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Die Ukraine ist weltgrößter Exporteur von Sonnenblumenöl.
© Hendrik Schmidt/dpa

Exporte aus Russland und der Ukraine: Warum jetzt Soja und Sonnenblumenöl knapp werden könnten

Der Krieg erschwert die Produktion und Lieferung von bestimmten Rohstoffen und Lebensmitteln nach Deutschland - und in viele andere Weltregionen.

Sie wurden zum Symbol der Corona-Krise: Leere Regale. Nun scheint die Pandemie gefühlt weit weg zu sein. Mit dem Ukraine-Krieg nehmen aber die Meldungen von teurer werdenden Lebensmitteln und steigenden Energiepreisen zu. Und es stellt sich erneut die Frage, ob demnächst manche Produkte in den Supermärkten schwer zu bekommen sind.

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„Die Lebensmittelversorgung in Deutschland ist sicher“, erklärte Bundesagrarminister Cem Özdemir (Grüne) am Freitag. Einzelne Produkte könnten laut Berichten aus der Ernährungsindustrie aber knapp werden. Zum Beispiel Speiseöl, gepresst aus Sonnenblumenkernen.

Denn mit 51 Prozent gilt die Ukraine als weltgrößter Exporteur von Sonnenblumenöl. Deutschland ist auf diese Importe angewiesen, deckt 94 Prozent des Bedarfs aus dem Ausland ab. Nun wirken sich die Angriffe Russlands massiv auf Produktion und Logistik von Ölsaaten aus. Genauso wie auf andere wichtige Agrarprodukte aus der Ukraine, etwa Mais und Raps, berichtet der Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland (OVID).

Der Verband rechne in den kommenden Wochen und Monaten mit eingeschränkten Warenströmen bei Sonnenblume, Lein und Soja. „Sollte es kurzfristig zu Engpässen bei einzelnen Rohstoffen kommen, sind diese nur sehr schwer zu substituieren. Mittelfristig werden sich die internationalen Warenströme neu ausrichten und sind neu zu bewerten“, heißt es.

Auswirken könnte sich dies auch auf die Futtermittelversorgung für Rind, Schwein und Geflügel. „Mehr als zwei Drittel des europäisch erzeugten Sojas stammen aus Russland und der Ukraine. Eine kurzfristige Kompensation aus alternativen europäischen Herkünften steht nicht zur Verfügung“, sagt OVID.

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Von der Bedeutung der Ukraine weiß auch die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) zu berichten. Die jährlichen Importe von Agrarrohstoffen belaufen sich auf 512 Millionen Euro und entfallen hauptsächlich auf Ölfrüchte- und -saaten (Sonnenblume, Lein, Soja), Hülsenfrüchte sowie Senfsaaten und Futtermittel. Ebenfalls importiert werden verarbeitete Lebensmittel (jährlich im Wert von 284 Mio. Euro).

Dabei handle es sich vor allem um Sonnenblumenöl, sowie um Geflügelfleisch. Auch für Rohstoffe wie Aluminium – damit werden Lebensmittelprodukte etikettiert – ist die Ukraine ein wichtiges Lieferland. „Für einige dieser Importe gibt es kaum oder zu wenig Alternativen auf dem Weltmarkt.“

Das betreffe genauso Agrarrohstoffe aus Russland, zum Beispiel Ölfrüchte, Schalen- und Trockenfrüchte sowie verarbeitete Lebensmittel im Wert von 331 Millionen Euro pro Jahr – Fischerzeugnisse. Konkret geht es dabei um Alaska-Seelachs russischen Ursprungs.

Fehlende Planungssicherheit bei der Energieversorgung

Keine Panik will man jedenfalls in der Ernährungsindustrie schüren, aber auf die Probleme hinweisen, mit der man zu kämpfen hat: Neben den sich verknappenden Agrarrohstoffen, Zulieferprodukten und wegbrechendem Exportabsatz weg, fehle es an Planungssicherheit bei der Energieversorgung und die gestiegenen Energiekosten.

„Beides kann die Produktionsfähigkeit erheblich beeinträchtigen, wenn nicht schnelle Lösungen von der Politik bereitgestellt werden, etwa die Zusage einer Priorisierung der Ernährungsindustrie im Falle einer Energieverknappung. Grundsätzlich gilt: Können die gestiegenen Kosten nicht angemessen an die Kunden weitergegeben werden, dann ist die Ertragslage von immer mehr Unternehmen ernsthaft gefährdet“, heißt es in einem Statement von Stefanie Sabet, Geschäftsführerin der BVE und Leiterin des Büro Brüssel, das dem „Tagesspiegel“ vorliegt.

Selenskyj ruft zur Aussaat auf

Gefährdet ist insbesondere auch die bisherige wirtschaftliche Entwicklung der Ukraine. Das Land besitzt die fruchtbarsten Böden und gilt als „Kornkammer Europas“, die sich 2009 knapp vor dem drohenden Staatsbankrott retten konnte.

Angesichts befürchteter Engpässe bei der Getreideversorgung rief der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in einer Videoansprache die Agrarunternehmen seines Landes zur Aussaat auf –„soweit das möglich ist“. Er schränkte aber mit Blick auf die Kämpfe ein: „Alles hängt von den Menschen und der Situation ab. Denn dabei geht es um das Leben.“ 

Sein Wirtschaftsberater Oleg Ustenko warnte indessen vor einer globalen Hungersnot. „Uns bleibt maximal eine Woche für die Saat. Wenn der Krieg bis dahin nicht aufhört, dann hat die Welt ein Nahrungsproblem“, sagte der Ökonom der „Wirtschaftswoche“. 

Brechen die Exporte des weltweit fünftgrößte Weizenlieferanten weg, werden die Preise steigen und weitere – noch ärmere – Länder zu Opfern dieses Krieges: Das von Dürre und Ernteausfällen geplagte Ostafrika bezieht Mais und Weizen hauptsächlich aus der Ukraine und Russland. (mit Agenturen).

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