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Passanten mit Weihnachtseinkäufen.
© picture alliance / dpa

Schuldneratlas 2015: Jeder achte Berliner ist überschuldet

In diesem Jahr haben sich mehr Menschen überschuldet als 2014. Trotz der niedrigen Arbeitslosenzahlen. Als ein Grund wird der „Konsumrausch“ genannt.

Der Wirtschaft geht es gut, die Arbeitslosenzahlen sind auf einen Rekordwert gesunken – und trotzdem sind 2015 mehr Berliner überschuldet als im Jahr zuvor. Jeder Achte kann seine Rechnungen auf absehbare Zeit nicht bezahlen. Was, in Zahlen ausgedrückt, 376184 Menschen sind. Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle Schuldneratlas, den die Wirtschaftsauskunftei Creditreform am Dienstag in Berlin vorgestellt hat. Im Vergleich zu 2014 ist die Zahl der überschuldeten Personen um ein Prozent gestiegen.

Die Ursache liegt nach Meinung von Creditreform im Wesentlichen „in einem unangemessenen Konsumverhalten“. Vermutlich habe die anhaltend gute Arbeitsmarktsituation viele Verbraucher veranlasst, Kredite aufzunehmen. In einigen Fällen sei die eigene Zahlungsfähigkeit dabei wohl überschätzt worden, sagt Creditreform-Sprecher Michael Herzog. Und so wird aus dem Konsumrausch eine Schuldenkrise: „Wir haben anscheinend über unsere Verhältnisse gelebt.“

Berlin liegt über dem Durchschnitt

Mit rund 13 Prozent liegt die Schuldnerquote in Berlin über dem bundesweiten Durchschnitt von rund zehn Prozent. „In der Stadt gibt es ja auch mehr Reize als auf dem Land“, gibt Herzog zu bedenken. In Bayern ist der Wert mit rund sieben Prozent am niedrigsten, in Bremen mit rund 14 Prozent am höchsten. In den vergangenen Jahren war die Quote der überschuldeten Menschen gesunken, doch seit 2012 ist dieser Trend vorbei: Die Schuldnerquote steigt seit drei Jahren wieder an.

Bei der Analyse der Berliner Bezirke und Stadtteile zeigt sich: Die höchsten Überschuldungsquoten finden sich im Wedding (18,6 Prozent), in Marzahn-Hellersdorf (16,4 Prozent) und Neukölln (15,9 Prozent). In Spandau wuchs die Schuldnerquote um 0,4 Prozentpunkte besonders stark. Dort ist mittlerweile jeder sechste Einwohner (16,1 Prozent) überschuldet. Die niedrigste Schuldnerquote hat Zehlendorf mit 7,7 Prozent, gefolgt von Steglitz (9,1 Prozent) und Wilmersdorf (9,2 Prozent). In Weißensee ist die Quote am deutlichsten (minus 0,4 Prozentpunkte) gesunken und liegt aktuell bei 13,8 Prozent. In der längerfristigeren Entwicklung seit 2007 zeigt sich außerdem, dass Friedrichshain sein Schuldnerimage immer mehr verliert. Der Wert sank hier von 14,5 auf 10,9 Prozent.

In Brandenburg zeigt sich anderer Trend

Was jedoch besonders problematisch ist: In allen Stadtteilen weist die Mehrzahl der Betroffenen „harte“ Überschuldungsmerkmale auf. Das heißt, sie sind stark, lange und mehrfach von Überschuldung betroffen. Dabei reicht die Spanne von 51,5 Prozent in Mitte bis 65,8 Prozent in Marzahn-Hellersdorf. Der Berliner Schnitt beträgt 60 Prozent. Als Ausweg rät die Creditreform in diesen Fällen zur Privatinsolvenz.

In Brandenburg zeigt sich ein anderer Trend als in Berlin. Zum Stichtag zählte der Schuldneratlas 210321 überschuldete Erwachsene. Das sind 934 Personen oder 0,4 Prozent weniger als 2014. „Hier haben stabile Einkommen und eine gute Arbeitsmarktsituation offenbar die Zahlungsfähigkeit gefestigt“, sagt Herzog.

Trotz allem gelte in Brandenburg jeder Zehnte als überschuldet. Für die Zukunft gehen die Autoren davon aus, dass die Zahl der Schuldner weiter zunehmen wird. Zum einen würden Wirtschaftsforscher davon ausgehen, dass die Konjunktur abflauen werde. Zum anderen sei noch nicht absehbar, was die Aufnahme der Flüchtlinge für die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt bedeuten könnte.

Und auch die ältere Generation kann für Probleme sorgen. Immer mehr ältere Menschen verschulden sich und sind trotz ihrer Rente auf die Grundsicherung angewiesen. Und dabei ist es gerade für die Älteren schwierig, aus der Armut wieder herauszufinden.

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