Insolvente Fluggesellschaft: Name Air Berlin wird verkauft - und 1000 Internetadressen
Der Ausverkauf der Fluggesellschaft geht in die nächste Runde: Der Insolvenzverwalter bietet nun die Markenrechte an - und Domains wie "jubelpreise.com".
Man habe damit begonnen, die Markenrechte und Internet-Adressen des Konzerns zu veräußern, teilte Air Berlins Insolvenzverwalter Lucas F. Flöther am Dienstag in Berlin mit. Zum Verkauf stehen rund 180 von Air Berlin geschützte Begriffe und Wortmarken wie etwa "Air-Berlin“ oder „LTU“, der Name jener Ferienfluggesellschaft, die Air Berlin im Jahre 2007 übernommen hatte.
In Kreisen der Berliner Landespolitik hatte es kurz nach der Insolvenz im August 2017 Überlegungen gegeben, dass der Senat die Markennamen "Air Berlin" oder "airberlin" kaufen könnte, um sie irgendwann einer neuen Airline zu übergeben. Schließlich war man in Berlin lange durchaus stolz darauf, dass das Unternehmen den Namen der Stadt in alle Welt trägt. Air Berlin spielte wenigstens eine kleine Rolle in der touristischen Vermarktung der Stadt.
Das Gegenargument für einem Kauf durch das Land Berlin lautet: Der Name ist durch den schlechten Service, den die Airline in den Monaten vor der Insolvenz geboten hatte und durch die Debatte um die Bezüge des Vorstandschefs Thomas Winkelmann derart beschädigt, dass sich keine andere Airline jemals damit wird "schmücken" wollen. "Air Berlin" könnte verbrannt sein, kaum mehr wert sein als einen symbolischen Euro.
Das ahnt offenbar auch Insolvenzverwalter Flöther. Er erklärt nämlich das auch "für Investoren durchaus attraktive Begriffe" wie „JustFly“, „airbistro“ oder „airdüsseldorf“ durch Air Berlin geschützt worden waren - und nun zum Verkauf stehen.
Einige Adressen sind für die Tourismus-Branche attraktiv
Zudem werden rund 1000 Internet-Domains verkauft, die Air Berlin gehören. Darunter ist natürlich die bekannte Adresse www.airberlin.com, aber auch "zahlreiche wertvolle Internet-Adressen für geschäftliche Zwecke, die keinen Bezug zum Air Berlin-Konzern haben", wie die Kanzlei von Flöther betont. Diese seien vor allem für die Tourismus-Branche attraktiv, zum Beispiel "we-fly-europe.com", "mallorca-shuttle.com" oder "city-shuttle.com". Hinzu kämen Domains mit eingängigen Namen, die auch für branchenfremde Bieter interessant seien: "jubelpreise.com" oder "ichbineinairberliner.com".
Die vollständige Liste der zum Verkauf stehenden Marken und Domains sei nur für Bieter mit unterschriebener Vertraulichkeitserklärung einsehbar, teilt der Verwalter mit. Anders als bei der Auktion von Gegenständen und Erinnerungsstücken von Air Berlin, die derzeit das Hamburger Auktionshaus Dechow organisiert, gibt es für die Markennamen und Internetadressen einen Verkaufsprozess in mehreren Phasen: Die Unternehmensberatung Roland Berger habe bereits zu rund 25 Investoren Kontakt aufgenommen, die ihr Kaufinteresse im Laufe des Verfahrens bei der Insolvenzverwaltung angezeigt hatten, hieß es. Zusätzlich würden auch weitere potenzielle Erwerber willkommen, die nicht angeschrieben wurden, aber am Investorenprozess teilnehmen möchten.
Flöther erwartet "substanzielle Erlöse"
"Alle Interessenten müssen eine Vertraulichkeitserklärung unterschreiben und dürfen dann die für die Prüfung der zum Verkauf stehenden Marken und Domains erforderlichen Unterlagen einsehen", teilte die Kanzlei mit. Fachleute sprechen von einer Due-Diligence-Prüfung, die Interessenten eine Prüfung nach speziellen Kriterien ermöglicht. Dann können Bieter ein verbindliches Kaufangebot abgeben. Über den Zuschlag entscheidet der zuständige Gläubigerausschuss.
Wie schon bei der Online-Auktion für Schokoherzen, Servierwagen, Taschen, Tassen und Decken hält sich der Insolvenzverwalter mit Aussagen zu den möglichen Erlösen bedeckt. "Wir geben keine Prognose ab", teilte Flöther mit. „Aber wir erwarten durch den Verkauf der Markenrechte und Domains substanzielle Erlöse zugunsten der Insolvenzmasse.“
Air Berlin, einst zweitgrößte Fluggesellschaft, hatte im August Insolvenz angemeldet. Sie hatte nach mehreren Übernahmen - darunter die Fluggesellschaft LTU - über Jahre Verluste eingeflogen. Flugzeuge sowie Start- und Landerechte der Air Berlin sicherten sich unter anderem die Lufthansa-Tochter Eurowings, Easyjet und der Investor und ehemalige Rennfahrer Niki Lauda.