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„Bald werden Menschen sich nicht zuerst über Text, sondern über Video mitteilen“, glaubt Facebook-Chef Mark Zuckerberg. Deshalb will er das Angebot ausbauen. Foto: Reuters
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Facebook: Hat Zuckerberg den Zenit erreicht?

Facebook verdreifacht seinen Gewinn - und trotzdem sind die Anleger enttäuscht. Ist die Erfolgsstory des weltweit größten sozialen Netzwerks etwas zu Ende?

Gleich auf seiner Startseite verspricht Facebook, kostenlos zu sein. Für immer. Das ist allerdings nur aufs Geld bezogen, denn die Nutzer bezahlen selbstverständlich – und zwar mit ihren Daten. Die nutzt Facebook beispielsweise, um zielgerichtet Werbung schalten zu können. Wie erfolgreich das weltgrößte soziale Netzwerk mit diesem Geschäftsmodell ist, konnte es im dritten Quartal erneut beweisen: Facebook verdreifachte seinen Gewinn nahezu um 166 Prozent auf 2,38 Milliarden Dollar (2,1 Milliarden Euro) – und dennoch brach die Aktie nach der Verkündung der Geschäftszahlen am Mittwoch empfindlich ein. Ist ein Ende der Erfolgsstory etwa absehbar?

50 Minuten nutzt ein Fan Facebook im Durchschnitt pro Tag

Facebook verdankt seine bemerkenswert guten Quartalszahlen vor allem der immer stärkeren Nutzung von Mobilgeräten wie Smartphones und Tablets. Insgesamt kletterten die Erlöse um 56 Prozent auf sieben Milliarden Dollar. Der Anteil an dieser Summe, den das Geschäft mit Anzeigen auf Mobilgeräten ausmacht, legte im Jahresvergleich von 78 auf 84 Prozent zu. Denn 90 Prozent der Facebook-Mitglieder nutzen das Netzwerk inzwischen über ihre mobilen Geräte. Insgesamt sind 1,79 Milliarden Menschen – rund ein Viertel der Weltbevölkerung – bei Facebook aktiv, das sind noch einmal 16 Prozent mehr als vor einem Jahr. 50 Minuten pro Tag surft ein Fan durchschnittlich auf Facebook und der 2012 zugekauften Foto-Plattform Instagram, länger als auf keiner anderen Plattform.

Künftig soll es weniger Werbung geben

Das dürfte sich aber schnell ändern, wenn Facebook seinen Kunden immer noch mehr Werbeanzeigen zumuten würde, statt Neuigkeiten, Fotos und Videos zu zeigen von den Freunden und Seiten, denen ihre Kunden folgen. Die bisher scheinbar unendlich sprudelnde Erlösquelle Werbung stößt damit also an ihre Grenzen, wie auch Finanzchef David Wehner am Mittwoch erklärte: Im kommenden Jahr wolle das soziale Netzwerk deshalb weniger Werbung zeigen, wodurch die Erlöse „bedeutend sinken“ würden, auch plane der Konzern größere Investitionen etwa im Bereich Personal. Nach Wehners Warnung verlor die Aktie um rund sieben Prozent. Doch Facebook-Chef Mark Zuckerberg ist zuversichtlich, dass seine neue Strategie ziehen wird. Und die heißt: „Video first“.

„Bald werden sich die Menschen nicht zuerst über einen Text mitteilen, sondern über ein Video“

Videos sollen künftig das Kernelement der Facebook-Angebote werden. „Bald werden sich die Menschen nicht zuerst über einen Text mitteilen, sondern über ein Video“, ist Zuckerberg überzeugt. Schon jetzt habe sich die Zahl der Nutzer, die bei Facebook Live-Videos einstellten, zuletzt vervierfacht. Das Unternehmen wolle deshalb künftig in neue Kamera-Features investieren – in der Hoffnung, dass Nutzer künftig noch mehr Zeit auf den Seiten des sozialen Netzwerks verbringen. Das würde Facebook wiederum ermöglichen, noch mehr Videowerbung zu verkaufen und damit einen erheblichen Anteil am lukrativen Markt für Fernsehwerbung abzugreifen, der nach Angaben des „Wall Street Journal“ und dem Analysedienst eMarketer allein in den USA 70 Milliarden Dollar umfasst.

Angriff auf Snapchat

Facebook, 2004 gegründet, greift damit auch die junge, aber schnell wachsende Konkurrenz namens Snapchat an. Der 2011 gestartete Messaging-Dienst, dessen Spezialität es ist, dass sich gesendete Fotos und Videos nach Abruf selbst „zerstören“, kommt derzeit auf 150 Millionen Nutzer, die sich täglich mehr als zehn Milliarden Video-Clips ansehen, das sind täglich zwei Milliarden Videos mehr als auf Facebook (Stand 2015).

Wie zuvor schon mit Instagram und WhatsApp hatte Facebook auch mit Snapchat versucht, sich die gefährlich werdende Konkurrenz einzuverleiben, zunächst für eine Milliarde, dann für drei Milliarden Dollar. Doch Snapchat-Gründer Evan Spiegel lehnte ab – und er dürfte heute froh darüber sein angesichts der wachsenden Bedeutung des Videomarktes. Snapchats Wert wird inzwischen auf 19 Milliarden Dollar geschätzt. Hinzu kommt, dass der Dienst intensiv von den jungen Mitgliedern genutzt wird: Rund ein Drittel der Snapchat-Kunden ist zwischen 18 und 24 Jahre alt, auf sie gehen aber zwei Drittel der Gesamtzeit zurück, die auf Snapchat verbracht wird, heißt es im „Wall Street Journal“. Und je länger die Verweildauer, desto interessierter ist auch die Werbeindustrie.

Facebook muss deshalb nicht nur sein Videoangebot ausbauen, sondern auch junge Nutzer an sich binden. Sonst könnte der Vorsprung zu Snapchat womöglich schrumpfen.

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