Frauen in Führungspositionen: Aufsichtsräte werden weiblicher
Seit Januar gilt die gesetzliche Frauenquote von 30 Prozent in Aufsichtsräten – 50 Unternehmen erfüllen sie schon jetzt.
Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig und Bundesjustizminister Heiko Maas (beide SPD) haben ein halbes Jahr nach Inkrafttreten der gesetzlichen Frauenquote eine positive Zwischenbilanz gezogen. „Die Quote wirkt“, sagte Schwesig am Donnerstag. „Aber da ist auch noch Luft nach oben.“ Insgesamt 50 große Unternehmen, in denen in diesem Jahr Wahlen zum Aufsichtsrat anstanden, hätten die Quote von 30 Prozent Frauenanteil erfüllt, sagte Schwesig am Donnerstag. Die Frauenquote in dem Führungsgremium dieser Unternehmen sei damit um rund sieben auf knapp 30 Prozent gestiegen. Im Durchschnitt aller 151 betroffenen Unternehmen liegt die Frauenquote bei knapp 26 Prozent.
Die Frauenquote ist seit Anfang des Jahres in Kraft
Seit Januar dieses Jahres gilt für Unternehmen, die börsennotiert und mitbestimmungspflichtig sind, eine 30-Prozent-Frauenquote für Aufsichtsräte. Betroffen sind laut Schwesig insgesamt 151 Unternehmen und damit mehr, als bei der Verabschiedung des Gesetzes im vergangenen Jahr angenommen. Wird die Quote bei Aufsichtsratswahlen nicht erreicht, bleiben Stühle in den Gremien leer. Für die Vorstände und die beiden nächsthöheren Führungsebenen gelten flexible Quoten, die die Unternehmen selbst festsetzen können. Das gilt auch für die Führungsposten in rund 3500 weiteren börsennotierten oder mitbestimmten Unternehmen.
Auch der Gesundheitskonzern Fresenius hat jetzt Frauen im Aufsichtsrat
Als besonders positives Beispiel für die Wirksamkeit der Frauenquote nannte Ministerin Schwesig den Gesundheitskonzern Fresenius, der zwei Frauen in seinen Aufsichtsrat gewählt hat und auch einen Vorstandsposten weiblich besetzt hat. „Also, es geht doch!“, lobte Schwesig. Vor der Einführung des Gesetzes sei das Unternehmen mit keiner einzigen Frau in Vorstand und Aufsichtsrat ein „negatives Musterbeispiel“ für die Gleichberechtigung gewesen. So habe sich der hohe Anteil weiblicher Beschäftigter im Konzern über Jahre nicht in den Spitzengremien widergespiegelt.
Führt das Gesetz zum Umdenken der Gesellschaft?
Auch Minister Maas würdigte den Erfolg der Frauenquote, erinnerte aber auch an die vergleichsweise unzureichende Ausgangsposition. „Wir starten mit einem schlechten Status quo“, sagte er. Im internationalen Vergleich sei Deutschland bei der Vergabe von Führungspositionen an Frauen immer noch Schlusslicht. Dies zeige, dass man mit Selbstverpflichtungen von Unternehmen nicht allzu weit komme. Neben der rein zahlenmäßigen Gleichberechtigung von Männern und Frauen in Spitzenpositionen erhoffen sich die Minister von der Frauenquote auch ein Umdenken der Gesellschaft. „Wir glauben, dass mit dem Gesetz eine kulturelle Bewegung in Gang gesetzt worden ist“, sagte Maas.