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Auch in der Industrie schwächt sich die Krise ab.
© dpa

Überraschendes Wirtschaftswachstum: Fünf Gründe, warum Deutschland an der Rezession vorbeischrammt

Anders als erwartet ist die deutsche Wirtschaft im dritten Quartal leicht gewachsen. Es scheint Deutschland besser zu gehen, als bislang angenommen.

Unternehmer können aufatmen. Die deutsche Wirtschaft ist im dritten Quartal an der Rezession noch einmal knapp vorbeigeschrammt. Das Bruttoinlandsprodukt legte zwischen August und Oktober leicht um 0,1 Prozent zu, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Experten hatten im Vorfeld ein Minus befürchtet und das das zweite Quartal in Folge, womit Deutschland auf dem Papier in die Rezession gefallen wäre.

Dass es deutschen Wirtschaft nun doch besser geht als erwartet, hat gleich mehrere Gründe.

1) Die Krise ist auf die Industrie beschränkt

Probleme hat derzeit vor allem eine Branche: die Industrie - also Autokonzerne, Maschinenbauer, Zulieferer. Sie spürten die abschwächende Weltwirtschaft und die Verunsicherung durch den Handelskrieg. Zuletzt jedoch hat sich auch ihre Lage wieder etwas gebessert: „Die Industrie befindet sich zwar nach wie vor in einer Rezession, aber das Tempo des Produktionsrückgangs hat sich verlangsamt“, sagt ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser.

So sind die Exporte zum Beispiel wieder angestiegen, nachdem es den Konzernen noch im Quartal davor schwer gefallen war, ihre Waren ins Ausland zu verkaufen. Experten gehen zudem davon aus, dass sich die Lage Industrieunternehmen weiter verbessern wird. "Die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einem harten Brexit oder einer weiteren Eskalation des von den USA ausgehenden Handelskrieges kommt, hat in den vergangenen Monaten abgenommen", sagt Wollmershäuser.

Und: Anders als in der Industrie läuft es in anderen Branchen weiterhin sehr gut. Auf dem Bau, bei den Dienstleistungen, im Handel können sich Unternehmer kaum über mangelnde Aufträge beklagen.

2) Der Konsum der Deutschen hält an

Dass es der Wirtschaft trotz der Schwäche in der Industrie noch immer so gut geht, liegt vor allem am starken Konsum. Die Verbraucher haben sich von den mauen Konjunkturzahlen in den vergangenen Monaten kaum beeinflussen lassen und weiterhin viel Geld ausgegeben.

Davon profitieren Einzelhändler vom Elektronikmarkt bis zum Buchladen, aber auch Friseure, Restaurants, Taxibetreiber und Handwerker. Und Experten gehen davon aus, dass diese Konsumfreude weiter anhält. Für das Weihnachtsgeschäft zum Beispiel rechnet der Handelsverband Deutschland (HDE) mit einem neuen Rekord. Mehr als 102 Milliarden Euro dürften die Deutschen in diesem November und Dezember ausgeben, prognostiziert der Verband.

3) Der Arbeitsmarkt ist stabil

Dass die Deutschen derzeit so sehr im Konsumrausch sind, liegt auch am starken Arbeitsmarkt. Denn trotz der schwachen Konjunkturentwicklung ist die Zahl der Arbeitslosen zuletzt weiter zurückgegangen. Im Oktober erst ist die Arbeitslosenquote auf 4,8 Prozent gesunken.

Der Grund: Angesichts des Fachkräftemangels versuchen die Konzerne Entlassungen so lange wie möglich hinauszuzögern. Auch Industriekonzerne, die gerade unter einer Auftragsflaute leiden, setzen lieber auf Kurzarbeit statt Kündigungen. Zu groß ist Angst, keine neuen Fachkräfte zu finden, wenn es wieder aufwärts geht.

4) Verbraucher haben mehr Geld in der Tasche

Nicht nur haben derzeit besonders viele Menschen einen Job. Viele haben zuletzt auch von steigenden Löhnen profitiert. Das gilt vor allem für diejenigen, die nach Tarif bezahlt werden. Besonders stark sind zum Beispiel die Tarifverdienste in der öffentlichen Verwaltung (plus 5,3 Prozent) und im Baugewerbe (plus 4,6 Prozent) gestiegen.

Dazu kommt, dass der Staat seine Transferzahlungen erhöht hat: Sowohl die Renten als auch das Kindergeld sind gestiegen.

5) Ein kleiner Knick bei der Wirtschaftsleistung ist normal

Die deutsche Wirtschaft ist zehn Jahre am Stück gewachsen - was extrem ungewöhnlich ist. Einen solch langen Aufschwung hat es seit der Nachkriegszeit hierzulande nicht gegeben.

Normalerweise wächst und fällt die Konjunktur in Zyklen: Mal geht es bergauf, mal bergab. Daher ist es eher verwunderlich, dass es Deutschland so lange so gut ging. So ist auch ein schwächeres Wachstum von 0,5 Prozent, wie es die Wirtschaftsweisen für dieses Jahr vorhersagen, noch immer gut.

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