Vor dem Brexit-Referendum: Daimler-Chef Dieter Zetsche macht sich über die Briten lustig
Daimler-Chef Dieter Zetsche ist vor dem Brexit-Referendum über die Briten hergezogen. Er verwies auf das Red Flag-Gesetz von 1865, als vor jedem Wagen ein Mann mit roter Flagge voranschreiten musste.
Die Befürworter eines Brexit in Großbritannien verweisen gerne auf die angebliche Regulierungswut der EU. Daimler-Chef Dieter Zetsche hat sich auf dem Wirtschaftstag der CDU am Dienstagabend in Berlin darüber lustig gemacht. Er sagte: "Die Briten hatten das Auto schon reguliert, bevor es überhaupt erfunden wurde - und ganz ohne die EU." Wie Reuters aus der Veranstaltung berichtet, verwies Zetsche dabei auf das britische "red flag"-Gesetz von 1865, das für ein dampfbetriebenes Vorgänger-Modell des Autos eine Höchstgeschwindigkeit von zwei Meilen sowie die Besetzung mit mindestens zwei Passagieren vorschrieb. Außerdem musste vor dem Fahrzeug ein Mensch mit roter Flagge (red flag) gehen.
Das Referendum über einen Austritt Großbritanniens aus der EU findet am Donnerstag statt. Das Interesse der britischen Bürger an der Abstimmung ist ausgeprägt: Seit Dezember ließen sich zwei Millionen Briten in die Wählerlisten eintragen, dort seien nun 46,5 Millionen Bürger verzeichnet, teilte die Wahlkommission am Dienstag mit. Die Zahl sei eine Hochrechnung aus Daten, die aus 382 Wahlkreisen eingegangen seien.
Bei den Parlamentswahlen im vergangenen Jahr, aus denen die Konservative Partei von Premierminister David Cameron als Sieger hervorging, gab es 46,35 Millionen eingetragene Wähler. Die Eintragung in die Brexit-Wählerlisten war um zwei Tage verlängert worden, nachdem am ursprünglichen Schlusstag, dem 7. Juni, im Meldesystem eine Informatikpanne aufgetreten war.
Warnung vor Selbstbeschädigung
EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hat die Briten zwei Tage vor ihrer Abstimmung über den Verbleib in der EU vor einer "Selbstbeschädigung" gewarnt. Den europäischen Nachbarn "den Rücken zuzuwenden" und sich in "Isolation zurückzuziehen" würde allem widersprechen, "wofür Europa und das Vereinigte Königreich stehen", sagte Juncker am Dienstag bei einer Versammlung griechischer Unternehmer in Athen. "Auszutreten wäre ein Akt der Selbstbeschädigung."
Juncker, der sich in den vergangenen Monaten mit Meinungsäußerungen zum EU-Referendum in Großbritannien zurückgehalten hatte, sprach bei der Rede in Athen ein flammendes Plädoyer für den Verbleib Großbritanniens in der EU aus. "Allzuoft halten wir das für selbstverständlich, was wir aufgebaut haben", sagte der EU-Kommissionspräsident. Zu den Aufbauleistungen zählte er Frieden, Freiheit, Wohlstand und "eine Lebensart, um die uns die ganze Welt beneidet". Dies sei die Frucht von "geduldiger Arbeit von Generationen" - "wir hätten das ohne das britische Volk nicht erreicht", fügte Juncker hinzu.
Der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras sagte, ein Austritt Großbritanniens würde die EU in "Turbulenzen" bringen. Unabhängig vom Ausgang des Referendums, das am Donnerstag in Großbritannien abgehalten wird, müsse aber eingestanden werden, dass "Europa eine politische Krise durchmacht". (Reuters/AFP)