Smartphones als Geschenk: Kling, Handy, klingeling!
Jeder Vierte hierzulande will ein Smartphone verschenken - an andere oder sich selbst. Welches Handy und welcher Tarif für Sie richtig sind, lesen Sie hier.
Es ist ein Fest. Vor allem für Handyhersteller. Die drei Monate vor Weihnachten gehören für die Konzerne traditionell zu den erfreulichsten des Jahres. Das wird auch diesmal nicht anders sein. Mehr als jeder vierte Bundesbürger will zum Fest ein Smartphone verschenken oder sich selbst damit eine Freude machen, wie eine repräsentative Umfrage des IT-Branchenverbands Bitkom zeigt. Premiumhersteller wie Apple und Samsung besetzen gemeinsam mehr als ein Drittel des Marktes. Doch die Großen bekommen zunehmend Konkurrenz – vorwiegend von Herstellern aus China. Das ist ein Vorteil für Verbraucher. Gleichzeitig gilt es, sich einen sorgfältigen Überblick zu verschaffen, denn billig ist nicht gleich preiswert.
Experten raten von Billigangeboten ab
Smartphones gibt es in Technikmärkten, Handyläden und im Netz schon für rund 100 Euro. Für Einsteiger oder Menschen, die außer den Grundfunktionen – telefonieren, SMS versenden und Internetseiten ansurfen – nicht viel mit ihrem Gerät anfangen wollen, ein echtes Schnäppchen. Oder nicht? „Von Billig-Angeboten um die 100 Euro würde ich grundsätzlich eher die Finger lassen“, rät Michael Wolf, Handy-Experte bei der Stiftung Warentest. Natürlich könne man nicht ausschließen, dass es irgendwann tatsächlich ein halbwegs attraktives Angebot zu diesem Preis gebe. Solche Geräte seien aber vom Anbieter von vornherein als Billig-Handys konzipiert, was man ihnen in der Regel auch anmerke: Die Displays sind meist schwach aufgelöst und nicht sehr hell, die Kameras wenig überzeugend, meist fehlt es an Arbeitsspeicher.
Auslaufmodelle können eine günstige Alternative sein
Eine günstige und kluge Alternative sind hingegen höherklassige Auslaufmodelle. Der Produktzyklus ist bei Smartphones inzwischen selten länger als ein Jahr – dann kommt bereits das Nachfolgemodell. Wer nicht immer das Neueste vom Neuesten haben muss, findet unter den Vorgängern eine breite Auswahl für 200 bis 300 Euro. In den Augen der Tester sind solche Handys einen wohlwollenden Blick wert. „Gute Mittelklassegeräte sind eineinhalb oder zwei Jahre nach ihrem Marktstart schon relativ günstig zu haben“, sagt Wolf. „Die werden ja nicht schlecht.“ Höchstens alt – und wären damit nicht mehr auf dem Stand der Technik. Wie lässt sich das herausfinden? Am besten durch Ausprobieren im Laden: Hat das Display das richtige Format, muss das Gerät noch in die Hosentasche passen oder ist es eher etwas für die Handtasche? Ist das Display scharf und hell? Wie schnell reagiert das Handy beim Öffnen der Apps? Wie lange hält der Akku? Ist er leicht zu wechseln oder fest verbaut?
Am Anfang steht die Frage: Android oder iPhone?
Wer sich für ein Premium-Smartphone entscheidet – die Preise liegen hier meist zwischen 500 und 900 Euro – muss zunächst eine Frage für sich beantworten, sagt Wolf: „Soll es ein Android-Handy oder ein iPhone sein?“ Auf dem iPhone ist das Apple-eigene Betriebssystem iOS installiert, während fast alle übrigen Hersteller mit Googles Betriebssystem Android arbeiten. Technisch sind beide Systeme ausgereift und für beide gibt es unzählige Apps. Am Ende ist es eine Glaubensfrage, für welches der Systeme man sich entscheidet. Wenig verbreitet sind hingegen Microsoft-Handys mit dem Betriebssystem Windows Phone.
