Nach Protesten in Kreuzberg: In Berlin wird doch kein Google-Campus eröffnet
Ursprünglich wollte der Internetkonzern im Kreuzberger Umspannwerk Start-ups ansiedeln. Nun sollen dort soziale Projekte entstehen.
Der Streit um den Google-Campus in Berlin scheint beendet. Der Suchmaschinen-Riese wird im Kreuzberger Umspannwerk an der Ohlauer Straße nun doch nicht wie geplant einen Coworking-Space für Start-ups eröffnen. Stattdessen soll dort ein Haus für soziales Engagement entstehen – unter Führung der Onlinespendenplattform Betterplace. Die inhaltliche Gestaltung übernimmt der Verein Karuna, der sich für Kinder und Jugendliche in Not einsetzt.
Auf einer Fläche von 3000 Quadratmetern sollen dort ab Frühjahr 2019 gemeinnützige Organisationen und soziale Initiativen einen Platz finden, etwa für Veranstaltungen oder Vereinsversammlungen. Die Kosten für das Haus übernimmt Google. Umbau, Ausstattung und Miete sollen den Konzern in den kommenden fünf Jahren rund 14 Millionen Euro kosten.
Gegner werten Lösung als Erfolg
Google hatte Ende 2016 angekündigt, Start-ups im Umspannwerk ansiedeln zu wollen. Die Pläne des Konzerns stießen vor Ort jedoch immer wieder auf heftige Kritik, vor allem aus Angst vor Gentrifizierung. Bewohner fürchteten explodierende Mieten und die Verdrängung aus ihrem Kiez. Im September besetzten sogar rund 50 Aktivisten das Gebäude für wenige Stunden, ehe die Polizei die spontane Demonstration auflöste.
Die Gegner des Projekts werten die nun gefundene Lösung um den Campus als ihren Erfolg. „Mit der Entscheidung, ein unabhängiges Haus für soziales Engagement zu schaffen, ist Google auf die Forderungen von Politik und Nachbarschaft eingegangen“, sagt Florian Schmidt (Grüne), Bezirksstadtrat in Friedrichshain-Kreuzberg. Der Politiker hofft, dass auch andere große und mittlere Unternehmen diesem Beispiel in Zukunft folgen werden. Noch in diesem Jahr will der Bezirk eine Stelle für eine Beauftragte für „gemeinwohlorientierte Immobilienentwicklung“ einrichten.