Nachfolger von Martin Blessing: Martin Zielke wird neuer Commerzbank-Chef
Die Nachfolge geht schneller als gedacht: Martin Zielke übernimmt die Führung der Commerzbank schon am 1. Mai. Auf ihn warten große Aufgaben.
Jetzt ging es auf einmal ganz schnell. Privatkunden-Vorstand Martin Zielke wird nicht erst im Herbst, sondern schon am 1. Mai neuer Vorstandsvorsitzender der Commerzbank. Dies beschloss der Aufsichtsrat in einer Sondersitzung am Sonntag. Damit ist die monatelange Suche nach einem Nachfolger von Martin Blessing beendet.
Sondersitzung am Sonntag
Blessing, seit 2008 Vorstandsvorsitzender der zweitgrößten deutschen Bank, hatte im November überraschend verkündet, seinen im Oktober 2016 auslaufenden Vertrag nicht verlängern zu wollen. Jetzt geht Blessing, 52, schon Ende April, im gegenseitigen Einvernehmen, wie der Aufsichtsrat am Sonntag mitteilte.
Der 53-Jährige Nordhesse Zielke führt seit 2010 mit erkennbarem Erfolg die Privatkundensparte der Commerzbank. Der Aufsichtsrat gab ihm den Vorzug vor dem ebenfalls hoch gehandelten Vorstand Markus Beumer, der in der Bank für das Mittelstandgeschäft zuständig ist. Mit Zielke habe sich nach einem intensiven Auswahlprozess der „richtige“ Kandidat durchgesetzt, betonte Aufsichtsratschef Klaus Peter Müller. Zielke habe auf eindrucksvolle Weise das Privatkundengeschäft zurück in die Erfolgsspur gebracht. Warum die Suche nach Blessings Nachfolger trotzdem mehr als vier Monate dauerte, ließ der Aufsichtsratschef offen.
Zielke gilt als enger Vertrauter von Blessing
Angeblich hatte Müller auch nach einem externen Kandidaten oder eher noch einer Kandidatin gesucht. Dem Vernehmen nach hätten Müller und Blessing gern eine Frau an der Spitze der zweitgrößten deutschen Bank gesehen. So sollen auch Ingrid Hengster, Vorstandsmitglied der KfW, und Annika Falkengren, Chefin der schwedischen Großbank SEB, als mögliche Nachfolgerinnen von Blessing gehandelt worden sein.
Jetzt macht Zielke, der verheiratet und Vater von zwei Kindern ist, das Rennen. Am 1. Mai startet er kurz nach der Hauptversammlung der Bank am 20. April. Zielke gilt als enger Vertrauter von Blessing. Er hat das Bankgeschäft bei der Deutschen Bank in Kassel gelernt, studierte danach Betriebswirtschaft in Göttingen und kam 1990 zur Dresdner Bank nach Frankfurt. Später wechselte er zur Deutschen Bank, arbeitete bei der Deutschen Hyp, bevor er 2002 zur Commerzbank kam. Zwischenzeitlich saß Zielke im Vorstand der von der Commerzbank übernommenen aber mittlerweile aufgelösten Eurohypo. Seit November 2011 ist er Mitglied des Commerzbank-Vorstandes und dort für das Privatkundengeschäft zuständig.
Mit Bettina Orlopp rückt erstmals eine Frau in den Commerzbank-Vorstand auf
Dort kann Zielke durchaus Erfolge für sich reklamieren. Er gilt als pragmatisch, sachkundig, ist auch ein durchaus redegewandter Marketingexperte. Im vergangenen Jahr trug seine Sparte mit einem Gewinn von 751 Millionen Euro erheblich zum Milliardengewinn der Bank bei und dazu, dass sie seit 2008 erstmals wieder eine Dividende zahlt. Er hat die Integration der Privatkundensparte der Dresdner Bank bewältigt. Sie war 2008 von der Commerzbank übernommen worden. Seit 2012 konnte die Bank unter der Regie von Zielke unter dem Strich rund 819 000 neue Kunden gewinnen, auch durch neue Filialkonzepte, außergewöhnliche Werbespots mit Mitarbeiterinnen der Bank und kostenfreie Girokonten. Damit sorgte Zielke vor allem im Sparkassen- und Volksbankenlager immer wieder für Verärgerung. Schließlich ist der Bund, der die Bank 2008 mit milliardenschweren Finanzspritzen und dem Einstieg vor der Pleite rettete, mit knapp 16 Prozent immer noch größter Aktionär der Commerzbank. Eines der wichtigsten Ziele von Zielke dürfte denn auch sein, dass sich die Bank wieder von der Beteiligung des Staates und des Steuerzahlers trennt.
Am Sonntag beschloss der Aufsichtsrat noch weitere Personalien. So wird mit Bettina Orlopp, 45, erstmals eine Frau in den Commerzbank-Vorstand einziehen. Zunächst berief sie der Aufsichtsrat als Generalbevollmächtigte, 2017 wird sie nach der Genehmigung durch die Finanzaufsicht Bafin in den Vorstand rücken und dort für Personal und Recht zuständig sein. Neu in das Führungsgremium kommt auch Michael Mandel, 49, derzeit Bereichsvorstand für Privatkunden. Für diese Sparte wird er auch im Vorstand zuständig sein.