Dividenden-Ausschüttung: Geldregen für die Aktionäre
Deutsche Aktiengesellschaften haben zuletzt so viel ausgeschüttet wie niemals zuvor – profitiert haben davon allerdings vor allem ausländische Anleger.
Die 640 an der Börse notierten deutschen Aktiengesellschaften haben in diesem Jahr so viel an ihre Anteilseigner ausgeschüttet, wie niemals zuvor. Über einen Geldsegen von insgesamt 46,3 Milliarden Euro durften sich die Aktionäre freuen und damit knapp vier Milliarden mehr als im Vorjahr. Allein bei den 160 größten waren es 43,4 Milliarden Euro. Das hat die Anlegerschutzvereinigung DSW berechnet.
Für Marc Tüngler, DSW-Hauptgeschäftsführer, ist das trotzdem nur bedingt ein Grund zur Freude. „Der warme Geldregen geht leider zu einem großen Teil an Deutschland und deutschen Anlegern vorbei“. Schätzungsweise die Hälfte, bei den 30 größten Konzerne sogar 70 Prozent und damit 22 von knapp 32 Milliarden fließe demnach in die Taschen ausländischer Aktionäre. Nach wie vor führten Aktien bei nur rund neun Millionen Aktionären in Deutschland ein Schattendasein. „Offenbar haben die Deutschen kein Vertrauen in ihre eigene Wirtschaft“, sagt Tüngler.
Für den DSW-Chef ist deshalb die Politik gefragt, um den Deutschen die Aktie als langfristige Anlagealternative schmackhaft zu machen. „Etwa durch eine Staffelsteuer, bei der der Steuersatz für realisierte Gewinne im Laufe der Haltezeit der Aktien sinkt und nach zehn Jahren bei Null landet“, sagte Tüngler am Donnerstag bei der Vorstellung der aktuellen Dividendenstudie in Frankfurt. Derzeit werden Kursgewinne bei einem Verkauf, egal wie lange die Aktien gehalten wurden, mit 25 Prozent Abgeltungssteuer plus Solidaritätszuschlag und Kirchensteuer belastet. Tüngler zufolge sollte Aktien zu einem Investment für jedermann.
Tatsächlich lohnt sich der Aktienkauf bei soliden Unternehmen auch im Blick auf die Dividende, wie die Analyse des Instituts für Strategic Finance (FOM) aus Essen zeigt. Der Medizinkonzern Fresenius etwa hat die Ausschüttung seit 25 Jahren jedes Jahr im Schnitt um rund 19 Prozent angehoben. Und selbst die Telekom hat der Analyse zufolge in den letzten zehn Jahren mehr als 29 Milliarden Euro über Dividenden an die Aktionäre ausgeschüttet - so viel wie kein anderes deutsches Unternehmen. Schließlich haben eine ganze Reihe von Konzernen seit 25 Jahren ihre Dividende nie gesenkt, unter anderem SAP, Fresenius, Münchener Rück, Henkel, Siemens, Baywa oder Hornbach Holding.
Die größten Summen zahlen in diesem Jahr Daimler und Allianz mit jeweils knapp 3,5 Milliarden Euro, Siemens kommt auf drei, die Telekom auf 2,8 und BASF auf 2,75 Milliarden Euro. Aber auch für diese Konzerne gilt: Zwischen 60 und fast 70 Prozent davon fließen an ausländische Aktionäre. Insgesamt steigt die Dividendensumme der 30 Dax-Konzerne mit 31,6 Milliarden erstmals auf mehr als 30 Milliarden Euro. 22 der 30 Firmen zahlen mehr als für 2015, Commerzbank und RWE haben nichts für ihre Aktionäre übrig.
Auch im zweitwichtigsten Börsensegment, dem MDax, wird mit neun Milliarden Euro so viel ausgeschüttet wie nie zuvor. Allein eine Milliarde zahlt Airbus, fast 900 Millionen kommen von der RWE-Abspaltung Innogy. Im SDax, dem Segment für die kleineren Firmen werden die Aktionäre erstmals mit mehr als einer Milliarde Euro beglückt. Reichlich Dividende einsammeln können Anteilseigener auch mit Firmen, die in keinem der wichtigen Indizes vertreten sind: Die Private Equity Firma Aurelius hat die Dividende seit 2008 um jeweils rund 50 Prozent pro Jahr erhöht.
Christian Röhl, Chef des Berliner Projekts Dividendenadel, das die Studie mit erstellt hat, warnt allerdings auch davor, allein auf die Dividende zu schauen, gerade in Zeiten einer vermutlich bevorstehenden Zinswende. Denn dann könnten auch die Kurse dividendenstarker Aktien unter Druck geraten, weil wieder verstärkt Anleihen gekauft würden. In den USA sei das schon zu beobachten.
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