Berlins IHK: Präsidentin Kramm bindet die Kritiker ein
Aus Anlass ihrer Wiederwahl hat Beatrice Kramm den Rebellen Reformen und Posten im Präsidium der Kammer in Aussicht gestellt.
So viel Harmonie gab es lange nicht mehr bei Berlins Industrie- und Handelskammer (IHK). Das dürfte zum einen daran liegen, dass der Wahlkampf zur Wahl der neuen Vollversammlung nun vorbei ist – am Mittwochabend kamen 88 frisch auf fünf Jahre gewählte Vertreter Berliner Unternehmen zu ihrer ersten Sitzung im Charlottenburger Ludwig-Erhard-Haus zusammen. Vor der Wahl hatten sich Kritiker gegen die Kammerführung vor allem mit Kritik über mangelnde Transparenz profiliert. Zum anderen liegt es am Kurs von Präsidentin Beatrice Kramm. Die Chefin und Eigentümerin der Polyphon Film- und Fernsehgesellschaft in Adlershof hatte vor gut einem Jahr Alba-Miteigentümer und DIHK-Präsident Eric Schweitzer nach zwölf Jahren an der Spitze abgelöst. Sie ging jetzt erneut auf die Kammerkritiker zu.
Kramm hatte bei ihrer Wiederwahl durch die Vollversammlung 78 Jastimmen, drei Enthaltungen und sieben Neinstimmen erhalten. „Ich möchte ein Präsidium, das die gesamte Breite der Kammer und der Berliner Wirtschaft widerspiegelt“, erklärte sie laut Teilnehmern bei der nichtöffentlichen Sitzung. Als konkrete Maßnahme stellte sie Kritikern, darunter Mitgliedern der Initiative #mitmachihk, bereits in Vorgesprächen in Aussicht, in das bis zu 14-köpfige Präsidium einzurücken. Anders als üblich wurden am Mittwoch zunächst nur drei Vizepräsidenten gewählt. Es handelt sich um Ute Witt (Ernst & Young, 81 Jastimmen), Eric Schweitzer (Alba, 76 Jastimmen) und Tobias Weber (City Clean, 71 Jastimmen). Die verbleibenden bis zu zehn Posten sollen erst bei der Sitzung am 20. September bestimmt werden.
Die Initiative #mitmachihk, die mit 31 Kandidatinnen und Kandidaten angetreten war und neun Personen in die Vollversammlung gewählt bekommen hat, wünscht sich drei Plätze im Präsidium: Dieter Puchta, ehemaliger Chef der Förderbank IBB, solle sich um Einsparungen bei der Kammer bemühen. Vivien Hermel, Maklerin aus Mahlsdorf, soll in der IHK die Mitbestimmung der Unternehmen vorantreiben. Und Christoph Huebner, Start-up-Unternehmer in der Kreativ- und Versicherungsbranche, möchte das Thema Transparenz forcieren. „Wir sind guter Dinge, dass Kramm ihre Versprechen zur Einbindung von uns Kritikern einlöst. Durch ihre Wahl haben wir einen Vertrauensvorschuss gewährt“, sagte Huebner dem Tagesspiegel.
Die Vollversammlung hat zwei Satzungsänderungen im Sinne der Kritiker beschlossen. So sollen die Mitglieder der festen Ausschüsse nicht vom Präsidium, sondern von der Vollversammlung berufen werden. Zudem wird ein fester Ausschuss zur „Weiterentwicklung der IHK“ eingerichtet. Bisher gab es dazu nur lose Arbeitsgruppen.