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Nicht jedes der getesteten Olivenöle ist zum Verzehr geeignet, sagt Stiftung Warentest.
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Stiftung Warentest: Jedes zweite Olivenöl ist mangelhaft

Olivenöle der Güteklasse "nativ extra" sind laut Stiftung Warentest meist schlechter als ihr Ruf. Auch Bio-Olivenöle halten oft nicht das, was sie versprechen.

Viele Schadstoffe, ranziger Geruch, verfälschter Geschmack und falsche Etikettierung: Die Mängelliste bei den von der Stiftung Warentest getesteten Olivenölen ist lang. 26 Öle der beliebten Kategorie "extra nativ" nahmen die Warenprüfer genauer unter die Lupe. Das Ergebnis: Jedes zweite Öl fiel im Test durch und bekam die Note "Mangelhaft", nur ein einziges Öl schaffte die Note "Gut" - es gehörte mit 40 Euro pro Liter allerdings auch zu den teuersten im Testfeld. Auch Bio garantiert offensichtlich nicht für einwandfreie und schadstofffreie Olivenöle: von sechs getesteten Bio-Öle erhielten vier die Note "mangelhaft" (Redoro, Agrestis, Alnatura, Mani Bläuel), teilten die Warenprüfer am Donnerstag mit. Nachzulesen im neuen Heft der Zeitschrift „test“.

Mit Maschinenöl verfeinert

Auffallend viele Olivenöle waren laut Warentestern mit giftigen Mineralölen versetzt. Aber auch andere Fremdöle wie Weichmacher, Pestizide, PAK und Styrol konnten die Prüfer in gesundheitsgefährdenden Konzentrationen nachweisen. Als besonders bedenklich stuft die Stiftung die gesättigten Mineralöl-Kohlenwasserstoffe, kurz MOSH und MOAH, ein. Sie gelten bei hoher Konzentration im Körper als hochgradig krebserregend. Laut Stiftung Warentest waren alle 26 geprüften Olivenöle mit den giftigen Substanzen belastet. Besonders hohe MOSH-Belastungen fanden die Tester im Bio-Produkt Agrestis.

Viele der nachgewiesenen Giftstoffe sind noch vor der Ernte oder während der mechanischen Herstellung über Maschinen in die Produkte gekommen. So seien die gefundenen Weichmacher vor allem in Behältnissen aus Plastik, Transportbändern und Abfüllschläuchen zu finden. Gerade hier seien Verbesserungen aber relativ einfach zu erzielten, so die Warenprüfer. Weichmacher stehen im Verdacht, die Fortpflanzungsfähigkeit zu beeinträchtigen.

Bei den Tests wurden auch polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) gefunden. Die krebserregenden Stoffe entstehen bei unvollständigen Verbrennungen und könnten über Autoabgase an die Oliven gelangt sein, so die Warentester. Erfreulicher sei dagegen der gefundene Anteil von Styrol: nur im Bio-Öl Redoro fanden die Warentester den Stoff. Die Substanz gehört zur Gruppe aromatischer Kohlenwasserstoffe und kann zur Bildung von Lungenkrebs führen.

Von "stichig" bis "schmierölartig"

In der Kritik der Warentester stand nicht nur der hohe Anteil an Schadstoffen, sieben der getesteten 26 Olivenöle seien auch in Punkto Geruch und Geschmack nicht ausreichend, so die Tester. Dabei müsste "natives Olivenöl extra" sensorisch einwandfrei sei. Insgesamt aber sei das Ergebnis dennoch erfreulicher als beim Schadstofftest: Immerhin elf der 26 getesteten Olivenöle erreichten die Noten "gut" oder "sehr gut". „Sieben schmeckten stichig, modrig, ranzig oder gar wurmstichig“, heißt es in dem Test. Gemeint sind Alnatura Italienisches Oliven Öl nativ, Carbonell, Herdade Paco do Conde Portugal, L’Estornell Arbequina, Livio Natives Olivenöl, Mani Bläuel Kalmata und Redoro Olio extra vergine.

Zwei Öle (Redoro Olio extra vergine, Alnatura Italienisches Oliven Öl nativ) waren von der Olivenfliege Bactrocera oleae befallen. Sie sorgt für einen wurmstichigen Geschmack.

Die sensorische Qualität von Olivenöl lässt Rückschlüsse auf die Qualität der verarbeiteten Oliven zu: schmeckt ein Öl moderig, können Hefen oder Schimmelpilze die Ursache sein, Öl mit stichigem Geschmack dagegen wurde aus Oliven gepresst, die nach der Ernte längere Zeit auf dem Boden lagen und bereits gärten, so die Warentester. Für Verbraucher ist der Grad der Fruchtigkeit entscheidend: schmeckt das Öl grün oder bitter, waren die verarbeiteten Oliven noch nicht reif - ein Hinweis auf gute Qualität.

