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Im Masterplan für das Quartier liegt das Projekt der Frankonia exklusiv gegenüber dem Schlossplatz (links im Vordergrund), zwischen Bauakademie (links vor dem U-förmigen Gebäude) und Friedrichswerderscher Kirche (dahinter). Der gegenüberliegende U-förmige Gebäudekomplex steht bereits im Rohbau.
© Modell: Klaus Theo Brenner Stadtarchitektur

Mitte: Kolossale Ordnung hinter dem Stadtschloss

Zwischen Schinkels Bauakademie und der Friedrichswerderschen Kirche beginnt der Bau von Luxuswohnungen.

Vor elf Jahren joggte Uwe Schmitz durch Berlin-Mitte und legte an der Friedrichswerderschen Kirche eine Verschnaufpause ein. „Damals habe ich gedacht: Ist das schön hier“, erzählt heute der Chef der in Nettetal bei Düsseldorf ansässigen Immobilienfirma Frankonia Eurobau. „Es ist die Erfüllung eines Traums, hier zu bauen.“

Jetzt ist der Unternehmer dieser Erfüllung des Traums ganz nah: In den kommenden Wochen will er die Baumaschinen für sein Ensemble zwischen Schinkelplatz, Werderschem Markt und Niederlagstraße auffahren lassen, dem er den fast philosophischen Namen „Von Preußen nach Europa“ gegeben hat. Bis voraussichtlich Ende 2017 entstehen in drei Gebäudeteilen 23 exklusive Wohnungen, etwa 3000 Quadratmeter Bürofläche sowie zwei Gastronomieeinheiten und zwei kleine Läden. Rund 60 Millionen Euro investieren die Frankonia Eurobau und ihr Projektpartner, der Landwirtschaftliche Versicherungsverein Münster, in das Vorhaben.

Einst stand hier das DDR-Außenministerium

Bis dahin war ein weiter Weg zurückzulegen. Die Voraussetzung für die Neubebauung wurde 1995 durch den Abriss des DDR-Außenministeriums geschaffen. Bis die Baugrundstücke ausgeschrieben wurden, dauerte es aber noch einmal Jahre – unter anderem deshalb, weil für Teile des Areals Restitutionsansprüche jüdischer Alteigentümer erhoben wurden.

Das spanische Architekturbüro Rafael Moneo gewann den zum Projekt gehörenden Wettbewerb mit dem Entwurf für ein Bürogebäude am Werderschen Markt. Links die Friedrichswerdersche Kirche.
Das spanische Architekturbüro Rafael Moneo gewann den zum Projekt gehörenden Wettbewerb mit dem Entwurf für ein Bürogebäude am Werderschen Markt. Links die Friedrichswerdersche Kirche.
© Abbildung: Frankonia Eurobau

Nachdem die Frankonia Eurobau das Grundstück von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben und dem Liegenschaftsfonds Berlin erworben hatte, lobte sie einen Architektenwettbewerb aus. Die Sieger bilden eine illustre Runde: Preise gingen an den Madrider Stararchitekten Rafael Moneo, an Axel Schultes und Charlotte Frank – also an die Planer des Bundeskanzleramtes – und an das Berliner Büro Hemprich Tophof.

Hemprich Tophof hat den Gebäudeteil an der Niederlagstraße – zur Friedrichswerderschen Kirche hin – entworfen. Rafael Moneo ist für den südlichen Abschluss gegenüber dem Auswärtigen Amt und neben der Bauakademie zuständig. Das Sahneschnittchen bekamen Schultes und Frank: Sie planen die östliche Seite mit unverbaubarem Blick auf das wiederauferstehende Stadtschloss (Humboldt-Forum).

Die Wohnungen dürften die luxuriösesten der Stadt werden

In diesem östlichen Teil entstehen neun Wohnungen, die zwischen 185 und 340 Quadratmeter groß sein werden und vermutlich die luxuriösesten Wohnungen der Stadt sein dürften. Zu den Preisen schweigt Schmitz vornehm; der Vermutung, dass sie mehr als 20 000 Euro pro Quadratmeter kosten dürften, widerspricht er jedoch nicht. Mit 65 bis 80 Quadratmeter deutlich kleiner werden die 14 Wohnungen an der Niederlagstraße; das Penthouse umfasst allerdings 260 Quadratmeter.

Hinzu kommen Büroflächen, die finanzkräftige Unternehmen auch kleinteilig (ab 180 Quadratmeter) anmieten können. Komplettiert wird der Nutzungsmix durch ein Café und ein hochwertiges Restaurant gegenüber dem Auswärtigen Amt.

Das Projekt der Frankonia Eurobau macht jedoch nur einen Teil der gesamten Bebauung des Schinkelplatzes aus. Bereits weit in die Höhe gewachsen ist der nördlich angrenzende Gebäudekomplex, den die Münchner Moll-Gruppe errichtet. Hier entstehen auf insgesamt rund 7000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche Büros und 40 Mietwohnungen. Schon 2012 war dafür ein Architektenwettbewerb entschieden worden.

