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Shop in the City. Die wichtigsten Berliner Einkaufsstraßen sind – wen wundert’s – den Erhebungen zufolge Tauentzienstraße, Ku’damm, Alexanderplatz und Friedrichstraße. Aber auch Wilmersdorfer und Schloßstraße sind beliebt.
© Thilo Rückeis

Deutsche Einkaufsmeilen: Bummeln im Rudel

Außer München hat keine andere deutsche Stadt so viele gut besuchte Einkaufsstraßen wie Berlin. Auch die großen Shoppingcenter machen die Innenstädte nicht platt.

Hier flanieren die Massen: Die Münchner Kaufingerstraße ist mit bis zu 15 655 Passanten pro Stunde die meistbesuchte deutsche Einkaufsstraße. Das ist das Ergebnis der „Passantenfrequenz-Zählung 2015“ des Immobilienberatungsunternehmens Jones Lang LaSalle (JLL). Wie zuletzt 2009 weise damit die Einkaufsmeile mit den höchsten Ladenmieten auch die meisten Besucher auf, teilte JLL mit. Die Frankfurter Zeil belegt Rang zwei, die Kölner Schildergasse folgt als Spitzenreiter des Vorjahres auf Rang drei. Außerdem in den Top fünf sind die Wiesbadener Kirchgasse und die Spitalerstraße in Hamburg. Berlins Tauentzienstraße landete auf Platz 17, gefolgt von Kurfürstendamm (Rang 20), Alexanderplatz (Rang 35) und Friedrichstraße (Rang 40).

Die seit 1999 jährlich durchgeführte Erhebung ist laut JLL die umfangreichste ihrer Art und ermittelt die Passantenströme in den 170 wichtigsten deutschen Einkaufsstraßen. Die Zählung erfolgte bundesweit zeitgleich am Sonnabend, dem 21. März 2015, zwischen 13 und 14 Uhr.

Zwar seien die Passantenfrequenzen nicht das alleinige Kriterium für die Expansionsentscheidungen von Handelsunternehmen, meint Dirk Wichner, Leiter Einzelhandelsvermietung Deutschland bei JLL. Dennoch böte die Zählung „interessante Anhaltspunkte für einen punktuellen bundesweiten Standortvergleich und die Umsatzchancen der Händler“. Kennziffern wie Spitzenmiete, Zentralität oder Kaufkraft erhielten auf diese Weise zusätzliche Aussagekraft.

"Einkaufsstraßen müssen den Onlinehandel nicht fürchten"

Angesichts der Größe Berlins und der teilungsbedingten Entstehung von zwei Stadt- sowie zahlreichen Subzentren kaum verwunderlich: Die deutsche Hauptstadt hat die „höchste Dichte an Hochfrequenzlagen mit jeweils über 5000 Passanten pro Stunde“, ermittelte JLL weiter. Will heißen: In keiner anderen deutschen Stadt – außer München – gibt es so viele gut besuchte Shoppingmeilen auf einen Haufen. In Berlin sind dies Tauentzienstraße, Kurfürstendamm, Alexanderplatz und Friedrichstraße. In München erreichten Kaufingerstraße, Neuhauser Straße, Weinstraße, Tal- sowie Sendlinger Straße dieses Niveau.

„Einmal mehr zeigt sich, dass die 50 wichtigsten Einkaufsstraßen in Deutschland in sehr stabiler Verfassung sind und den Onlinehandel nicht fürchten müssen“, bilanziert Dirk Wichner. Letztlich entscheide aber nicht die Stadtgröße, sondern die Attraktivität der Lage über den Erfolg. „Konsumenten schätzen nach wie vor einen ausgedehnten Einkaufsbummel in ,ihrer‘ Einkaufsstraße, wenn sie dort einen kompletten Mietermix und eine hohe Aufenthaltsqualität vorfinden.“

Auch der Handelsimmobilien-Spezialist Comfort zieht in seinem „High Streets Report 2015“ eine positive Bilanz für den Einzelhandelsstandort Deutschland: Die Menschen konsumierten. Neben den Metropolen gebe es eine ganze Reihe attraktiver Groß- und Mittelstädte mit funktionierendem, innerstädtischem Einzelhandel. Und auch die großen Shoppincenter hätten die Innenstädte noch nicht „platt gemacht“. Das sei einzigartig in Europa.

Der Hackesche Markt mausert sich zur Top-Lage

All dies spiegelt sich laut Comfort auch im aktuellen „High Streets Report“ des Unternehmens wider. Dafür wurden die wichtigsten 73 deutschen Einkaufsstädte anhand von 34 Parametern analysiert. Berlin erreicht dabei Platz drei. Rang eins teilen sich mit gleicher Punktzahl Hamburg und München, auf Rang zwei folgen punktgleich Frankfurt und Stuttgart.

Die wichtigsten 1A-Lagen sind der Erhebung zufolge Kurfürstendamm, Tauentzienstraße, Alexanderplatz und Friedrichstraße, aber auch die Wilmersdorfer Straße als einzige „echte“ Fußgängerzone in City-Lage sowie die Schloßstraße in Steglitz als wichtigste Shoppingmeile im kaufstarken Südwesten Berlins. Auch der Hackesche Markt habe sich von der Szene- zur Top-Lage gemausert.

Der Luxusabschnitt des Ku’damms rund um den Olivaer Platz ist Comfort zufolge durch die Revitalisierung des Cumberland-Hauses noch einmal aufgewertet worden. Wichtig für die weitere Entwicklung sein nun die Revitalisierung des Ku’damm-Karrees, um das Bindeglied zwischen Frequenz- und Luxuslage herzustellen.

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