Stiftung Warentest: Kein Olivenöl schneidet gut ab
Ranzig, schlammig: Ein Test der Stiftung Warentest zeigt, dass viele Olivenöle weit mehr versprechen, als sie halten. Bei anderen bekommt man mehr als erwünscht – Schadstoffe zum Beispiel.
Manchmal ist die Erklärung einfach. Wenn eine Erntemaschine kräftig Abgase in die Luft stößt, wenn ein Apparat, der Früchte aufs Förderband bläst, mit Schmieröl gewartet wird, „dann nehmen die fetthaltigen Oliven diese Stoffe eben auf“, sagt Holger Brackemann. 24 Olivenöle hat die Stiftung Warentest jüngst untersucht, in ausnahmslos allen fanden die Prüfer um Brackemann Mineralölrückstände von teils bis zu 60 Milligramm pro Kilo. Die Gründe sehen sie hauptsächlich in den Produktionsbedingungen: „In den südlichen Ländern, in denen Olivenöl hergestellt wird, ist das Bewusstsein für bestimmte Schadstoffe nicht so ausgeprägt wie bei uns.“
Produkte verdienen die Bezeichnung "nativ extra" nicht
Bei uns stehen die Öle dann aber im Supermarktregal, abgefüllt in Flaschen mit edel wirkenden Etiketten und oft hochpreisig. Das teuerste Öl im Test kostete 14,70 Euro pro Liter – und gehörte zu den schlechtesten („Carapelli Il Nobile“, erhältlich bei diversen Händlern). „Ranzig, stichig, schadstoffbelastet“, sind nur einige der Adjektive, die im Testbericht („Test“-Ausgabe 2/2017) auftauchen. Erneut stellt die Verbraucherorganisation den Ölen damit insgesamt ein sehr dürftiges Zeugnis aus.
Untersucht wurden diesmal Mischöle mit der Aufschrift „nativ extra“ – der höchsten Güteklasse. Eine eigene EU-Verordnung regelt, wie Öle dieser Klasse schmecken müssen und herzustellen sind. Kontrolliert werde allerdings kaum, kritisiert Brackemann bei der Vorstellung der Ergebnisse am Mittwoch, ein fatales Versäumnis: Zehn der Produkte dürften die Bezeichnung überhaupt nicht tragen, befinden die Prüfer. Und kein einziges der 24 Öle bekam die Note „gut“.
Gourmet-Qualität suchten die Tester vergebens
Bei den zehn Produkten, die mit „mangelhaft“ abschnitten, beklagt die Stiftung neben hoher Schadstoffbelastung sensorische Mängel wie einen „gärigen, stichigen oder alten Geschmack“, der entsteht, wenn die Oliven zu Beginn der Verarbeitung schon überreif sind. Auch die anderen Produkte überzeugten die Tester nur bedingt. „Kaum Schärfe und Bitterkeit, mittelmäßige Fruchtnoten“ – Gourmetqualität suchte das Team vergebens. Neun Produkte immerhin erhielten ein „befriedigend“, sind für den Standardgebrauch allemal geeignet.
Auffällig ist: Testsieger wurden drei Olivenöle, die allesamt von Discountern stammen. „Primadonna“ von Lidl und „Vegola“ von Netto bieten dazu noch das beste Preis-Leistungs-Verhältnis, mit 5,05 Euro pro Liter war kein anderes Öl billiger. Beim Öl von Lidl hoben die Tester dazu die gute chemische Qualität hervor, die etwa Fettsäurenzusammensetzung und Totox-Zahl berücksichtigt – ein Frischeindikator. Beide Öle bekamen die Note 2,9, ebenso wie das Gut Bio Olivenöl von Aldi Nord.
Wieder sind die Discounter vorn
„Dass die Discounter am besten abschneiden, ist kein Zufall“, sagt „Test“- Chefin Anita Stocker. Viele Ketten beauftragten eigene Prüfpanels, um sich der Qualität ihrer Waren zu vergewissern. Die herkömmlichen Olivenöle von Aldi kamen allerdings nur auf die Note 3,3, das Bio-Öl von Aldi Süd auf 3,5 und die Penny Hausmarke fiel komplett durch. Sensorisch fehlerhaft, stichig im Geschmack, falsch deklariert, lautet das Urteil.
Das Testprodukt von Kaiser’s-Tengelmann, ebenfalls „mangelhaft“, war chemisch verändert. „Schlammig“ schmeckte das „Ja!“-Öl von Rewe („mangelhaft“). Und im Öl mit dem vielversprechenden Namen „Kunella Feinkost Italienische Art“ fand sich ein chemischer Weichmacher in hoher Konzentration. Zudem schreiben die Tester: „Raffiniertes Öl nachgewiesen – auch deshalb nicht verkehrsfähig.“ Prominente Marken wie „Bertolli“ oder „De Cecco“ erwiesen sich als lediglich mittelmäßig bis ausreichend.
Keine akute Gesundheitsgefahr
Bereits vor einem Jahr hatte die Stiftung Olivenöle getestet, damals aber Öle mit eindeutiger Herkunft. Mischöle dagegen werden aus Olivenölen verschiedener Länder zusammengekippt. Damals waren die Ergebnisse jedoch noch schlechter als heute – jedes zweite Öl bekam ein „mangelhaft“. „Olivenöl zu panschen, ist leider lukrativ.“ Wegen seines hohen Gehalts an ungesättigten Fettsäuren gilt es als nicht nur schmackhaftes, sondern auch gesundes Speisefett.
Ist das mit diesen Tests nun widerlegt? Eine akute Gesundheitsgefahr gehe von keinem der Öle aus, meinen die Experten. Doch ein Großteil der Belastungen sei vermeidbar und sollte deshalb auch vermieden werden. So kam das am wenigsten belastete Öl im Test, „Fiore“ (zum Beispiel bei Rewe) mit 2,9 Milligramm pro Kilo aus und war damit das einzige nahezu schadstofffreie. Wegen Kennzeichnungsmängeln schaffte es trotzdem nur ein „ausreichend“ (3,6).
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