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Der Syrer Saadi aus der Qualifizierungsklasse für junge Flüchtlinge der Deutschen Bahn arbeitet in Berlin im Werk Schöneweide der S-Bahn an der Elektronik-Komponente einer Bremsgeräteeinheit.
© dpa

Flüchtlinge: Integration in den Arbeitsmarkt steht erst am Anfang

Der Fokus der Integrationspolitik lag bislang darauf, dass die Geflüchteten Deutsch lernen. Nun folgt der nächste Schritt: die Vermittlung in Arbeit.

Im Blaumann steht der junge Mann vor Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) und erzählt von seiner Ausbildung. Ein ratternder Gabelstapler übertönt kurz seine Worte. Mohammad Afzal Awan, 20 Jahre alt, ist vor zwei Jahren aus Pakistan nach Deutschland geflohen, macht seit vergangenem September eine Lehre zum Elektroniker. Seine Kollegen seien alle sehr nett, erzählt er in flüssigem Deutsch. Vor allem der Chef. Da muss Nahles lachen.

Die Arbeitsministerin besuchte am Dienstag eine Qualifizierungsklasse für junge Flüchtlinge der Deutschen Bahn. Trotz der vielen Bemühungen sieht sie die Integration in den deutschen Arbeitsmarkt erst am Anfang. Rund 400000 Flüchtlinge bezögen mittlerweile Hartz IV, Tendenz steigend. Der Fokus der Integration lag bislang darauf, dass die Geflüchteten Deutsch lernen. Nun aber folge der nächste Schritt, sagte Nahles: die Vermittlung in Arbeit. Neun Prozent der Arbeitssuchenden hierzulande sind mittlerweile Flüchtlinge.

Kaum Probleme mit Flüchtlingen im Betrieb

Laut einer Umfrage des Arbeitsministeriums, der OECD und des Deutschen Industrie- und Handelskammertages machen deutsche Unternehmen gute Erfahrungen mit Geflüchteten. 85 Prozent der 2200 befragten Arbeitgeber haben der Studie zufolge wenige oder gar keine Schwierigkeiten im Arbeitsalltag erlebt. Von den Firmen, die von Problemen berichteten, gaben rund 60 Prozent fehlende Deutschkenntnisse als Grund an. Die Hälfte der Arbeitgeber setzt bereits für Stellen mit niedrigen Anforderungen mindestens gute Deutschkenntnisse voraus, bei Facharbeiterjobs verlangen dies 90 Prozent.

In den vergangenen zwei Jahren erhielt die Mehrheit der Firmen Bewerbungen von Asylbewerbern. Etwa 70 Prozent stellten daraufhin mindestens einen Flüchtling ein. 40 Prozent der Bewerber bekamen einen Arbeitsplatz, rund 30 Prozent ein Praktikum. Rund ein Drittel schaffte es zum Ausbildungsplatz oder wurde dafür qualifiziert. Bisher haben die meisten Flüchtlinge einen Job gefunden, für den keine hohe Qualifikation notwendig war. Künftig sieht aber jeder zweite Arbeitgeber die Geflüchteten eher im mittleren, 15 Prozent im hoch qualifizierten Bereich.

Berufsbezogene Sprachkurse sind wichtig

Trotz lobender Worte für Deutschland fordert die OECD, die Verteilung der Geflüchteten stärker an die örtlichen Arbeitssituationen zu knüpfen. Zudem halten mehr als drei Viertel der Arbeitgeber „berufsbezogene Sprachkurse“ während der Beschäftigung für sehr wichtig. Das Angebot ist in Deutschland noch ziemlich begrenzt. Daten aus anderen Ländern würden aber belegen, dass dies „die wirkungsvollste Form der Sprachförderung“ sei – auch wenn sie kostspielig ist.

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