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Leer blieben auch am Mittwoch viel Kita-Spielplätze. Es wird gestreikt, bis ein "annehmbares Ergebnis" (Frank Bsirske) vorliegt.
© dpa

Tarifverhandlungen für Erzieherinnen: Immer mehr Arbeit in der Kita

Studien bestätigen die zunehmenden Anforderungen in der Kita. Dafür wollen alle Beteiligten auch mehr zahlen - aber wie viel?.

Die wissenschaftliche Begleitung kam ein bisschen spät. Unter der Überschrift „Sozial- und Erziehungsberufe: Arbeitsanforderungen besonders stark gestiegen“, verbreitete die Böckler-Stiftung des DGB am Mittwoch Umfrageergebnisse, wonach Erzieherinnen und Erzieher „eine besonders belastete Berufsgruppe“ sind. Und die deshalb auch viel zu schlecht bezahlt wird. Für die Tarifverhandlungen, die am Mittwochnachmittag in Berlin auf die Zielgerade kamen, hatte die Expertise der Wissenschaft keine Relevanz mehr. Nach mehrmonatigen Verhandlungen, mehrwöchigen Streiks und mehrtägigen Spitzengesprächen – seit Montag sucht man im Steigenberger Hotel einen Kompromiss – war die Bereitschaft am Mittwochnachmittag bei allen Beteiligten groß, endlich einen Abschluss zu erreichen. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi lud bereits für Donnerstagvormittag um 11 Uhr gut 300 so genannte Streikdelegierte aus dem ganzen Bundesgebiet nach Frankfurt am Main ein. Verdi-Chef Frank Bsirske will sich dann das Ergebnis der Verhandlungen absegnen lassen. Oder aber die Fortsetzung der Streiks wird beschlossen.

Die Gewerkschaften, neben Verdi sind die Lehrergewerkschaft GEW und der Beamtenbund mit am Verhandlungstisch, wollen alles in allem rund zehn Prozent mehr Geld für die Beschäftigten der kommunalen Sozial- und Erziehungsdienste. Die größte Gruppe sind dabei die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kitas. Vor einer Woche hatten die Arbeitgeber ein Angebot vorgelegt, auf dessen Basis nun verhandelt wird. Bsirskes Gegenüber ist der Münchener Personaldezernent Thomas Böhle in seiner Eigenschaft als Präsident der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA). An seiner Seite sitzen die SPD-Oberbürgermeister von Potsdam und Lüneburg, Jann Jakobs und Ulrich Mädge.

Die VKA ist durchaus bereit, mehr Geld in den Bereichen zu zahlen, in denen die Anforderungen seit der letzten Tarif-Sonderrunde für die Erzieher 2009 gestiegen sind. Nach Angaben der Arbeitgeber brächte das für Erzieher/innen bis zu 443 Euro mehr im Monat. Die Einkommen der Kinderpfleger/innen könnten um bis zu 201 und für Kita-Leitungen sogar um bis zu 448 Euro steigen. Bei der letzten Gruppe zeichnete sich im Verlauf des Mittwochs ein Kompromiss ab. Deutlich schwieriger waren die Verhandlungen für die große Masse der „normalen“ Kita- Beschäftigten. Ein Tübinger Forschungsinstitut hat mit Mitteln der Böckler-Stiftung herausgefunden, dass mehr als drei Viertel der Beschäftigten zusätzliche Aufgaben in den vergangenen Jahren übernommen haben. „Die steigenden gesellschaftlichen Ansprüche an die Qualität der vorschulischen Erziehung, aber auch die Zunahme psychisch belastender Aufgaben im Bereich der Sozialarbeit dürften hier eine Rolle spielen“, schreiben die Sozialwissenschaftler.

Eine weitere Studie des Bundesinstituts für Berufsbildung kommt zu ähnlichen Ergebnissen. Zwar sind Erzieherinnen und Erzieher mit ihrem Job in der Regel zufriedener als Beschäftigte anderer Berufe. Doch die Tätigkeiten in der Kita werden anspruchsvoller, die körperlichen und psychischen Belastungen größer. „Das gilt insbesondere für Lärm, die Notwendigkeit, in auf Dauer schmerzhaften Positionen zu arbeiten, die Anforderungen an Multitasking und den Kontakt mit Krankheitserregern“, schreibt die Böckler-Stiftung. Knapp die Hälfte der Befragten hätten sich unzufrieden über die Bezahlung geäußert. Das wird sich in jedem Fall verändern. Derzeit liegen die Monatsgehälter der Beschäftigten in den kommunalen Kitas zwischen 2590 und 3750 Euro, bei Kita-Leitungen sind es nach Angaben der Arbeitgeber bis zu 4750 Euro.

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