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Ein Teil der Wohneinheiten soll in Form moderner Micro-Living-Studios errichtet werden.
© en: Kauri Cab Development Berlin GmbH

Am Bahnhof entsteht ein neues Viertel: Quartiersmanager und Hafenbar gesucht

„Wasserstadt Mitte“ soll eigener Kiez in der Europacity werden.

Senatsbaudirektorin Regula Lüscher ist stolz auf ihr Werk. „Ein Quartier lebenswert zu machen: dabei geht es nicht nur um gute Architektur, sondern das beginnt drei Schritte zuvor beim Städtebau“, sagte sie am Mittwoch anlässlich der Grundsteinlegung für die sogenannte Wasserstadt Mitte am Nordhafen: „Und das ist in der Europacity sehr gut gelungen.“

An diesem Befund allerdings waren Zweifel laut geworden, auch im Tagesspiegel. Wo soll hier bitte gelebt werden, wenn ein Europacitoyen seine hochpreisige Wohnwabe verlässt und den öffentlichen Raum vor der Haustür betrachtet – auf der Suche nach so etwas wie Kultur (und sei es auch nur Kneipen- oder Einkaufskultur)? Diese Frage scheint inzwischen auch an der Staatssekretärin in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen zu nagen. „Wie kann es gelingen, dass die Heidestraße ein Boulevard wird?“, fragte sich Lüscher laut in der Runde der Projektentwickler, Bauträger und Berliner Beratungsstellenleiter großer internationaler Unternehmen wie Colliers International, die mit einem Glas Prosecco in der Hand auf die Eröffnung des Buffets warteten. Ehe die vier Grundstein-Röhren – jede für eines der vier Baufelder – mit einer aktuellen Tagesspiegel-Ausgabe, einigen Euromünzen und Bauzeichnungen befüllt wurden, gab sich Lüscher die Antwort auf ihre Frage gleich selbst. Boulevardeskes habe auf jeden Fall mit den Erdgeschosszonen zu tun, erkannte sie. Projektentwickler bauen in diese Räume indes heutzutage lieber Wohnungen ein: Das rechnet sich schöner. Und so muss offenbar nachgearbeitet werden. Jedenfalls dann, wenn man eine im Idealfall etwas schräge Berliner Mischung besser findet als eine Schlafstadt in fußläufiger Entfernung zum Hauptbahnhof. „Meine nächste Mission“, kündigte Lüscher an: „Dass wir ein Quartiersmanagement einrichten, nicht im sozialen Sinne, sondern im steuernden Sinne – mit Nutzern, Eigentümern und Entwicklern, damit die Erdgeschosszonen sich entwickeln.“ Es gibt eine zweite Frage, die offenbar ebenfalls noch unbeantwortet ist in der Planung: „Wie wir die Heerscharen von Fahrrädern und Ladestationen in die Europacity integrieren, ohne dass wir den öffentlichen Raum vermüllen mit städtischer Infrastruktur.“ Da darf man wirklich gespannt sein, denn noch zeigt sich das Areal weitgehend jungfräulich – hier und da eingekleidet in Tops aus frischem Sand.

Am denkmalgeschützten Kornversuchsspeicher wird nun gebaut.
Am denkmalgeschützten Kornversuchsspeicher wird nun gebaut.
© Reinhart Bünger

Das von Kauri Cab – einem Investmentunternehmen – gemeinsam mit der Benson Elliot Capital Management LLP entwickelte Projekt entsteht östlich der Heidestraße am Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanal zwischen Nordhafen und dem künftigen zentralen Stadtplatz der Europacity. Errichtet werden mehr als 750 Mietwohnungen sowie Einzelhandelsflächen und Gastronomie in bester Wasserlage. Kauri-Cab-Geschäftsführer Hagen Kahmann und Alexander Lohausen, geschäftsführender Gesellschafter der Kauri Cab, hoffen, dass sich im Nordhafen in Zukunft nicht nur Schiffe treiben lassen können. Sie nennen den Nordhafen immer Badesee und hoffen, dass es auch so kommt.

2019 bezugsbereit

2019 sollen die ersten Mieter die „Wasserstadt Mitte“ bevölkern. Mit preiswerten Mieten dürfen sie an diesem Ort nicht rechnen. „Das Quartier wurde in einer Zeit entwickelt, wo wir noch nicht auf der Schaffung von preisgünstigem Wohnraum bestehen konnten“, entschuldigte sich Lüscher.

Im Kornversuchsspeicher wird Raum für Büroflächen und Gastronomie geschaffen.
Im Kornversuchsspeicher wird Raum für Büroflächen und Gastronomie geschaffen.
© AFF architekten

Immerhin wurde für die vier Blöcke und den Einzelbau ein Wettbewerbsverfahren durchgeführt. Insgesamt geht es um eine Bruttogeschlossfläche von zirka 72 000 Quadratmetern.

Der sechsgeschossige Kornversuchsspeicher auf einem der Baufelder – ein roter Backsteinbau aus dem Jahr 1898 – gab die Materialität vor. Das Kulturdenkmal soll nach Plänen von AFF architekten (Berlin) umgebaut werden. Im Erdgeschoss wird an eine gastronomische Nutzung gedacht. Darüber sollen Büros entstehen. Hierbei soll die Fassade mit neuen Balkonen versehen und mittels einer großflächigen Verglasung geöffnet werden. Der Kornversuchsspeicher ist das einzige Gebäude der Wasserstadt Mitte, das rein gewerblich genutzt werden soll.

Für den an den Nordhafenpark angrenzenden Grundstücksteil hat Cramer Neumann Architekten ein Ensemble mit Wohnungen und Micro-Living-Apartments entworfen. KSP Architekten Jürgen Engel planen den nördlich an den zentralen Otto-Weidt-Platz der Europacity angrenzenden Gebäudekomplex, der neben Wohnungen und Retailflächen auch eine Kita beherbergen wird, sowie die an den eigenen Quartiersplatz der Wasserstadt Mitte angrenzende Wohnbebauung. Die Dachflächen sollen „extensiv begrünt“ werden, schreiben die Architekten. Das Büro zanderrotharchitekten hat einen Baukörper neben dem Kornversuchsspeicher entworfen, in dem Platz für Wohnungen mit Atelier oder Werkstatt vorgesehen ist.

Neben Micro-Living-Studios wird es in "Wasserstadt Mitte" auch Familienwohnungen und Lofts geben.
Neben Micro-Living-Studios wird es in "Wasserstadt Mitte" auch Familienwohnungen und Lofts geben.
©  Kauri Cab Development Berlin GmbH

Ziel des Wettbewerbsverfahrens sei es gewesen, „einen Teil-Kiez oder ein Teil-Quartier zu entwickeln, das einen Zusammenhang bildet mit einem reduzierten Materialkanon“, sagte Lüscher. Das sei gelungen, freute sie sich einmal mehr: „Das Resultat liegt über dem Durchschnitt in Berlin – und das ist immer unser Ziel hier in der Europacity.“

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