In Gedanken an Schinkel: Platz gemacht
Ein Stück Historie für die Mitte: Der Berliner Schinkelplatz ist an historischem Ort wiedererstanden. Am Freitag wurde der Brunnen per Knopfdruck wieder in Betrieb genommen.
Starker Wind bläst vom Schlossplatz herüber und lässt die Plastikfassade der Bauakademie flattern, aber es regnet nicht. Zum Glück, denn das Wasser soll doch nur aus dem neuen Brunnen auf dem Schinkelplatz kommen. Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer, ihr Kollege Ephraim Gothe vom Bezirk Mitte und Engelbert Lütke Daldrup als Vertreter des Bundesbauministeriums drücken gemeinsam auf den roten Knopf, und schon sprudelt die Fontäne. Der Schinkelplatz ist wiedererstanden, ein weiteres Stück historischer Mitte zurückgekehrt.
„Dieser Ort kann viel über Verlust und Wiedergewinnung in Berlin erzählen“, so Lütke Daldrup. Für den Namensgeber Karl Friedrich Schinkel war er ursprünglich nur eine Freifläche vor der Bauakademie. Erst 1837 begann Peter Joseph Lenné, den Platz zu gestalten, 1869 erhielt er seinen Namen. Ab 1962 war er unter dem Riegel des DDR-Außenministeriums begraben, das wiederum 1995 abgebrochen wurde, um die historischen Blickachsen zu ermöglichen. Seit gestern sieht der Platz wieder so aus wie im 19. Jahrhundert: In Dreiecksform, mit einer weitgeschwungenen Sitzbank aus Granit, kleinteiliger Pflasterung und den drei original erhaltenen Standbildern von Albrecht Thaer, Peter Christian Wilhelm Beuth und Schinkel. Den Großteil der Kosten von 1,5 Millionen Euro hat der Bund übernommen.
„Schinkel gab der preußischen Vernunft eine Seele“, sagt Georg Schertz von der Hinkeldey-Stiftung, die den Neubau initiiert und mit 100 000 Euro unterstützt hat. „Jetzt wird er im Stadtbild endlich angemessen gewürdigt.“ Und die Berliner bekommen einen neuen Stadtplatz, dessen Qualitäten vor allem im nächsten Sommer sichtbar werden dürften. Jetzt stürmt es erst mal. Udo Badelt