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Die Deutsche Post streitet sich mit der Gewerkschaft über die Gehälter der Beschäftigten.
© dpa

Droht der unbefristete Streik?: Deutsche Post will auf Verdi-Ultimatum nicht eingehen

Postkunden müssen sich möglicherweise auf erneute Streiks einstellen. Die Gewerkschaft Verdi hatte der Post in den Tarifverhandlungen ein Ultimatum gesetzt. Äußert sich der Konzern nicht bis heute (Donnerstag) 16 Uhr, droht ein unbefristeter Streik. Und: Die Post will sich auf dieses Ultimatum nicht einlassen.

Die Deutsche Post hat im festgefahrenen Tarifkonflikt ein Ultimatum der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi zurückgewiesen. Das einseitige Aufstellen einer solchen Frist "ist für uns nicht nachvollziehbar und lässt jeglichen Willen zu einer Einigung am Verhandlungstisch vermissen", erklärte ein Konzernsprecher am Donnerstag in Bonn. Die Post werde zum jüngsten Vorschlag der Gewerkschaft "ungeachtet irgendwelcher Drohkulissen Anfang der nächsten Woche Stellung nehmen". Verdi hatte für die Reaktion eine Frist bis Donnerstagnachmittag gesetzt.
Die Gewerkschaft hatte in der sechsten Verhandlungsrunde am Dienstag gefordert, die Mitarbeiter der umstrittenen Post-Regionalgesellschaften künftig nach Haustarifvertrag zu bezahlen. Im Gegenzug verzichte die Gewerkschaft auf eine lineare Einkommenserhöhung in diesem Jahr. Die Tarifverhandlungen würden als gescheitert angesehen, wenn das Unternehmen diesen Vorschlag ablehne. Die Post müsse bis Donnerstag um 16.00 Uhr Stellung beziehen.

Ein solches Ultimatum sei "reine Taktik", heißt es bei der Post

Dieses Ultimatum zeige, dass der jüngste Verdi-Vorschlag "offensichtlich nicht ernst gemeint" sei, sondern "lediglich reine Taktik", erklärte der Post-Sprecher am Donnerstag. Das zeige außerdem auch die Absage des für den 16. Juni vorgesehenen nächsten Verhandlungstermins durch Verdi. Dennoch sei die Post gewillt, die Vorlage "ernsthaft zu prüfen". Der Konzernsprecher erneuerte auch die inhaltliche Kritik an dem Verdi-Vorschlag. Das Unternehmen sei skeptisch, ob dieser "einen Beitrag zur langfristigen Lösung unseres bestehenden Wettbewerbsnachteils leisten kann".

Die 49 neu gegründeten Regionalgesellschaften der Post sind der Knackpunkt in den Tarifverhandlungen. Bei den Regionalfirmen werden die Mitarbeiter nicht nach dem Post-Haustarifvertrag, sondern nach den niedrigeren Tarifregelungen der Speditions- und Logistikbranche bezahlt. Verdi kritisiert dieses Vorgehen als Bruch früherer Vereinbarungen. In den Tarifgesprächen forderte die Gewerkschaft zum Ausgleich zunächst eine Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit von 38,5 auf 36 Stunden für die rund 140.000 Tarifbeschäftigten des Konzerns. Außerdem sollten die Löhne um 5,5 Prozent steigen bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Der Tarifkonflikt wird seit Wochen von Arbeitsniederlegungen begleitet. Immer wieder verzögerte sich dadurch die Auslieferung von Briefen und Paketen in einigen Regionen.

AFP

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