Frauen in Führungspositionen: Kaum Frauen an der Spitze
Deutsche Unternehmensvorstände sind immer noch männlich dominiert. Der Frauenanteil in den Aufsichtsräten nimmt kontinuierlich zu.
Zwei Jahre gilt das Gesetz für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern in Führungspositionen in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst. Doch weibliche Vorstände sind in Deutschlands Unternehmen immer noch Mangelware. „Auf der Vorstandsebene hat sich leider kaum etwas bewegt“, sagte Bundesfrauenministerin Katarina Barley (SPD) bei der Vorstellung eines entsprechenden Berichts am Montag.
Der Ministerin zufolge liegt der Frauenanteil in der Chefetage der großen Unternehmen in Deutschland bei gerade einmal 6,1 Prozent. Zudem setzten sich weiterhin nur wenige Firmen zum Ziel, überhaupt eine Frau für den Vorstand zu gewinnen. So hätten sich 70 Prozent der Unternehmen die „Zielgröße Null“ bei der Besetzung mit weiblichem Spitzenpersonal gesetzt. Nur 15 Prozent der Firmen wollten einen Frauenanteil von 30 Prozent oder mehr.
Beides kritisierte Ministerin Barley als Fehler und forderte: „Die Zeiten, in denen Männer in den Führungsetagen die wichtigen Entscheidungen unter sich ausmachen, müssen ein für alle Mal der Vergangenheit angehören.“ Sollte sich in den kommenden Monaten nichts an der schlechten Frauenquote auf Vorstandsebene ändern, müsse die Politik ihr Gesetz „nachschärfen“ und die Frauenquote auch auf dem obersten Unternehmenslevel zur Pflicht machen.
In den Aufsichtsräten gibt es immer mehr Frauen
Firmen, die börsennotiert oder mitbestimmungspflichtig sind, mussten erstmals bis zum 30. September 2015 Zielgrößen für Aufsichtsrat, Vorstand sowie erste und zweite Managementebene unterhalb des Vorstandes festlegen. Veröffentlicht wurden diese Zahlen in den Erklärungen zur Unternehmensführung der Unternehmen. Dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) zufolge konnte diese für die Geschäftsjahre 2015 und 2016 für die börsennotierten Unternehmen ausgewertet werden.
Zudem müssen seit dem 1. Januar 2016 Unternehmen, die börsennotiert sind und der paritätischen Mitbestimmung unterliegen, 30 Prozent aller neu zu besetzenden Aufsichtsratssitze an Frauen vergeben. Firmen, die nur eines der beiden Kriterien erfüllen, müssen sich eigene Zielvorgaben für Führungsgremien wie Aufsichtsrat und Geschäftsführung setzen.
Im Gegensatz zu den Unternehmensvorständen hat die gesetzliche Frauenquote in den Aufsichtsräten zu einem höheren Anteil weiblicher Führungskräfte geführt. In den Aufsichtsgremien der 104 von einer festen Quote betroffenen Unternehmen sei der Frauenanteil im vergangenen Jahr von 25 auf 27,3 Prozent gestiegen, sagte Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD). In den Aufsichtsräten aller börsennotierten Unternehmen – also auch der nicht mitbestimmungspflichtigen – stieg der Frauenanteil von 19,5 auf 21,2 Prozent. Drei Viertel der Unternehmen haben sich dem Bericht zufolge als Ziel gesetzt, mindestens einen Sitz im Aufsichtsrat mit einer Frau zu besetzen. „Die Quote wirkt“, sagte Barley mit Blick auf die vorgelegten Zahlen. Das Gesetz sei ein wichtiger Ansatz, um Ungerechtigkeit auf dem Arbeitsmarkt zu beenden.
Unternehmen besetzen nur wenige Spitzenpositionen mit Teilzeitkräften
Maas würdigte die Einführung der gesetzlichen Frauenquote als „Anfang kultureller Veränderung“. „Wir sind allerdings bei weitem noch nicht da, wo wir gerne hinwollen“, fügte der Justizminister hinzu. Mit Blick auf die Gleichberechtigung in den Unternehmen sehen Maas und Barley insbesondere bei der Ausgestaltung und Förderung von Teilzeitarbeit erheblichen Nachbesserungsbedarf – vor allem bei der Besetzung von Führungspositionen. „Teilzeit ist immer noch ein Karrierekiller“, sagte Barley. In den meisten Unternehmen in Deutschland werde der Wert von Führung in Teilzeit verkannt.
Als Beispiel nannte die Ministerin den öffentlichen Dienst. Fast 90 Prozent der in der Branche beschäftigten Frauen arbeiten in Teilzeit. „Sie stoßen an eine gläserne Decke, wenn es um die Betrauung mit Vorgesetzten- oder Leitungsfunktionen geht“, heißt es in einem Papier ihres Ministeriums. Dabei könnten Arbeitgeber in besonderem Maße von Teilzeitkräften profitieren, da diese oft mehr leisteten als Vollzeitbeschäftigte. Ob Teilzeitkonzepte funktionierten, stehe und falle mit der Kommunikation, sagte Barley. „Es braucht gute Absprachen.“