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Offenbarungseid. Ex-Arcandorchef Thomas Middelhoff steht wegen des Verdachts der Untreue vor Gericht.
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Update

Prozess vor dem Essener Landgericht: Middelhoff: Ich bin nicht pleite

Thomas Middelhoff, Ex-Arcandor-Chef, hat einen Offenbarungseid geleistet. Trotzdem behauptet er, nicht vor dem finanziellen Ruin zu stehen. An diesem Montag steht er wieder vor Gericht.

Nach drei Wochen Sommerpause setzt das Essener Landgericht an diesem Montag den Untreue-Prozess gegen den früheren Chef des Karstadt-Mutterkonzerns Arcandor, Thomas Middelhoff, fort. Middelhoffs Verteidiger Winfried Holtermüller hatte vor der Sommerpause angeregt, im Gerichtssaal über konstruktive Möglichkeiten zur Verkürzung der Verfahrensdauer zu sprechen. Doch ist offen, ob das Gericht darauf eingehen wird. Bislang ist das Verfahren bis weit in den Oktober hinein terminiert.
Die Staatsanwaltschaft Bochum wirft Middelhoff vor, den inzwischen pleitegegangenen Handelskonzern mit betriebsfremden Kosten in Höhe von rund 1,1 Millionen Euro belastet zu haben. Hauptsächlich geht es um Flüge mit Charterflugzeugen und Hubschraubern, die von Arcandor bezahlt wurden, nach Auffassung der Anklagebehörde aber ganz oder teilweise privat veranlasst waren. Middelhoff weist die Vorwürfe entschieden zurück.
Am Sonntag hatte Middelhoff Spekulationen widersprochen, er stehe vor dem finanziellen Ruin. Auf die Frage: „Sind Sie pleite?“ erwiderte der Manager: „Ganz klare Antwort. Nein.“ Middelhoff räumte aber ein, dass er am Freitag vor dem Gerichtsvollzieher über seine Vermögensverhältnisse habe Auskunft geben müssen - im Volksmund Offenbarungseid genannt. Middelhoff sagte, sein Problem sei, dass er an seine Liquidität nicht herankomme, die von der Bank Sal. Oppenheim blockiert werde.

Filmreife Flucht über ein Garagendach

Nicht ohne Stolz berichtete Middelhoff von einer filmreifen Flucht vor Journalisten, nachdem er am vergangenen Freitag beim Gerichtsvollzieher seine Vermögensverhältnisse hatte offenlegen müssen. „Ich bin wie die Katze übers Dach. Ich musste drei Meter tief auf eine Garage springen und dann noch einmal drei Meter auf die Straße", sagte Middelhoff. Nach dem unangenehmen Termin warteten vor der Tür Journalisten auf ihn. „Vor dem Gerichtsgebäude lauerten Journalisten, die mich mit ihren Fotoapparaten abschießen wollten wie Freiwild“, erzählt er selbst. Das habe er sich und seiner Familie nicht antun wollen. Als er davon erfahren habe, habe er erst einmal nach einem Hinterausgang gefragt, erzählt der 61-Jährige. Doch gab es keinen. Da sei er auf die Idee gekommen, unbemerkt über das Garagendach und den Hinterhof zu verschwinden. Ein Mitarbeiter des Gerichts habe sogar noch nach einer Leiter gesucht, um ihm den Abstieg auf das Garagendach zu erleichtern, doch sie sei zu kurz gewesen. Da sei er einfach aus dem Fenster gesprungen. Nachdem er dann wieder festen Boden unter den Füßen hatte, sei er „fröhlich pfeifend“ zu einer Nebenstraße gegangen. Dort habe er sich ein Taxi herbeigewunken und sei dann später nach London geflogen. „Ich bin nicht vor den Fragen der Journalisten geflüchtet“, beteuert Middelhoff.

Allein Roland Berger fordert 7,5 Millionen Euro

Tatsächlich gibt er freimütig Auskunft über seine nicht ganz einfache Finanzlage. Nach Angaben des Managers verlangt allein der Unternehmensberater Roland Berger 7,5 Millionen Euro von ihm, davon seien rund 2 Millionen Euro bereits durch Sicherheiten gedeckt. Sein früherer Vermögensverwalter Josef Esch fordere 2,5 Millionen Euro, der Arcandor-Insolvenzverwalter 3,4 Millionen Euro, die allerdings durch seine Managerversicherung abgedeckt seien, und die Bank Sal. Oppenheim rund 70 Millionen Euro. Er selbst fordere umgekehrt über 200 Millionen Euro, sagt der Manager. Er müsse nun Wege finden, wie er bestehende Forderungen bedienen könne. „Dazu bin ich gerne bereit. Und an der Umsetzung arbeiten wir mit Hochdruck.“ Middelhoff betont, er habe noch ausreichend andere Vermögenswerte. In den vergangenen Monaten hatten wiederholt Gerichtsvollzieher den Untreue-Prozess gegen den Manager vor dem Essener Landgericht genutzt, um Middelhoff abzufangen und ihm Forderungen zu präsentieren. Und schon an diesem Montag könnte es erneut dazu kommen. Denn dem Vernehmen nach hat inzwischen auch sein früherer Vermögensverwalter Esch den Gerichtsvollzieher in Marsch gesetzt.

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