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Michael Müller hält die Kritik der Opposition, er engagiere sich in Sachen Air Berlin zu wenig, für unberechtigt.
© Thilo Rückeis

Michael Müller zu Air Berlin: „Käme Ryanair zum Zuge, habe ich große Befürchtungen"

Berlins Regierungschef unterstützt im Interview über die Zukunft der insolventen Air Berlin die Lufthansa. In der Tegel-Frage macht Müller Druck auf Grütters.

Herr Müller, Sie haben die Lufthansa als verlässlichen Partner bezeichnet und würden es gern sehen, wenn die Airline Teile von Air Berlin übernehmen würde. Was versprechen Sie sich von der Lufthansa?

Ich glaube, es ist für alle Beteiligten unstrittig, dass bei mehreren seriösen Bewerbern die Lufthansa für Verlässlichkeit steht, auch weil sie ihr Geschäft am Luftverkehrsstandort Berlin ausgeweitet hat. Insofern ist das Interesse ein gutes Zeichen. Das ist auch die Position der Bundesregierung und wir haben natürlich ein Interesse daran, dass wir ein gutes Flughafenangebot machen können und viele Verbindungen anbieten können. Dafür steht die Lufthansa.

Welche Zusagen hat die Lufthansa gemacht, etwa was Langstreckenflüge nach Nordamerika angeht? Oder die Erhaltung von Jobs von Air Berlin-Mitarbeitern?

Es geht hier nicht um Zusagen. Berlins Interesse ist, dass möglichst viele Arbeitsplätze am Standort erhalten bleiben und wir international gut angebunden sind. Das habe ich in den letzten Jahren und Monaten, in denen es um die Zukunft von Air Berlin ging, auch immer sehr deutlich gemacht. NRW und Berlin sind seit Monaten im Gespräch mit den Vertretern der Fluggesellschaften und natürlich auch mit Air Berlin direkt.

Die Opposition wirft Ihnen vor, sich zu wenig engagiert zu haben.

Ich sagte ja gerade, dass ich mich schon lange engagiere, und natürlich habe ich Kontakte zu Airlines und Flugexperten. Das weiß die Opposition auch. Aber es ist nun mal Wahlkampf. Die machen Stimmung und Lärm, ich kämpfe lieber leise und erfolgreich um die Arbeitsplätze, zum Beispiel diesen Dienstag, bei einem Treffen mit den Arbeitnehmervertretern in der Senatskanzlei.

Ist der Traum von einem Drehkreuz mit der BER-Pleite endgültig geplatzt?

Nun lassen wir mal die Kirche im Dorf. Alle Zahlen im Tourismussektor gehen stetig nach oben. Die Opposition beschwert sich, weil wir angeblich zu wenig Passagierkapazitäten nach 2030 hätten. Aber jetzt passt es plötzlich besser, Berlin als kommende Geisterstadt zu bezeichnen, weil internationale Verbindungen fehlten. Man merkt die Absicht und ist verstimmt.

Interessenten wie Wöhrl oder Ryanair wollen Air Berlin als Ganzes übernehmen. Wäre das nicht besser für Berlin und für die Berliner Air Berlin-Beschäftigten?

Käme Ryanair zum Zuge, habe ich große Befürchtungen. Dann müssten die Mitarbeiter von Air Berlin, die nicht gekündigt würden, wahrscheinlich zu irischen Arbeitsverträgen als selbstständige Subunternehmer arbeiten. Ryanair ist ein arbeitnehmerfeindliches Unternehmen. Das Geschäftsmodell ist frühkapitalistisch. So oder so deutet alles darauf hin, dass es wohl keine Komplettübernahme durch eine Gesellschaft geben wird.

Die Kanzlerin hat erklärt, Tegel bleibe auf keinen Fall offen, wenn der BER startet. Sehen Sie das auch so?

Es freut mich, dass auch die Kanzlerin diese Einsicht teilt. Ich wüsste im Übrigen sehr gerne, was denn die Landesvorsitzende der Berliner CDU, die ja auch Bundesministerin von Frau Merkel ist, Frau Grütters, so über das stadtbestimmende Thema denkt. Seit Wochen, ja Monaten hört man nichts zu diesem drängenden Thema. Ob die Äußerungen aus der zweiten und dritten Reihe der CDU mit ihr abgestimmt sind, weiß auch niemand. Herr Heilmann jedenfalls sieht es wie wir und die Kanzlerin.

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