Eingesetzt wurden für Geruchs- und Geschmacktests ausgebildete Probanden. Weltweit gibt es 60 sogenannter "Panels", zwei davon sitzen in Deutschland. Sie bestehen aus je acht bis zwölf geschulten Probanden die nach fest definierten Kategorien die Olivenöle bewerten. Wenn die Auswertung sensorische Fehler in einer Probe ergab, ging diese anschließend an zwei weitere Panels.

Verpflichtend ist die sensorische Prüfung für Olivenöl-Hersteller jedoch nicht, kritisiert die Stiftung Warentest. Hersteller könnten so mit bestimmten Geschmacksmerkmalen werben, ohne diese überhaupt unabhängig überprüft zu haben, so die Stiftung weiter.

Etiketten oft unzureichend

Korrekte Angaben auf dem Etikett sollen Verbraucher eigentlich vor Täuschung schützen - würden sich die Hersteller an geltende EU-Verordnungen gehalten. Doch das geschieht nicht, kritisiert die Stiftung Warentest: gerade einmal fünf Öle im Test machten zumindest die drei Pflichtangaben zu Güteklasse, Herkunft und Herstellungsverfahren korrekt kenntlich. Die Angaben müssen zudem auf deutscher Sprache vorliegen - eine Kennzeichnung auf italienisch ist nicht zulässig, so die Warentester.

Kein Anbieter jedoch erfüllte alle Anforderungen. Besonders viel Kreativität bewiesen die Hersteller bei der Geschmacksbeschreibung ihrer Öle - obwohl nur wenige Attribute, wie "fruchtig", "bitter" oder "scharf", zulässig sind. Ähnlich strickt ist die EU-Verordnung bei Gesundheitshinweisen: nur ganz bestimmte Aussagen, sogenannte "Health Claims", werden akzeptiert.

Italien drauf, Spanien drin

Bei kaum einem Produkt ist der Ursprung so qualitätsentscheidend wie bei Olivenöl. Jedes in der EU verkaufte Olivenöl muss daher eine solche Angabe tragen. Bei fünf getesteten Olivenölen jedoch stellten die Tester abweichende Ergebnisse fest: das verkaufte Olivenöl entspricht damit nicht der Angabe auf dem Etikett. Bei den 21 anderen Ölen gab es Verdachtsmomente, so die Stiftung.

Für die Tester kein überraschendes Ergebnis, denn wie beim sensorischen Geschmack auch, muss die Herkunft nicht im Labor überprüft werden. Doch selbst wenn die Herkunftsangabe korrekt ist, sei es wichtig, zwischen den einzelnen Siegeln zu unterscheiden, betont die Stiftung: denn bei der Angabe "geschützte geographische Angabe" reiche es bereits aus, wenn nur ein Produktionsschritt im dem definierten Gebiet erfolgt ist. Bei Unklarheiten lohne sich daher immer ein genauer Blick auf den Abfüllort.

Was kaufen?

Aber welches Öl kann man den nun kaufen? Nur eines schnitt im Test wirklich „gut“ ab. Das O-Med Picual kommt aus Spanien und ist online und im Feinschmeckerhandel zu haben. Das Problem: Ein Liter kosten stolze 40 Euro. Wer weniger ausgeben möchte, kann sich an Hacienda Iber Arbequina (16 Euro pro Liter), Monini Gran Fruttato (14,20 Euro pro Liter) das Bio-Öl Rapunzel Kreta Chania Kritis (18 Euro pro Liter) und Piccardo&Sayore 100 Prozent Italiano (20 Euro pro Liter) halten, sagen die Tester.

All diese Produkte haben „befriedigend“ abgeschnitten, sind aber sensorisch mindestens gut und bei den Schadstoffen nicht schlechter als befriedigend ab. Wer günstig und gut kaufen will, kann sich aber auch bei Lidl eindecken. Das portugiesische Andorinha-Öl („befriedigend“) ist sensorisch gut und kostet gerade einmal 6,40 Euro pro Liter.

Allerdings monierten die Tester Kennzeichnungsmängel, was eine bessere Note verhinderte. Das knapp doppelt so teure italienische Öl von Aldi Nord schnitt ebenfalls mit „befriedigend“ ab, das spanische – wegen Kennzeichnungsmängeln – mit „mangelhaft“.

Daniel Mosler

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