Das Speichervolumen ist ein wichtiges Kriterium beim Kauf
Unabhängig für welches System sich Kunden entscheiden und wie viel Geld sie ausgeben wollen: Ein entscheidendes Kriterium sollte der Speicher sein. Acht Gigabyte sind hier das Minimum, meinen Experten. Die reichen für ein bisschen Musik, ein paar Videos und gelegentliche Schnappschüsse. Wer das Handy als regelmäßige Foto- oder Videokamera nutzen will, kommt damit aber nicht weit. In einem solchen Fall sollte das Telefon entweder über einen Steckplatz für externe Speicherkarten verfügen. Oder der interne Speicher sollte größer sein. Das nämlich, findet Wolf, ist eher zu empfehlen als alle möglichen Daten in die Cloud auszulagern – also in einen virtuellen Speicher, den inzwischen viele Hersteller, Mobilfunkanbieter oder Internetplattformen anbieten. Dabei geht es nicht nur um die Sicherheit – wer unterwegs Daten hochlädt, ist schnell sein mobiles Datenvolumen los.
Sein letzter Tipp: Verbraucher sollten ein Smartphone nach Möglichkeit nicht in Verbindung mit einem Mobilfunkvertrag kaufen. Meistens zahlen sie dabei nämlich drauf.
Die Wahl des Tarifs sollte man von seinen Gewohnheiten abhängig machen
Apropos Vertrag. Ohne den passenden Tarif nützt das schönste Smartphone nichts. „Um den richtigen zu finden, sollte man seine Gewohnheiten beobachten“, sagt Miriam Rusch von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Telefoniert man wenig? Surft man unterwegs viel im Internet? Schreibt man SMS oder nutzt man Messengerdienste wie Whatsapp? „Für Einsteiger sind Prepaid-Tarife sinnvoll: Mit ihnen hat man die größte Kostenkontrolle.“ Und sie haben keine Kündigungsfrist. Ist das Guthaben aufgebraucht, lädt der Nutzer nach oder eben nicht. Wem das ständige Aufladen auf die Nerven geht, der findet echte Alternativen im vertraglichen Bereich. „Inzwischen gibt es auch sehr flexible Postpaid-Verträge mit kurzer Kündigungsfrist von einem Monat“, erläutert Thomas Grund, Tarifexperte bei der Stiftung Warentest. Mehr Flexibilität lassen sich die Mobilfunkanbieter jedoch bezahlen. Tendenziell gilt: je kürzer die Laufzeit desto höher der monatliche Grundpreis.
Neben dem Preis ist auch eine gute Netzabdeckung entscheidend
Wie die Verbraucherzentrale spricht auch Stiftung Warentest keine generelle Empfehlung aus, sondern rät den Mobilfunknutzern zur individuellen Lösung. „Die Anbieter bewerben massiv ihre Flatrate-Tarife“, sagt Warentest-Fachmann Grund. Angesichts von Mindestkosten um die 15 Euro müsse man sich als Nutzer aber fragen, ob man dieses Komplettangebot tatsächlich braucht. „Prepaid-Tarife sind günstiger und man kann nach Bedarf Optionen hinzubuchen.“ Bei der Wahl des Tarifs sollten Verbraucher aber nicht ausschließlich auf den Preis achten. Entscheidend für einen guten Empfang ist eine gute Netzabdeckung. Während die Telekom und Vodafone im sogenannten D-Netz unterwegs sind, telefonieren Kunden von O2 und E-Plus im E-Netz. „Grundsätzlich haben die D-Netze nach wie vor die beste Qualität“, sagt Grund. „Insbesondere in ländlichen Regionen haben die E-Netze häufig noch Schwächen.“ Dass die O2-Mutter Telefonica inzwischen E-Plus übernommen hat, ändert daran aus Sicht der Experten noch nichts.