Energiewende: Kapferer: Gas als Schlüssel zur Energiewende
Der Branchenverband Energie vermisst politische Unterstützung für seine Gasstrategie.
Stefan Kapferer wünscht sich von der Politik „ein klares Bekenntnis zum Gas“. Damit meint der Hauptgeschäftsführer des Energiebranchenverbands BDEW, dass Gas bei der Erreichung der Ziele des Klimaschutzplans 2050 eine wichtigere Rolle spielen solle, als es bisher vorgesehen ist. Dabei hat Kapferer vier Einsatzfelder im Blick: die Wärmeversorgung, wo er Gas weiterhin für unverzichtbar hält; erdgasbetriebene Autos; Gaskraftwerke als Back-up für erneuerbare Energien und die Umwandlung von Überschussstrom aus Windparks in Norddeutschland zu Gas (Power to Gas). Allerdings ist Letzteres bei Politikern aber auch bei anderen meinungsbildenden Gruppen noch relativ unbekannt. „Da müssen wir was tun“, sagte Kapferer am Dienstag in Berlin bei der Vorstellung einer Umfrage des BDEW zur Rolle von Erdgas in der Energiewende.
Kommunale Unternehmen seien verunsichert, ob ihre Gasinfrastruktur zur Wärmeversorgung entwertet wird, berichtete Kapferer. Dass Neubaugebiete inzwischen ohne Gasanschluss auskommen, „ist ja völlig in Ordnung“. Aber im Bestand sei ein schneller Ersatz durch Wärmepumpen gar nicht möglich, argumentiert er. Zudem hält Kapferer den steuerlich geförderten Austausch von alten Heizungen weiterhin für eine gute Idee. Er rechnet vor, dass die Einsparung von 30 Millionen Tonnen Kohlendioxid (CO2) bis 2030 im Gebäudebestand allein durch den Ersatz alter Heizungen durch neue Gas-Brennwertkessel möglich sei. Im Klimaschutzplan ist aus dem Gebäudebestand insgesamt eine Einsparung von 47 Millionen Tonnen CO2 vorgesehen. Es ist offen, wie die erreicht werden sollen.
Grün werde das Gas vor allem durch Power-to-Gas, argumentiert Kapferer. Allerdings sieht er in Deutschland dafür nur in Norddeutschland in den windreichen Regionen eine echte Perspektive. Allerdings würden Power-to-Gas-Anlagen ebenso wie Speicher aktuell wie Endverbraucher behandelt. Das heißt: Sie zahlen auf den so erzeugten Strom die volle EEG-Umlage und auch alle anderen Abgaben. Das mache sie derzeit komplett unwirtschaftlich, bedauert Kapferer. Dabei seien sich eigentlich alle einig, dass diese Anlagen für die Energiewende einen großen Nutzen hätten und dafür auch notwendig seien. Das Potenzial für die Umwandlung von grünem Strom in Wärme, Treibstoff oder eben Gas sei allerdings aufgrund der begrenzten Flächenressourcen für den Aufbau Erneuerbarer-Energien-Anlagen begrenzt, sagt Kapferer. Alles, was darüber hinaus gebraucht werde, müsse eben aus anderen Weltgegenden kommen wie etwa Saudi-Arabien, das vom Öl-Exporteur zum Exporteur für „grünes Gas“ werden könnte, das mit erneuerbaren Energien erzeugt werde.