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Gut gerüstet. Bislang ist die Bauakademie unweit des Schlossneubaus nur eine Attrappe aus Folien und Gerüstkonstruktion. Rechts steht Schinkels Friedrichswerdersche Kirche. Fast verdeckt ist das Auswärtige Amt.
© dpa/Peer Grimm

Humboldtforum in Berlin: Investor will Schinkels Bauakademie wiederaufbauen

Seit Jahren wird über den Wiederaufbau von Schinkels Bauakademie nur geredet. Doch jetzt könnte das berühmte Gebäude Wirklichkeit werden. Ein Investor ist angeblich gefunden.

Noch in diesem Jahr soll sie verkauft werden: Die letzte Baufläche gegenüber vom Schloss im Herzen der Stadt, wo bis zum Krieg Schinkels vormodernes Meisterwerk stand, die Bauakademie. Dies hat Senatsbaudirektorin Regula Lüscher in einem Brief mitgeteilt. Damit beugt sich das Land dem Druck des Bundes, der auf eine zügige Schließung der Lücken rund um den 800-Millionen-Euro teuren Schlossneubau drängt. Allerdings wird das Akademie-Bauland mit anderen Auflagen verkauft als bisher geplant. Kommt jetzt statt einer Rekonstruktion des Meisterwerks mit Architektur-Museum und Akademie ein Lebensmittel-Markt oder Mode-Discounter?

„Für das Jahr 2015 ist ein Vergabeverfahren zur Veräußerung des Grundstücks geplant“, schreibt Lüscher in einem Brief an die Errichtungsstiftung Bauakademie. Gespräche mit dem Liegenschaftsfonds, bei dem das landeseigene Bauland geparkt ist, seien im Gange. Beim Liegenschaftsfonds heißt es, „über den weiteren Umgang mit dem Grundstück“ werde der „Portfolioausschuss“ entscheiden. Man gehe davon aus, dass dies „in der zweiten Hälfte des Jahres der Fall sein wird“. Die Sache ist heikel, das Grundstück ist von großer „städtebaulichen Bedeutung““. Deshalb muss das politische Gremium, besetzt mit Vertretern aller mächtigen Senatsverwaltungen, den Weg frei machen für den Verkauf.

Bewegung kommt in der seit bald zehn Jahren offenen Frage, weil Berlins Baumeisterstar Hans Kollhoff einen Finanzier für das als unverkäuflich geltende Bauland gefunden hat: „Wir haben einen Investor, der die Bauakademie errichtet. Wir gehen davon aus, dass wir in Kürze Verträge die Verträge abschließen.“ Danach könnte es schnell gehen mit der Rekonstruktion von Schinkels Meisterwerk, denn die Pläne liegen vor und Kostenkalkulationen gibt es auch. Bisher wollte aber niemand Geld ausgeben für ein Grundstück, das nach Schinkels Vorbild bebaut und zu drei Vierteln als Akademie genutzt werden soll, warum nun doch? „Für die private Nutzung bleiben schon hinreichend Flächen, und es gibt weitere, die wir uns teilen werden“, sagt Kollhoff. Der Architekt ist Präsident der Internationalen Bauakademie Berlin, unter dessen Leitung das Museum und Akademiegebäude realisiert wird. Er versichert: „Die Eröffnung eines Discounters muss man nicht fürchten.“

Den Namen des Investors will Kollhoff nicht verraten. Mit der gemeinsamen Nutzung von Flächen werden auch die früheren Vorgaben infrage gestellt. An diesen scheiterten alle bisherigen Verhandlungen. Die Rekonstruktion der Fassade nach dem Vorbild von Berlins Baumeister Karl Friedrich Schinkel und die Verpachtung von drei Vierteln der Flächen an eine Architektur- und Baulehrstätte für 99 Jahre, hatte der Senat vor bald zehn Jahren beschlossen. Der Liegenschaftsfonds hatte vergeblich mit einer europaweiten Ausschreibung nach Investoren gesucht. Ein Angebot des Stadtmöblierers Wall, die Bauakademie für 15 Millionen Euro zu rekonstruieren, schlug das Land aus. Das Meisterwerk mit Terrakotta-Schmuck sei dafür nicht zu realisieren, so die Begründung.

Auf 50 Millionen Euro wird das Projekt mindestens geschätzt, sagt Wolfgang Schoele, Chef der Errichtungsstiftung Bauakademie. Dies hätten zwei übereinstimmende Kostenberechnungen ergeben. Deshalb sollen für die nun bevorstehende Vergabe „diese Vorgaben noch mal überprüft und gegebenenfalls angepasst werden“, hieß es bei der Senatsbauverwaltung auf Anfrage. Der „Abstimmungsprozess“ mit dem Fonds laufe.

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