Arbeitslosenquote sinkt weiter: „Man kann von keiner krisenhaften Entwicklung am Arbeitsmarkt sprechen“
Nie waren seit der Wiedervereinigung so wenig Menschen arbeitslos. Doch angesichts der kriselnden Wirtschaft dürfte sich das bald ändern
Siemens und die Stahlindustrie, Autozulieferer und die Banken – die deutsche Wirtschaft, so hat es den Anschein, muss in großem Stil Personal abbauen. Schließlich schwächelt die Konjunktur hierzulande schon seit einiger Zeit und die Risiken nehmen zu. Der Arbeitsmarkt aber trotzt den Hiobsbotschaften bisher. Im September sank die Zahl der Arbeitslosen auf 2,234 Millionen, wie die Bundesagentur für Arbeit am Montag in Nürnberg mitteilte. Das ist nicht nur der niedrigste September-Stand seit der Wiedervereinigung. Es sind auch 85.000 Arbeitslose weniger als noch im August und 22.000 weniger als vor einem Jahr.
Saisonbereinigt – also Spezialeffekte wie den Beginn des Lehrjahres herausgerechnet – steht immer noch ein Minus von 10.000 zu Buche. Die Arbeitslosenquote sank um 0,2 Prozentpunkte gegenüber August und liegt mit 4,9 Prozent sogar wieder unter der Fünf-Prozent-Marke. Sind die Warnungen von Volkswirten vor einer Rezession übertrieben? Die Bundesagentur und das ihr angegliederte Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung jedenfalls betrachten die Lage optimistischer als andere Experten. Die Nürnberger gehen von einem Wirtschaftswachstum von 1,1 Prozent für das nächste Jahr in Deutschland aus.
Der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur (BA), Detlef Scheele, warnt vor übertriebenem Pessimismus: Auch wenn im Westen im Jahresvergleich sogar ein leichter Zuwachs an Arbeitslosen verzeichnet wird. Und obwohl der Rückgang im September vor allem auf Hartz-IV-Empfänger, besonders in Ostdeutschland, zurückzuführen ist. „Man kann von keiner krisenhaften Entwicklung am Arbeitsmarkt sprechen“, sagte Scheele. „Am Arbeitsmarkt gibt es nach wie vor eine günstige Lage.“
Kein Grund zu Alarm bei Kurzarbeit
Die Frühindikatoren zeigten ein gemischtes Bild, gäben aber keinen Anlass zu genereller Sorge: „Das Arbeitsmarktgeschehen koppelt sich weiter ein wenig von der konjunkturellen Lage ab.“ Die Grundlage für solche Aussagen liefert auch das Kleingedruckte in der Statistik. Das neue Qualifizierungs-Chancen-Gesetz etwa, über das Beschäftigte im Job weitergebildet werden sollen. 26.000 Menschen haben von der Möglichkeit bisher Gebrauch gemacht. Sie kommen vor allem aus der Altenpflege und dem Transportgewerbe. Das verarbeitende Gewerbe sei noch zögerlich. „Die können keinen zur Weiterbildung schicken, weil die alle am Band stehen oder im Betrieb stehen und arbeiten“, sagte BA-Chef Scheele.
Auch bei der Kurzarbeit gebe es keinen Grund zum Alarm. Derzeit befänden sich 43.000 Menschen in Kurzarbeit – vor der großen Finanzkrise im Jahr 2008 seien es im Schnitt 100.000 gewesen, sagte Scheele. Allerdings gebe es immer mehr Gesprächsbedarf. Derzeit verzeichne die Bundesagentur 25000 neue Anzeigen für Kurzarbeit. Bei der Konjunktureintrübung gehe die Bundesagentur davon aus, dass es sich um eine Delle handele – weniger um langanhaltende Probleme.
Ich befinde mich derzeit in einer Maßnahme vom Jobcenter und tauche deshalb nicht mehr in der Arbeitslosenstatistik auf. Trotzdem habe ich keinen Job und bekomme weiterhin Hartz4. Ich bin immer noch Arbeitslos!
schreibt NutzerIn matthias67
Wachstum verliert an Schwung
Die Konjunktur werde sich zwar nicht bis zum Jahresende erholen, vielleicht auch noch nicht im ersten Quartal 2020. Aber dann sollte es sich nach den gegenwärtigen Prognosen nach oben gehen. Bisher sei Zeitarbeit die einzige Branche, die einen Rückgang verzeichne. Im verarbeitenden Gewerbe gebe es nach wie vor Beschäftigungsaufbau. Aber auch Scheele geht davon aus, dass die Arbeitslosigkeit demnächst steigt – wenn auch moderat.
Dass der September-Rückgang im vergangenen Jahr mit 94.000 deutlicher war, mag ein Zeichen dafür sein. Auch der Rückgang im Vergleich zum Vorjahr werde in den Monatsstatistiken immer kleiner. Das Beschäftigungswachstum halte an, verliere aber an Schwung, heißt es. So fällt die Bewertung von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil gemischt aus. „Wir erleben weiter einen historisch hohen Stand bei der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung“, betonte der SPD-Politiker. Es sei aber auch zu beobachten, dass die weltwirtschaftliche Eintrübung Konsequenzen habe: Etwa bei der Arbeitslosenversicherung, die durch Zugänge aus einigen Bereichen des verarbeitenden Gewerbes belastet werde. Sollte es schlimmer werden, sei der deutsche Arbeitsmarkt gut gerüstet. (dpa)
- bbbbbb
- Brandenburg neu entdecken
- Charlottenburg-Wilmersdorf
- Content Management Systeme
- Das wird ein ganz heißes Eisen
- Deutscher Filmpreis
- Die schönsten Radtouren in Berlin und Brandenburg
- Diversity
- Friedrichshain-Kreuzberg
- Lichtenberg
- Nachhaltigkeit
- Neukölln
- Pankow
- Reinickendorf
- Schweden
- Spandau
- Steglitz-Zehlendorf
- Tempelhof-Schöneberg
- VERERBEN & STIFTEN 2022
- Zukunft der Mobilität