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Gehen, wenn es am schönsten ist? Martin Blessing, Chef der Commerzbank, verlässt die Bank im Herbst.
© REUTERS

Commerzbank schlägt Deutsche Bank: Die bessere deutsche Bank

Die Aktien der Banken erholen sich. Die Commerzbank legt gute Zahlen vor, die Deutsche kauft Anleihen zurück. Ist die Krise vorbei?

Fassen die Investoren wieder Zutrauen zu den deutschen Banken? Es sieht so aus. Nach dem Kurssturz am Donnerstag konnten sich die Aktien der Deutschen Bank und der Commerzbank am Freitag deutlich erholen. Mit einem Plus von 11,8 Prozent sicherte sich die Deutsche Bank einen versöhnlichen Wochenausklang, die Commerzbank legte sogar um spektakuläre 18,2 Prozent zu.

Die Deutsche Bank hatte binnen drei Wochen rund 30 Prozent ihres Börsenwertes eingebüßt. Am Freitag ging der Branchenprimus in die Offensive. Die Bank gab ein öffentliches Kaufangebot für eigene Anleihen ab und will damit Stärke beweisen. Die größte deutsche Bank kauft erstrangige Euro-Anleihen im Wert von drei Milliarden Dollar und Dollar-Anleihen im Volumen von zwei Milliarden Dollar zurück. Nicht betroffen sind aber die zuletzt unter Druck geratenen eigenkapitalähnlichen Schuldverschreibungen („Cocos“), die zwar hoch verzinst sind, bei denen die Bank im Notfall aber Zinsen und Rückzahlung streichen kann. Die 350 Millionen Euro, die in diesem Jahr für deren Zinslasten anfallen, seien aber sicher, hatte die Bank schon zuvor betont.

Wolfgang Schäuble: Die Deutsche Bank ist stark

Vertrauen ist der Anfang von allem. Mit diesem Spruch hatte die Bank jahrelang geworben, nun scheint sich Ko-Chef John Cryan daran zu erinnern. So teilte die Bank am Freitag ebenfalls mit, dass ihre Liquditätsreserven Ende 2015 bei rund 215 Milliarden Euro gelegen hätten, der Refinanzierungsplan für dieses Jahr müsse nicht angepasst werden. Auch das eine Beruhigungspille für die Anleger. Genauso wie der demonstrative Rückhalt durch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU): Die Deutsche Bank sei stark und habe genügend Kapital, versicherte Schäuble am Freitag. Auch die Finanzaufsicht Bafin sieht einem Insider zufolge keinen Handlungsbedarf – trotz des dramatischen Kursverfalls der vergangenen Tage. „Wenn der gesamte Markt stark schwankt, ist es völlig normal, dass die Aktien der Deutschen Bank das auch tun“, zitierte die Nachrichtenagentur Reuters einen Insider.

Commerzbank zahlt Dividende

Schützenhilfe und gute Worte hat der größte Konkurrent der Deutschen Bank, die Commerzbank, nicht nötig. Die zweitgrößte deutsche Geschäftsbank zahlt anders als die Deutsche Bank eine Dividende. Für das vergangene Geschäftsjahr schüttet die Commerzbank insgesamt 250 Millionen Euro an ihre Aktionäre aus – die erste Dividende seit 2007. Der Bund, der noch immer mit rund 15 Prozent beteiligt ist, erhält gut 37 Millionen Euro. Möglich macht das ein Netto-Gewinn von 1,06 Milliarden Euro – rund vier Mal mehr als 2014 –, bedingt durch die gute Konjunktur, ein gut laufendes Privatkundengeschäft und eine geringere Vorsorge für wackelige Kredite. „2015 war insgesamt ein ganz ordentliches Jahr“, sagte Vorstandschef Martin Blessing bei seiner letzten Bilanzvorstellung. Er verlässt die Bank auf eigenen Wunsch Ende Oktober mit noch unbekanntem Ziel. Ein Nachfolger steht noch nicht fest. Gehandelt werden zwei andere Commerzbank-Vorstände und Annika Falkengren, Chefin der schwedischen SEB Bank. Im Rennen ist angeblich auch Ingrid Hengster, Vorstandsmitglied der staatlichen Förderbank KfW.

Privatkunden bringen das Geld

Blessing zufolge zahlt sich die Strategie der Bank mit der Konzentration auf das Privatkunden- und Mittelstandsgeschäft, auf Mittel- und Osteuropa und auf ein reduziertes Investmentbanking mehr und mehr aus. Auch das Kapital habe die Bank nachhaltig gestärkt. „Heute steht die Commerzbank deutlich solider da als vor der Finanzkrise“, zieht der 52-Jährige ein positives Fazit seiner im Oktober achteinhalbjährigen Zeit an der Spitze.

Die aktuellen Turbulenzen an den Finanzmärkten und die dramatische Talfahrt der Aktienkurse der Banken kann Blessing nicht nachvollziehen. Die Institute seien heute viel stabiler und besser kapitalisiert als 2008, die Risiken in den Büchern erheblich geringer. In der Commerzbank sei der Anteil der Problemkredite mit nur 1,6 Prozent an allen Ausleihungen auf einem Rekordtief. Blessing bekräftigt auch, dass das Vertrauen der Banken untereinander intakt sei. Ein Eingreifen der Notenbanken sei nicht nötig.

2015 lieferten alle Geschäftsfelder gute Ergebnisse. Ein Plus gab es aber nur in der Privatkundensparte, dafür aber ein ordentliches. Dort stieg das Betriebsergebnis von 455 auf 751 Millionen Euro. Das Geschäft mit den Privatkunden läuft gut. Dennoch lässt Blessing an einem keinen Zweifel: Die Deutsche-Bank-Tochter Postbank will er nicht kaufen.

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