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Kritik an Exportüberschuss: IWF-Ökonom: Deutschland trägt Mitschuld am Protektionismus

Deutschland verkauft enorm viel Waren ins Ausland - und gefährdet damit die Finanzstabilität. Das meint IWF-Chefökonom Maurice Obstfeld. Was ist da dran?

Dass Präsident Donald Trump die US-Wirtschaft abschottet, Strafzölle einführt, liegt auch an Deutschland. Diese überraschende These hat Maurice Obstfeld jetzt vorgetragen, der Chefvolkswirt des Internationalen Währungsfonds (IWF). Schon länger kritisiert seine Institution die hohen Exportüberschüsse Deutschlands: also die Tatsache, dass wir sehr viel mehr Waren ins Ausland verkaufen, als importieren. Auch IWF-Chefin Christine Lagarde hat das bereits häufiger angemerkt. Doch Obstfeld führt nun auch den Protektionismus auf Deutschlands Exportwunder zurück. „Die Hartnäckigkeit der globalen Ungleichgewichte und zunehmend empfundene ungleiche Handelsbedingungen schüren protektionistische Stimmungen“, schreibt er in einem Namensbeitrag für „Die Welt“. Er sieht gar eine „mittelfristige Bedrohung der globalen Finanzstabilität“.

Es ist eine Debatte, für die Politiker wie Ökonomen hierzulande nur wenig Verständnis haben. Schließlich kann Deutschland nichts dafür, wenn Ausländer nun mal gerne Waren „Made in Germany“ kaufen. Das sei ein Ergebnis von „Angebots- und Nachfrageentscheidungen von Unternehmen und privaten Verbrauchern auf den Weltmärkten“, schrieb jüngst die Bundesregierung in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage zum Thema. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag verteidigt die hohen Exporte als Zeichen für die starke Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft.

Es entstehen globale Ungleichgewichte

Das Problem ist die Kehrseite: Ist ein Land so stark vom Export abhängig wie Deutschland, muss es andere geben, die stark vom Import abhängen. So entsteht ein internationales Ungleichgewicht – nicht nur beim Warenverkehr sondern auch bei den Finanzströmen. Ein Land, das wie die USA besonders viel importiert, muss sich verschulden, während eine Exportnation wie Deutschland dem Ausland Kredit gibt. So werden beide voneinander abhängig – was zum Problem wird, wenn zum Beispiel eine Finanzkrise ausbricht. Deshalb fordert der IWF, dass Deutschland mehr tut, um dieses Ungleichgewicht zu beheben: zum Beispiel über höhere Investitionen in Straßen oder Schulen. Denn das würde die Inlandsnachfrage stärken und so dafür sorgen, dass Deutschland mehr importiert. Die bisherigen Maßnahmen der Bundesregierung beurteilt Obstfeld allerdings als „allenfalls zaghaft“.

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