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Viele Senioren sind überschuldet.
© picture alliance / dpa

Schuldneratlas: Senioren haben hohe Schulden

Wenn im Alter Rente und Erspartes nicht reichen, rutschen Senioren in die Miesen. Mittlerweile sind 150.000 der über 70-Jährigen überschuldet - deutlich mehr als noch vor einem Jahr.

Den Ruhestand genießen, reisen, ins Theater gehen, sich auch mal etwas leisten können. So sieht der Traum vom Leben im Alter aus. Die Realität ist jedoch in vielen Fällen eine andere. Bei etlichen Senioren reichen Rente und Erspartes nicht aus, um den früheren Lebensstandard aufrecht zu erhalten.

Rund 150.000 der über 70-Jährigen sind deshalb überschuldet: Sie können ihre Rechnungen nicht mehr begleichen, ihre Kredite nicht zurückzahlen. Gegenüber 2013 ist der Anteil der überschuldete Senioren deutlich gestiegen –bei den über 70-Jährigen sogar um über 35 Prozent. Das geht aus einer Studie hervor, die die Auskunftei Creditreform am Dienstag vorgelegt hat.

Senioren sind im Schnitt mit 50.000 Euro verschuldet

Demnach verschlechtert sich die finanzielle Situation der Rentner zunehmend. So sind Senioren schon jetzt deutlich stärker verschuldet als Jüngere: Während Deutsche im Schnitt mit 34.000 Euro in den Miesen sind, haben die über 70-Jährigen in der Regel Schulden von über 50.000 Euro.

Aus Sicht der Experten ist das besorgniserregend. Denn gerade unter den Älteren sind Schulden eigentlich verpönt: Kredite nehmen sie erst dann auf, wenn es gar nicht anders geht.

Hinzu kommt, dass die Verschuldung im Alter besonders schwer wiegt. „Mit dem Eintritt in den Ruhestand, sinken die Chancen älterer Menschen drastisch, ihre ökonomische Lage zu verbessern“, sagt Rudolf Martens, Armutsforscher beim Paritätischen Gesamtverband. Während jüngere Menschen meist nur vorübergehend in die Schuldenfalle rutschen, kommen Ältere oft aus der Einkommensarmut nicht mehr heraus.

Schon jetzt sind über 500.000 Rentner in Deutschland auf die Grundsicherung angewiesen: Nur mit dieser Sozialleistung schaffen sie es überhaupt, das Existenzminimum zu erreichen. Doch je weniger Geld man im Alter zur Verfügung hat, desto schwieriger ist es, auch noch Schulden zurückzuzahlen.

Mehr Rentner melden Privatinsolvenz an

Deshalb ist zuletzt auch die Zahl der Privatinsolvenzen unter den über 60-Jährigen deutlich gestiegen: Die Wirtschaftsauskunftei Bürgel meldete in dieser Altersgruppe im vergangenen Jahr über 10.000 Fälle – 14 Prozent mehr als noch 2013. Damit werden mittlerweile über neun Prozent aller Privatinsolvenzen von Senioren angemeldet.

Ulf Groth von der Hochschule Neubrandenburg geht davon aus, dass die finanziellen Schwierigkeiten der Senioren in den nächsten Jahren noch verschlimmern wird. „Das sind die Auswirkungen der Niedriglohnjobs“, sagt er. Gravierend wird das Problem seiner Ansicht nach vor allem in Ostdeutschland, wo viele Menschen nach der Wende arbeitslos geworden sind.

Noch ist der Anteil der Schuldner unter den über 60-Jährigen im Westen zwar höher als im Osten. Allerdings gehen Experten davon aus, dass sich das in den nächsten zehn Jahren umkehren wird: Dann dürften es vor allem die Senioren im Osten sein, bei denen die Rente nicht zum Leben reicht, heißt es in in einer Studie der Bertelsmann Stiftung. Treffen wird das vor allem die heute 50- bis 64-Jährigen. „Wenn diese Altersgruppe in Rente geht, wird das Risiko für Altersarmut in allen ostdeutschen Bundesländern und im Stadtstaat Berlin voraussichtlich deutlich zunehmen“, schreiben die Studienautoren.

13 Prozent der Berliner sind überschuldet

Schon jetzt wohnen in Berlin besonders viele Schuldner. Laut Creditreform sind knapp 13 Prozent der Berliner überschuldet – womit die Hauptstadt deutlich über dem Bundesschnitt von 9,9 Prozent liegt. Zwar ist die Schuldnerquote in der Stadt im vergangenen Jahr etwas zurückgegangen – allerdings liegt das rein am Bevölkerungswachstum: Es sind mehr Menschen hierher gezogen, die keine Schulden haben. Vergleicht man Berlin mit anderen deutschen Großstädten, schneiden nur Duisburg (16 Prozent), Dortmund (14 Prozent) und Leipzig (13 Prozent) noch schlechter ab.

Aber auch abseits der Großstädte steigt die Zahl der Menschen, die ihre Rechnungen nicht begleichen können: Laut Creditreform sind derzeit 6,7 Millionen Erwachsene in überschuldet: So viele wie seit der Finanzkrise 2008 nicht mehr. Dennoch ist die Entwicklung längst nicht so dramatisch, wie Experten erwartet haben: Die Zahl der Schuldner hat zuletzt nur gering um 0,7 Prozent zugelegt.

Diesen leichten Anstieg begründen die Statistiker vor allem mit dem stabilen Arbeitsmarkt: So ist die Zahl der Arbeitslosen zuletzt weiter gesunken; gleichzeitig verdienen die Erwerbstätigen aufgrund hoher Tarifabschlüsse im Schnitt mehr als in den Vorjahren.

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