Rekordgehälter für Dax-Vorstände: Deutschlands Topmanager kassieren 54-mal so viel wie ein Mitarbeiter
Die Einkommensschere zwischen Managern und Mitarbeitern geht laut einer aktuellen Studie immer weiter auseinander. VW-Chef Martin Winterkorn bleibt mit einem Jahresgehalt von 15 Millionen Euro Spitzenreiter bei den Großverdienern.
Deutschlands Topmanager kassieren einer Studie zufolge 54-mal so viel wie ein durchschnittlicher Angestellter eines Dax-Konzerns. Die Schere zwischen normalen Arbeitseinkommen und Vorstandsgehältern gehe damit erneut weiter auf, berichteten die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) und Experten der Technischen Universität München am Mittwoch in Frankfurt. Im Vorjahr hatten die Dax-Vorstände 53-mal so viel verdient wie ihre Angestellten.
Dabei erhöhten sich die Vorstandsgehälter im Vergleich zum Vorjahr mit durchschnittlich 1,5 Prozent geringer als die Bruttolöhne in Deutschland, die um 3,8 Prozent zulegten. „Möglicherweise hat die gesellschaftliche Debatte um die Bezahlung von Top-Managern zu dieser moderaten Entwicklung beigetragen“, sagte Wissenschaftler Gunther Friedl.
Im Schnitt überwiesen die 30 Konzerne im Deutschen Aktienindex ihren Vorständen für das Geschäftsjahr 2014 je rund 3,4 Millionen Euro. Der Anstieg der Vorstandsvergütung von jeweils gut 3,3 Millionen Euro im Vorjahr bleibe deutlich hinter der Entwicklung der Gewinne der Dax-Unternehmen zurück, bei der es ein Plus von 6,8 Prozent gegeben habe.
Chefs der Deutschen Bank bekamen 79 Prozent mehr
Spitzenreiter unter den Dax-Chefs war wie in den vier Vorjahren Volkswagen-Lenker Martin Winterkorn mit einer Gesamtvergütung von 15 Millionen Euro. Fast auf die gleiche Summe kommen der Zweit- und der Drittplatzierte zusammen: Bill McDermott von SAP (7,9 Millionen Euro) und Karl-Ludwig Kley von Merck (7,8 Millionen Euro). Der am schlechtesten bezahlte Dax-Vorstandschef war demnach Reinhard Ploss von Infineon mit knapp 2,1 Millionen Euro. Die 30 Vorstandsvorsitzenden der Dax-Unternehmen erhielten im Schnitt für das abgelaufene Jahr 5,3 Millionen Euro und damit etwas mehr als ein Jahr zuvor. Damit lagen sie im internationalen Vergleich oberhalb ihrer Kollegen in Frankreich (3,7 Millionen Euro) und unterhalb ihrer Kollegen in der Schweiz (6,0 Millionen Euro), sagte DSW-Vergütungsexpertin Christiane Hölz.
Kritisch sieht die DSW die Entwicklung der Vorstandsgehälter bei der Deutschen Bank. Die Fixvergütung der beiden Chefs, Anshu Jain und Jürgen Fitschen, erhöhte sich im vergangenen Jahr um 79 Prozent. Im Gegenzug kam es zwar zu einem Rückgang der Boni um fast die Hälfte. Generell aber sei bedenklich, wenn leistungsorientierte Vergütung immer stärker durch leistungsunabhängige fixe Gehälter ersetzt werde.
Nachdem die Finanzaufsicht BaFin in einer vor wenigen Tagen publik gewordenen Untersuchung der Bank und insbesondere Ex-Ko-Chef Anshu Jain und vier noch amtierenden Vorständen im Zusammenhang mit dem Libor-Skandal um manipulierte Interbanken-Zinsen massive Vorwürfe gemacht hatte, sieht sich die DSW in ihrer Forderung nach einer Sonderprüfung bestätigt. Darin will die DSW untersuchen, ob die Deutsche Bank ausreichend Rückstellungen für die 20 größten der 6000 noch ausstehenden Verfahren gebildet hat und ob interne Änderungen genügen, um Skandale in Zukunft zu verhindern. (mit dpa)