, befürchtet daher der Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland (Ovid). „Die Vorräte reichen voraussichtlich noch für wenige Wochen", sagte Ovid-Geschäftsführer Gerhard Brankatschk der Deutschen Presse-Agentur. Nachschub aus der Ukraine gebe es derzeit nicht. Allerdings könnten Verbraucherinnen und Verbraucher problemlos auf andere Speiseöle wie Rapsöl umsteigen. Hier seien – trotz des hohen Anteils der Ukraine an den EU-Importen – keine Engpässe zu erwarten.

Auch die Bio-Branche ist betroffen

Deutschland deckt seinen Bedarf an Sonnenblumenöl zu 94 Prozent über Importe, nur sechs Prozent des verbrauchten Öls stammen aus heimischer Produktion. „Da kommt jetzt nichts mehr“, betonte der Verband. Dabei sei die Situation beim Sonnenblumenöl wegen einer Missernte in Kanada und coronabedingter Logistikprobleme schon zuvor angespannt gewesen. Die Preise waren deshalb bereits vor dem Ukraine-Krieg spürbar gestiegen. Kopfzerbrechen bereitet der Mangel auch der Bio-Branche. „Sonnenblumen und vor allem Sonnenblumenkuchen sind in den vergangenen Jahren das wichtigste Bio-Produkt aus der Ukraine für den EU-Markt geworden“, weiß Diana Schaack, Marktanalystin für den Öko-Landbau bei der AMI. Bio-Betriebe nutzen die proteinreichen Sonnenblumen gern als Tierfutter.

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