Statt Putzfassaden wird nun ein illustrer Stein aus Spanien für die Fassaden verwendet

Die Wohnhäuser an der Ostseite des Gebäuderiegels mit Blick Schinkel- und Schlossplatz entwarfen Schultes Frank Architekten. Links hinter dem Denkmal Schinkels ist seine Bauakademie (in der Realität bisher nur eine Atrappe) zu sehen.
Die Wohnhäuser an der Ostseite des Gebäuderiegels mit Blick Schinkel- und Schlossplatz entwarfen Schultes Frank Architekten. Links hinter dem Denkmal Schinkels ist seine Bauakademie (in der Realität bisher nur eine Atrappe) zu sehen.
© Abbildung: Frankonia Eurobau

Eines der dort entstehenden Häuser hat der Berliner Architekt Klaus Theo Brenner entworfen, der bereits 2005 auch den Masterplan für den Schinkelplatz vorgelegt hatte. Mit dem sich jetzt abzeichnenden Ergebnis ist Brenner nicht wirklich zufrieden. „Unser Masterplan legte fest, dass eine Reihe eigenständig erkennbarer Häuser entstehen sollte“, erläutert er. „Dahinter stand der Wunsch, dass die Häuser eine individuelle Erscheinung haben sollten.“ Jetzt aber werde in Teilen „das Ordnungsprinzip der Parzelle und der damit verbundenen Individualisierung unterlaufen“, weil mehrere Einzelgebäude zu einem Erscheinungsbild zusammengeführt würden.

Darüber hinaus kritisiert Brenner die Wahl des Fassadenmaterials. Während der Masterplan Putzfassaden vorsah, entstehen jetzt bei der Frankonia Eurobau Natursteinfassaden. Was nach einer architektonischen Feinheit klingt, hat für Brenner grundsätzliche Bedeutung. „Putzfassaden sind das Merkmal von Berlin“, erklärt er. „Wir wollten die neuen Gebäude bewusst absetzen von der repräsentativen Backsteinarchitektur von Friedrichswerderscher Kirche und Bauakademie.“

Kleiner als die Wohnungen an der Ostseite des Komplexes sind die Wohnungen an der Westseite, die von Hemprich Tophof Architekten entworfen wurden. Rechts die Friedrichswerdersche Kirche.
Kleiner als die Wohnungen an der Ostseite des Komplexes sind die Wohnungen an der Westseite, die von Hemprich Tophof Architekten entworfen wurden. Rechts die Friedrichswerdersche Kirche.
© Abbildung: Frankonia Eurobau

Doch für solche Nuancen hat Bauherr Schmitz kein Gehör. Stolz präsentiert er ein kleines Stück fein gemaserten Steins, das künftig die Fassade des von Rafael Moneo entworfenen Gebäudeteils schmücken wird. Der Stein, erzählt er, stammt aus einem Steinbruch in Nordspanien, der eigentlich schon stillgelegt ist, aber auf Drängen Moneos noch einmal seinen Betrieb aufnimmt. Ein illustres Material: Dieser Stein, so Schmitz, findet sich auch am Palast Karls V. in Granada.

Die schwierigste Baugrube seines Berufslebens

Für Uwe Schmitz wird es „die technisch aufwändigste Baugrube, mit der ich in meinem bisherigen Berufsleben zu tun hatte“. Denn der Bauplatz am Schinkelplatz birgt durch die unmittelbare Nähe zur Friedrichswerderschen Kirche eine ganz besondere Herausforderung. Durch die Baugrube des angrenzenden Luxuswohnprojekts der Kronprinzengärten genau auf ihrer anderen Seite war die Kirche schwer beschädigt worden. Der Bauherr der – mittlerweile in die Höhe gewachsenen – Kronprinzengärten, die Bauwert Investment Group, musste deshalb die Bauarbeiten zeitweilig einstellen und für die Behebung der Schäden aufkommen.

Dies soll Schmitz´ Unternehmen nicht passieren. „In einem langen Abstimmungsverfahren haben wir sichergestellt, dass es an der Kirche zu keinen Schäden kommen wird, die die Statik gefährden werden“, versichert der Unternehmer. „Dazu tragen eine verformungsarme Baugrube und ein Frühwarnsystem bei.“

Auch früher war die Friedrichswerdersche Kirche von Gebäuden umgeben

Ganz ausschließen lassen sich weitere Schäden aber zumindest nach Ansicht von Senatsbaudirektorin Regula Lüscher nicht. „Trotz weiterer Entfernung von der Kirche (statt fünf Meter bei den Kronprinzengärten circa zehn Meter an der engsten Stelle) können auch hier Senkungen nicht ausgeschlossen werden“, schrieb sie in ihrer Antwort auf eine schriftliche Anfrage von Katrin Lompscher (Die Linke). Es gebe jedoch, bestätigt Lüscher, „ein Messsystem mit Warn- und Alarmwerten, bei deren Erreichen eine Bauunterbrechung zu erfolgen hat“.

Carsten Spallek, Baustadtrat des Bezirks Mitte, hat ebenfalls den Eindruck, „dass der Investor alle möglichen Vorkehrungen trifft, um Schäden an der Kirche zu verhindern“. Spallek traf sich im Juli zweimal mit Projektbeteiligten und -betroffenen; eingebunden waren auch die Stiftung Preußischer Kulturbesitz – sie betreut die derzeit geschlossene Skulpturenausstellung in der Friedrichswerderschen Kirche – und die Evangelische Kirche. Darüber hinausgehenden Einfluss kann Spallek nicht nehmen: Laut Berliner Bauordnung liegt die Verantwortung für die Statik nicht beim Bezirksamt, sondern bei dem vom Bauherrn beauftragten Prüfingenieur für Standsicherheit.

Und wie verhält es sich mit der Kritik, die Friedrichswerdersche Kirche werde durch die 19 Meter hohen Neubauten quasi unsichtbar gemacht? Masterplaner Klaus Theo Brenner weist darauf hin, dass die Kirche bereits vor den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg von Gebäuden umgeben war. Und Senatsbaudirektorin Lüscher hält fest: „Die Platzfolge Werderscher Markt – Schinkelplatz soll entsprechend der historischen Situation wieder baulich gefasst und repräsentativ gestaltet werden.“

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