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Heute, morgen, nächste Woche? Wann die Post im Streik ausgetragen wird, ist nicht berechenbar. Die gute Nachricht: Die Briefe sollen nicht verloren gehen.
© imago/Jürgen Ritter

Unbefristeter Streik: Post ohne Boten

Die Briefzusteller und Paketboten der Post werden bald in den Arbeitskampf treten. Wann, ist noch offen. Unternehmen denken über Notfallpläne nach.

Der Brief ist geschrieben und der Umschlag frankiert – eigentlich könnte die Post-Reise jetzt losgehen. Aber nur eigentlich. Weil die Gewerkschaft Verdi in dieser Woche in den Arbeitskampf tritt, werden bald wieder Millionen Briefe und Pakete liegen bleiben. In dem Tarifkonflikt geht es um die Arbeitsbedingungen von rund 140 000 Beschäftigten, vor allem um die etwa 6000 Paketzusteller.

Wann genau die Postboten ihre Arbeit niederlegen, darüber schweigt sich Verdi bislang noch aus: Am Montag oder Dienstag soll es losgehen, sagte ein Sprecher der Gewerkschaft am Sonntag. Der konkrete Termin werde allerdings erst kurzfristig bekannt gegeben. Betroffen werden dann aber wohl alle Bundesländer gleichzeitig sein, wenn auch mit „unterschiedlicher Intensität“.

„Kalt erwischen wird uns der Streik nicht“

Unternehmen und Behörden beobachten die Streikvorbereitungen derweil mit gemischten Gefühlen. Chaotische Zustände werden zwar nicht erwartet, auf eine Beeinträchtigung des Tagesgeschäfts stellt sich die Wirtschaft indes sehr wohl ein. „Kalt erwischen wird uns der Streik nicht“, sagt etwa Dennis Chytrek, Sprecher der Techniker Krankenkasse (TK). Tausende Schriftstücke verschickt die Krankenkasse täglich – die Korrespondenz mit der Kundschaft sei eine wichtige Säule im alltäglichen Betrieb, sagt Chytrek. Doch mehr als das Geschehen genau zu beobachten, könne die TK derzeit nicht.

„Wir wissen ja noch überhaupt nicht, welches Ausmaß der Streik haben wird.“ Dennoch arbeite man bereits an Lösungsmöglichkeiten. Welche das genau sind, kann Chytrek nicht sagen. Bei vergangenen Streiks habe man von den Auswirkungen allerdings nicht allzu viel mitbekommen, da nur einzelne Standorte betroffen gewesen seien.

Die Konkurrenz freut sich

Bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) gibt man sich ebenfalls gelassen. „Die Post ist nicht unser einziger Kommunikationsweg, wir erledigen auch viel per E-Mail oder Telefon“, sagte Susanne Eikemeier, Sprecherin der Bundesagentur, dem Tagesspiegel. In dringenden Fällen könnten die Kunden zudem auf die Service-Center ausweichen. Einen großen wirtschaftlichen Schaden erwartet die BA daher nicht. Von einem Notfallplan für die kommende Woche sei noch nichts bekannt.

Die Post-Konkurrenz dürfte sich über die Streikpläne freuen. Wie groß der Zuwachs an Aufträgen sein wird, ist derzeit noch unklar. „Das werden wir im Laufe der Woche sehen“, sagt Martin Frommhold vom Versanddienstleister Hermes.

Streik als "Höhere Gewalt"

Viele Kunden stünden treu zur Post und setzten bis zuletzt auf deren Service. „Wir haben in letzter Zeit aber gute Zuwächse zu verzeichnen“, sagt Frommhold. Dienstleister wie Hermes werden wohl vor allem für Unternehmen wichtiger. Große Versandhäuser wie Amazon bedienen sich schon seit Längerem aus einem großen Netz an Lieferfirmen. Streikt die Post, wird dann einfach entsprechend umgeschichtet.

Immerhin: Die Post selbst erwartet keine finanziellen Einbußen. „Streik wird juristisch als ,Höhere Gewalt’ gewertet“, sagt Post-Sprecherin Anke Blenn. Daher hafte man auch nicht für eventuelle Ausfälle. Die Post-Sprecherin verweist auf die vielen verschiedenen Zweigstellen des Konzerns: „Da müssen wir dann eben umorganisieren.“

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