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Der Auto-Manager Carlos Ghosn wurde im November in Tokio festgenommen.
© REUTERS/Regis Duvignau
Update

Inhaftierter Auto-Manager: Ghosn tritt als Renault-Konzernchef zurück

Der Auto-Manager Ghosn sitzt wegen Verdachts auf Finanzbetrug in Japan in Untersuchungshaft. Der Renault-Verwaltungsrat hat eine neue Führung eingesetzt.

Der in Japan inhaftierte Auto-Manager Carlos Ghosn (64) ist als Konzernchef von Renault zurückgetreten. Kreise des Autoherstellers bestätigten am Donnerstag in Paris eine entsprechende Aussage von Frankreichs Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire. Nach dem Rücktritt hat Renault eine neue Führung eingesetzt.

Wie der Verwaltungsrat des Autoherstellers am Donnerstag in Boulogne-Billancourt bei Paris mitteilte, werden Ghosns Kompetenzen aufgeteilt. Sein bisheriger Stellvertreter Thierry Bolloré leite nun als Generaldirektor dauerhaft das operative Geschäft. Der scheidende Michelin-Chef Jean-Dominique Senard übernehme den Präsidentenposten im Renault-Verwaltungsrat. Senard (65) sei für die Auto-Allianz mit dem japanischen Hersteller Nissan verantwortlich, hieß es in der Mitteilung.

Der 64-jährige Ghosn war am 19. November in Tokio zusammen mit seiner früheren rechten Hand Greg Kelly wegen Verstoßes gegen Börsenauflagen festgenommen und angeklagt worden. Zudem soll er laut Staatsanwaltschaft private Investitionsverluste auf Nissan übertragen haben. Bis zu einem Prozess könnten noch Monate vergehen. Vor Gericht hatte der Top-Manager seine Unschuld beteuert.

Der gebürtige Brasilianer Ghosn ist Architekt der Autoallianz aus Renault und der japanischen Hersteller Nissan und Mitsubishi. Er hatte 1999 von Renault kommend den Chef-Sessel bei Nissan übernommen, um den verschuldeten Konzern aus der Krise zu führen. 2005 rückte er dann auch an die Spitze von Renault.

Die Ablösung Ghosns in Frankreich kam nicht überraschend. Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire hatte zuvor mit deutlichen Worten eine Nachfolge gefordert. Es müsse eine neue Etappe geben, wenn Ghosn dauerhaft verhindert sei. Der Staat ist bei Renault ein wichtiger Spieler, er hält 15 Prozent der Anteile.

Ghosn hatte bisher ungeachtet der Anschuldigungen in Japan bei Renault den Titel Président-directeur général behalten. Der Traditionshersteller hatte aber bereits nach dem Bekanntwerden der Vorwürfe in Japan Ghosns bisherigem Stellvertreter Thierry Bolloré vorläufig die Geschäftsführung übertragen. Renault stellte danach bei der Bezahlung Ghosns für die Jahre 2017 und 2018 keine Unregelmäßigkeiten oder Betrug fest. Weitere Untersuchungen für die Jahre davor laufen aber noch.

Renault und Nissan sind wechselseitig aneinander beteiligt. Nur wenige Tage nach seiner Festnahme war Ghosn von Nissan und Mitsubishi als Verwaltungsratschef gefeuert worden. Insbesondere in Frankreich gibt es Sorgen um den Bestand des von Ghosn aufgebauten und kontrollierten Auto-Imperiums.

Nissan begrüßt Führungswechsel

Erst am vergangenen Freitag war bekanntgeworden, dass Ghosn unerlaubt Millionenbeträge von einer niederländischen Tochterfirma kassiert haben soll. Ghosn habe von dem niederländischen Gemeinschaftsunternehmen Nissan-Mitsubishi B.V. (NMBV) ohne vorgeschriebene Absprache mit den beiden anderen Vorstandsmitgliedern, Nissan-Chef Hiroto Saikawa und Mitsubishi Motors-Chef Osamu Masuko, rund 7,8 Millionen Euro Entschädigung erhalten, wie die beiden Renault-Partner bekanntgaben.

Der japanische Autobauer Nissan hat die Einsetzung der neuen Führung beim Allianz-Partner Renault gut geheißen. „Wir begrüßen diese Management-Wechsel bei Renault“, erklärte Nissan-Chef Hiroto Saikawa Donnerstagabend. Der japanische Partner will die Kooperation mit den Franzosen nun beschleunigen. Er wünsche sich ein Treffen mit der neuen Konzernführung so bald wie möglich, sagte Nissan-Chef Saikawa. Er habe keinen Vorschlag von Renault erhalten, die beiden Unternehmen zu fusionieren.

Die beiden Konzerne sind wechselseitig aneinander beteiligt. Zu der Allianz gehört auch der japanische Hersteller Mitsubishi Motors. Renault hält 43,4 Prozent der Anteile an Nissan, die Japaner ihrerseits 34 Prozent an Mitsubishi. Nissan ist zu 15 Prozent an Renault beteiligt, hat aber dabei keine Stimmrechte. (dpa)

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