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Im Sommer will die „taz“ ihren Neubau in der Friedrichstraße 21 in Kreuzberg beziehen.
© Tim Brakemeier/dpa

Gewerbeimmobilien: Altes „taz“-Gebäude wird neues Betahaus

Coworking Spaces und moderne Büroflächen haben in Berlin Konjunktur.

Es ist die Wiege erfolgreicher Start-ups wie des Kaffeedienstleisters Coffee Circle oder des Kassensystems Orderbird. Nun zieht Berlins erstes echtes Coworking Space, das Betahaus, knapp zehn Jahre nach seiner Gründung aus der Kreuzberger Prinzessinnenstraße aus, weil der dortige GSG-Hof umgebaut wird. Die neue Adresse ist das alte Gebäude der „taz“-Redaktion in der Rudi-Dutschke-Straße 23. Die Tageszeitung zieht in ihren Neubau an der südlichen Friedrichstraße.

Das Interieur des rund 2800 Quadratmeter großen Gebäudes soll von den rund 600 Betahaus-Mitgliedern größtenteils selbst gestaltet werden. Es wird eine Dachterrasse mit Garten und eine Wand für gemeinsame Kunstprojekte geben. Zur Einstimmung auf den Umzug sind mehrere DYI-Partys geplant. Im Herbst steigt dann die große Eröffnungsparty.

„Wenn man das Gebäude betritt, soll es sich neu, aber zugleich auch vertraut anfühlen“, sagt Betahaus-Mitgründerin Madeleine Gummer von Mohl. Individuelle Holzeinbauten und wiederaufbereitete Möbel werden auch an dem neuen Standort zu finden sein. Das Betahaus wird auch das Café im Erdgeschoss bewirtschaften.

Gewerbeflächen in Kreuzberg sind gefragt

Der Umzug war nötig geworden, weil die GSG den alten Standort in der Prinzessinnenstraße ab dem Sommer modernisiert und um ein zusätzliches Gebäude ergänzt. Damit kommt die Immobiliengesellschaft der hohen Nachfrage an Gewerbeflächen in Kreuzberg nach.

„Der Neubau wird circa 2500 Quadratmeter groß sein und als Blockrandbebauung parallel zur Straßenfront errichtet werden“, erklärt Oliver Schlink, Kaufmännischer Geschäftsführer der GSG. „Es wird ein modernes Bürogebäude entstehen, das sich von den Maßen der Umgebung anpasst, aber architektonisch ein Zeichen setzt.“ Schlink hofft auf einen Baubeginn ab Sommer dieses Jahres und geht von einer Bauzeit von rund 18 Monaten aus.

Auch an der neuen Adresse des Betahauses wird es eine Mischung aus Coworking Areas, Privatbüros, Veranstaltungs- und Besprechungsräumen geben. Das Coworking Space bietet seinen Mietern zahlreiche Vernetzungsmöglichkeiten an, vom monatlichen Betabeer bis hin zu Pitches um die beste Geschäftsidee.

War die Idee des Coworkings vor zehn Jahren noch weitgehend unbekannt, muss sich das Betahaus heute gegen zahlreiche Konkurrenten aus dem In- und Ausland durchsetzen.

Mietpreise werden weiterhin steigen

WeWork aus New York, Mindspace aus Tel Aviv oder der Start-up-Campus Factory Berlin haben in den letzten Jahren in Berlin eröffnet. Doch auch das Betahaus expandiert: Seit diesem Jahr verwaltet es das Berliner Coworking Space Full Node, Heimat zahlreicher Blockchain-Start-ups, und hat Ableger und Partner in Hamburg, Sofia, Jakarta oder Melbourne.

Die Nachfrage nach Workspaces ist unglaublich hoch. Erst am 3. April eröffnete ein Workspace von Unicorn. Berlin in den AEG-Höfen in Berlin-Mitte. Schon vor der Eröffnung war die gesamte Bürofläche nach Angaben des Unternehmens mit unterschiedlich großen, individuellen Teamräumen vermietet u. a. an das aus der TV-Sendung „Höhle der Löwen“ bekannte Start-up Too Good To Go. „Wir werden in den kommenden Monaten noch zwei weitere Spaces, mit Kapazitäten für jeweils bis zu 200 Personen, eröffnen“, sagt Geschäftsführer und Cofounder Florian Kosak . „Die zwei Spaces sind in der City West geplant. Hier findet man noch gute Altbauimmobilien, die bezahlbar sind. Der Westen wird schon jetzt für Gründer zunehmend interessanter.“

Aktuell werden zwei Prozent aller Büroflächen in Berlin von Coworking Spaces genutzt, haben Immobilienberatungsunternehmen herausgefunden. In den kommenden Jahren wird sich die Anzahl verzehnfachen. Dies prognostiziert jedenfalls Kosak. Die Bedürfnisse der Mieter, also der Unternehmen und Start-ups, hätten sich verändert, aber auch die Not auf dem Immobilienmarkt trage stark dazu bei. Der Geschäftsführer geht von weiterhin steigenden Mietpreisen aus: „London und New York haben es vorgemacht. Ähnlich wird es sich auch in Berlin entwickeln.“ Der größte Wettbewerber des Unicorns – eine amerikanische Kette – führt in London bereits 33 Spaces und in Berlin aktuell sechs.

Moderne Büroflächen setzen neue Maßstäbe

Bis Ende 2018 entsteht auch in Mitte ein neuer Bürostandort der Zukunft: CoFACTORY Berlin. Errichtet wird das Bürohaus, das hinsichtlich der technischen Ausstattung und der Flexibilität neue Maßstäbe erreichen soll, in der Genthiner Straße 32–34 (Tiergarten) von den Immobilienexperten der Profi Partner AG. Nach der Fertigstellung der Tiefgarage und der Bodenplatte in diesem Winter hat nach der Grundsteinlegung am 22. März 2018 der Hochbau für das Bürohaus mit sieben Etagen, flexiblen Grundrissen und circa 6120 qm Büro- und Gewerbefläche begonnen. Parallel zum Höhenwachstum startete auch die Vermietung der Büro- und Gewerbeflächen in dem zwischen Potsdamer Platz und Tauentzien gelegenen Bürohaus. Erstbezug soll Ende 2018 sein. Der Bauherr erschafft im Lützowviertel nicht nur modernste Büroflächen, sondern vollzieht auch ein Stück Stadtreparatur. Schließlich war das ehemalige Möbelhaus Krieger mit seiner 50er-Jahre-Fassade arg in die Jahre gekommen; es stand lange Zeit leer.

„Mit diesem modernen, funktionellen und innovativen Hightech-Neubau werden wir den Anforderungen an die künftige digitale Büronutzung 4.0 gerecht“, verspricht Dirk Germandi, Sprecher des Vorstands der Profi Partner AG.

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